Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verdrießen
(ahd. daneben irthriazan, vgl. got. us-þriutan). Die ursprüngliche Bedeutung des jetzt nur in der Zusammensetzung erhaltenen gemeingermanischen starken Verbs scheint ›drängen‹ gewesen zu sein, und es ist daher wohl mit lat. trudo›ich stoße‹ verwandt, mhd. verdriezen unpersönlich: mich verdriuzet eines dingesich werde durch etwas bedrängt, mir wird etwas zuviel‹; ↑ "Überdruß"; ›Ärger bereiten, Verstimmung verursachen‹, jetzt statt des Genitivs der Subjektsnominativ. Häufig sich etwas nicht verdrießen lassensich nicht die gute Stimmung verderben lassen‹. Das Partizip verdrossen, während sonst kein Passiv gebildet wird, adjektivisch ›verstimmt‹. "Politikverdrossenheit" ↑ "Politik".Verdruß mhd. verdruzMißmut, Unzufriedenheit‹, auch scherzhaft ›Höcker‹; daneben früher (noch von Wieland und Schiller gebraucht) Verdrieß (wie Genieß neben "Genuß"); aus diesem im 15. Jahrhundert abgeleitet
verdrießlich (früher seit dem 18. Jahrhundert auch verdrüßlich mit Anlehnung an Verdruß); sowohl ›Verdruß empfindend‹ als auch ›Verdruß erregend‹; ungewöhnlich das letztere in bezug auf Menschen, die Kinder Zeruja sind mir verdrießlich (A180 Martin Luther, 2.Samuel 3,39).
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