Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verlaufen
(ahd. )1.1 veraltet ›laufend sich entfernen, verschwinden‹: die Menge verlief (Gotthelf); die Wasser werden verlaufen(Luther); ehe die güldene Quelle verlaufe (Luther); die Wasser gefroren, ehe sie verlaufen konnten (Goethe); metaphorisch an den Gebirgen verlief das Nachtmeer still"S018" (Jean Paul); dafür jetzt sich verlaufen (Luther); früher auch (sich) verlaufen von einem einzelnen Menschen, der den ihm zukommenden Aufenthaltsort verläßt: wo du dich von deinem Manne verlaufen hast (Luther) Dazu das länger bewahrte (aktive) Partizip Perfekt: ein sächsisches verlaufenes Fräulein(Lessing); mit meinem verlaufenen Weibe (Kotzebue); verlaufenes Gesindel (Goethe); der Fluß, übertragen ein Unternehmen verläuft im Sande, der Weg verläuft im Walde; heute sich verlaufen;
1.2sich erstrecken‹ (wohl erst 19. Jahrhundert) unter den nicht immer regelrecht verlaufenden gassen der stadt (Schubert; L059 DWb);
2 entsprechend auf Zeitliches bezogen: drei Tage verlaufen, sind verlaufen; die Krankheit verläuft normal, die Sache verlief der Erwartung gemäß; von längstverlaufenen Geschichten (Tieck);
3 sich verlaufensich im Gehen verirren‹;
4 veraltet mit von ver- abhängigem Akkusativ ›durch Dazwischenlaufen den Zugang zu etwas versperren‹: kommt herab den Midianitern entgegen und verlaufet ihnen das Wasser (Luther); jemanden den Weg verlaufen (L004 Johann Christoph Adelung). ⇓ "S183" Rückbildung
Verlauf (15. Jahrhundert). Ungewöhnlich nach Verlauf dieser Flutnachdem sie sich verlaufen hatte‹ (Goethe). Gewöhnlich zu verlaufen(2) auf Zeitliches bezogen: der Verlauf der Begebenheiten einer Krankheit; im Verlauf des Tages (Goethe) (üblicher im Laufe); nach Verlauf von zwei Tagen. ↑ "Lauf".
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