Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
verdrängen
(L308 Kaspar Stieler 1691) wird im späteren 18. Jahrhundert häufiger neben dem älteren starken Verb verdringen (mhd. ), das bald außer Gebrauch gerät, noch A222 Friedrich Schiller, Karlos 2,9: verstoßen, verworfen… Nein! Verdrungen nur… von einer Nebenbuhlerinn, dagegen glatz oder Schwedenkopf verdrängten die perrücke (Gotter; L059 DWb). Der häufige abstrakte Gebrauch begünstigte die Terminologisierung in der ⇓ "S180" Psychologie: der Zwiespalt zwischen dem Unbewußten und dem Bewußten –dem Verdrängten und dem Ich(S.A063 Sigmund Freud II,531). EntsprechendVerdrängung die Lehre von der Verdrängung, deren man in der Psychoneurotik bedarf, behauptet, daß solche verdrängte Wünsche noch existieren, gleichzeitig aber eine Hemmung, die auf ihnen lastet (ebenda 242); ⇓ "S144" nach 1945 besonders auf die Art des Umgangs mit der deutschen Geschichte seit 1933 bezogen: Die heute Zwanzigjährigen und Jüngeren leben immer noch im Schatten der Verleugnung und Verdrängung von Ereignissen, die wir nicht ungeschehen machen können(A.und M.A307 Alexander und Margarete Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern, Vorwort zur Ausgabe 1977, II).
(L308 Kaspar Stieler 1691) wird im späteren 18. Jahrhundert häufiger neben dem älteren starken Verb verdringen (mhd. ), das bald außer Gebrauch gerät, noch A222 Friedrich Schiller, Karlos 2,9: verstoßen, verworfen… Nein! Verdrungen nur… von einer Nebenbuhlerinn, dagegen glatz oder Schwedenkopf verdrängten die perrücke (Gotter; L059 DWb). Der häufige abstrakte Gebrauch begünstigte die Terminologisierung in der ⇓ "S180" Psychologie: der Zwiespalt zwischen dem Unbewußten und dem Bewußten –dem Verdrängten und dem Ich(S.A063 Sigmund Freud II,531). EntsprechendVerdrängung die Lehre von der Verdrängung, deren man in der Psychoneurotik bedarf, behauptet, daß solche verdrängte Wünsche noch existieren, gleichzeitig aber eine Hemmung, die auf ihnen lastet (ebenda 242); ⇓ "S144" nach 1945 besonders auf die Art des Umgangs mit der deutschen Geschichte seit 1933 bezogen: Die heute Zwanzigjährigen und Jüngeren leben immer noch im Schatten der Verleugnung und Verdrängung von Ereignissen, die wir nicht ungeschehen machen können(A.und M.A307 Alexander und Margarete Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern, Vorwort zur Ausgabe 1977, II).