Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verfolgen
(mhd. ) transitiv zu intransitiv "folgen", an dessen ursprüngliche Bedeutung angeschlossen, während "befolgen" sich auf das Handeln nach Vorschrift bezieht. Es kann sich damit die Vorstellung der feindseligen Absicht verknüpfen, insbesondere wenn das Objekt ein lebendes Wesen ist: den Feind, den Hirsch verfolgen, auch den Protestantismus, die Demokratie verfolgen, tyrannen, so die christen verfolgten(Luther; L059 DWb), substantivisch vor allem in den Wendungen politisch, rassistisch Verfolgte(r), nach 1945 auf die Opfer des Nationalsozialismus bezogen, Verfolgte(r) des Naziregimes. Ohne solche Nebenvorstellung einen Weg, eine Spur, einen Gedanken verfolgen; jmdn. mit den Augen verfolgen, die Vorgänge im Irak verfolgen; ›zu erreichen suchen‹: einen Zweck, eine Absicht verfolgen; ungewöhnlich meine Geschäfte zu verfolgen (Goethe). Aus der transitiven Verwendung wird auch die im 18. Jahrhundert übliche scheinbar intransitive ›in der Rede fortfahren‹ hervorgegangen sein, der Kalender verfolgte: »ich gebe zu«(Wieland); »Und dann«, verfolgte Loucas (Bode); und so verfolgt' er die Rede (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Reineke Fuchs 5,58).Verfolgungswahn im L059 DWb1888 Verfolgungswahnsinn »krankhafte furcht vor verfolgung«, daraus gekürzt (L218 Muret/ Sanders 1905);
Verfolg Mask. , mhd. vervolc, dann wieder nach Mitte des 18. Jahrhunderts belebt; ›Verlauf, Zusammenhang der Begebenheiten‹ und ›Darstellung eines solchen Zusammenhangs‹, wie sie [eine Szene] mitten im Verfolge sich ausnimmt (Herder). Daneben im 18. Jahrhundert ›das Folgende, die Fortsetzung‹: in dem Verfolge der angezogenen Stelle (Lessing); Verfolg und Beschluß der geheimen Begebenheiten der Danae (Wieland); der Verfolg [des Manuskriptes] kommt ungesäumt nach (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 24.9.18).
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