Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verlassen
(ahd. )1 gewöhnlich wie "lassen"(1.2): Vater und Mutter, das Haus, die Schule, Deutschland, die Welt verlassen. Mit sächlichem Subjekt: das Fieber, die Sinne verlassen einen, ein Buch verläßt die Presse; ›jmdm. seinen Beistand entziehen‹: jmdn. in der Not verlassen, er ist von Gott verlassen;
2 veraltet jmdm. etwas verlassen wie hinterlassen (↑ "lassen"[1.2]) ›vererben‹: mein Vater verließ mir ein schlechtes Vermögen (Rabener); Emilie wünschte ihren Sohn und ihr Vermögen ihrer Schwester verlassen zu können (Möser); Karl V. verließ seinem Nachfolger eine Gewalt (Schiller), dazu veraltet Verlassenschaft;
3 wie hinterlassen mit einem Auftrag, einer Anweisung als Objekt: das achte Exemplar für Meyer habe ich an Fräulein von Imhof abgegeben, wie unser Freund verlassen hat (Schiller). Frühneuhochdeutsch mit jmdm. verlassenverabreden‹: du weißt, wie wir [es] mit deinem Vater verlassen haben (Luther), dazu Verlaß(1) (s. unten);
4 selten wie "überlassen" (s. auch "lassen"[2]): die übrigen verließen ganz Obersyrien dem Überwinder (Haller); zu Vergnügungen verlaß ich Euch die Sorge für die Herde (Herder);
5 bis ins 18. Jahrhundert ›ablassen (durch Verkauf)‹: nach der Zeit wird kein Exemplar unter 5 Rtlr. verlassen werden (Lessing); den Preis, um welchen Sie es zu verlassen gedächten(Goethe, Briefe); so verläßt er sie auch ums halbe Geld (Musäus);
6 österreichisch ›vermieten‹;
7 an (4) anschließend sich auf jmdn. / etwas verlassenvertrauen‹ (mhd. mit an statt auf); dazu Verlaß(2), ↑ "zuverlässig". ⇓ "S183" Rückbildung
Verlaß
1 im Anschluß an verlassen(3) bis ins 18. Jahrhundert ›Verabredung‹: er nahm den Verlaß mit ihm, er solle ihm zu wissen tun (Musäus); das war nicht unser Verlaß (L004 Johann Christoph Adelung);
2 jetzt zu verlassen(7), gewöhnlich nur in auf sie, darauf ist (kein)Verlaß; zu verlassen(2)
verläßlichzuverlässig‹ (L003 Johann Christoph Adelung 1780).
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