Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verkehren
(mhd. )1 ›umkehren‹ (transitiv). Dabei kann noch der Sinn darin liegen, daß die Richtung, die man einer Sache gibt, falsch, verderblich ist, so besonders in dem adjektivisch gebrauchten Partizip Perfekt verkehrt (sprichwörtlich die Gelehrten, die Verkehrten Fischart). Früher üblich: die Augen verkehren wie verdrehen. Meist (vom Partizip abgesehen) übertragen gebraucht, wobei es sich teilweise mit verwandeln berührt, die reizende Lust verkehret unschuldige Herzen (Luther), weil ihr die Worte des lebendigen Gottes verkehret (Luther), wenn sie zur Ruhe kamen, verkehrten sie sich, Übel zu tun vor dir (Luther), öfter verkehrt das Geschick die Ordnung der Tage (Goethe); eure Traurigkeit soll in Freude verkehret werden (Luther), Gewohnheit gleicht Medusen, und für das Schönste selbst verkehrt sie uns in Stein (Wieland), alle die gesegneten deutschen Länder sind verkehret worden in Elender (A222 Friedrich Schiller, Wallensteins Lager 8);
2 speziell ›in Austausch, Umlauf bringen‹, Geld ist das allgemeine Mittel, den Fleiß der Menschen gegeneinander zu verkehren (I.Kant), meine verklungenen Leiden wieder als Drama zu verkehren (A075 Johann Wolfgang von Goethe,Brief vom 8.8.76); übertragen dem Sinne, mit dem die Kunst nichts zu verkehren hat(Schiller);
3 seit dem 18. Jahrhundert allgemein üblich intransitiv (mittelniederländ./ mittelniederdt) »Gemeinschaft, Umgang.. haben« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), mit jmdm. verkehren, zunächst auf geschäftliche Tätigkeit bezogen, bei jmdm. , an einem Orte verkehren. Wie wenn dieser Sinn aus transitiv 1"kehren" abgeleitet wäre, wird das Perfekt mit habenumschrieben, ungewöhnlich doch bist du wochenlang mit ihm verkehrt (Geibel).
Verkehr
1 J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741 Verkehr, gebrauchen einige für Commercium. ich habe keinen Verkehr mit ihm, hier schon ›persönlicher Umgang‹, aber wohl ursprünglich im geschäftlichen Sinn, vgl. L004 Johann Christoph Adelung »Handel und Wandel« (Warenverkehr, Geldverkehr); im späten 18. Jahrhundert auch schon abstrakt ›(wechselseitiger) Austausch‹ (wie franz. commerce de pensées usw.), ⇓ "S077" häufig noch Neutrum: ein geistiges verkehr(G.A.Bürger; L059 DWb);
2 ⇓ "S138" mit dem Bau der Eisenbahnen, Schiffahrtskanäle usw. seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts die heutige Hauptbedeutung, dazu bald zahlreiche Zusammensetzungen, z. B. Verkehrsstraße zunächst ›Eisenbahnlinie‹ 1847 (L059 DWb), Dampfverkehr, Frachtverkehr, Weltverkehr (L264 Daniel Sanders); die moderne bürgerliche Gesellschaft, die so gewaltige Produktions- und Verkehrsmittel hervorgezaubert hat (1848 Manifest der Kommunistischen Partei; A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels 2,824); Die drei Berliner Verkehrsunternehmen, Straßenbahn, Hoch- und Untergrundbahn, Omnibus, bilden eine Tarifgemeinschaft (A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 53); inzwischen Verkehrschaos, Verkehrsinfarkt (in Innenstädten, Wort des Jahres 1990), Verkehrsopfer, Verkehrsrowdy, Verkehrssünder usw.
3 Kurz für "Geschlechtsverkehr" (L298 Sprach-Brockhaus 1935). Zu Verkehr(1)
Verkehrssprache (1870 Hildebrand; L059 DWbs. v. kriegen), ⇓ "S208" bei L004 Johann Christoph Adelung vorbereitet Sprache des Verkehrs, anfangs ähnlich "Umgangssprache"(1), inzwischen meist ›internationales Verständigungsmittel‹ (wie z. B. Englisch).
2 speziell ›in Austausch, Umlauf bringen‹, Geld ist das allgemeine Mittel, den Fleiß der Menschen gegeneinander zu verkehren (I.Kant), meine verklungenen Leiden wieder als Drama zu verkehren (A075 Johann Wolfgang von Goethe,Brief vom 8.8.76); übertragen dem Sinne, mit dem die Kunst nichts zu verkehren hat(Schiller);
3 seit dem 18. Jahrhundert allgemein üblich intransitiv (mittelniederländ./ mittelniederdt) »Gemeinschaft, Umgang.. haben« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), mit jmdm. verkehren, zunächst auf geschäftliche Tätigkeit bezogen, bei jmdm. , an einem Orte verkehren. Wie wenn dieser Sinn aus transitiv 1"kehren" abgeleitet wäre, wird das Perfekt mit habenumschrieben, ungewöhnlich doch bist du wochenlang mit ihm verkehrt (Geibel).
Verkehr
1 J. L.L078 Johann Leonhard Frisch 1741 Verkehr, gebrauchen einige für Commercium. ich habe keinen Verkehr mit ihm, hier schon ›persönlicher Umgang‹, aber wohl ursprünglich im geschäftlichen Sinn, vgl. L004 Johann Christoph Adelung »Handel und Wandel« (Warenverkehr, Geldverkehr); im späten 18. Jahrhundert auch schon abstrakt ›(wechselseitiger) Austausch‹ (wie franz. commerce de pensées usw.), ⇓ "S077" häufig noch Neutrum: ein geistiges verkehr(G.A.Bürger; L059 DWb);
2 ⇓ "S138" mit dem Bau der Eisenbahnen, Schiffahrtskanäle usw. seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts die heutige Hauptbedeutung, dazu bald zahlreiche Zusammensetzungen, z. B. Verkehrsstraße zunächst ›Eisenbahnlinie‹ 1847 (L059 DWb), Dampfverkehr, Frachtverkehr, Weltverkehr (L264 Daniel Sanders); die moderne bürgerliche Gesellschaft, die so gewaltige Produktions- und Verkehrsmittel hervorgezaubert hat (1848 Manifest der Kommunistischen Partei; A186 Karl Marx/ A186 Friedrich Engels 2,824); Die drei Berliner Verkehrsunternehmen, Straßenbahn, Hoch- und Untergrundbahn, Omnibus, bilden eine Tarifgemeinschaft (A040 Alfred Döblin, Alexanderplatz 53); inzwischen Verkehrschaos, Verkehrsinfarkt (in Innenstädten, Wort des Jahres 1990), Verkehrsopfer, Verkehrsrowdy, Verkehrssünder usw.
3 Kurz für "Geschlechtsverkehr" (L298 Sprach-Brockhaus 1935). Zu Verkehr(1)
Verkehrssprache (1870 Hildebrand; L059 DWbs. v. kriegen), ⇓ "S208" bei L004 Johann Christoph Adelung vorbereitet Sprache des Verkehrs, anfangs ähnlich "Umgangssprache"(1), inzwischen meist ›internationales Verständigungsmittel‹ (wie z. B. Englisch).