Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
ur-
(got. us-, uz- ›aus, hinaus‹) entspricht in betonten Silben (in nominaler Zusammensetzung) dem ↑ "er-" der unbetonten Silben (in verbaler Zusammensetzung). Es haben sich nur wenige Zusammensetzungen mit ur- aus althochdeutscher und mittelhochdeutscher Zeit erhalten: "urbar", "Urfehde", "Urheber", "Urkunde", "Urlaub", "Ursache", "Ursprung", "Urteil". In diesen besteht kein Bewußtsein mehr für die ursprüngliche Bedeutung des Präfixes, doch ist in neuerer Zeit eine Bedeutung für ur- entwickelt worden, für die man wohl eine Anknüpfung an den Gebrauch in "Ursprung", "Ursache", "Urheber" suchen muß. In Zusammensetzungen mit Substantiven bezeichnet ur- das im Anfang Vorhandene, das unter Umständen die Grundlage für das Spätere gebildet hat: "Urbild", "Urschrift", Urvolk, Ursprache, Urmensch, Urstoff, "Urwelt", Urgebirge, Urgestein, "Urwald", Urheimat, Urbewohner, Ureinwohner, Urform, Urzustand, Urnacht, Uranfang, Urbeginn, Urkraft, Urquell, "Urgrund", Urwahl; in Verwandtschaftsbezeichnungen deutet es auf eine vorhergehende Stufe: Ureltern, Urvater (Patriarch), "Urahn"(e) ↑ "Ahn", Urgroßvater, Urgroßmutter, denen dann Urenkel nachgebildet ist (zum Wortfeld ↑ "Verwandtschaft"). Entsprechenden Sinn hat ur-in ↑ "urverwandt"; sonst dient es Adjektiven zur ⇓ "S056""S228" Verstärkung: uralt, urdeutsch (1784; L059 DWb), ureigen, urkräftig, urplötzlich (16. Jahrhundert; L059 DWb), urgemütlich, urkomisch; in der ⇓ "S211" Studentensprache war es besonders beliebt (urfidel usw.). ⇑ "urst", "urig".
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