Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
untertan
(ahd. ) Partizip zu einem sonst untergegangenen Verb, ahd. untartuon, mit der ursprünglichen Bedeutung von ↑ "tun". Als wirkliches Partizip noch bei Luther: wenn er aber saget, daß es alles untertan sei, ist's offenbar, daß ausgenommen ist, der ihm alles untertan [neuere Ausgaben untergetan] hat (1.Korinther 15,27). ⇓ "S006" Ursprünglich war es demnach auf dem zweiten Bestandteil betont, der Übergang in ein reines Adjektiv (und Substantiv) hat die Akzentverschiebung veranlaßt. Gewöhnlich nur prädikativ: jmdm. untertan sein, werden; sich etwas untertan machen im Sinne von ›sich etwas unterordnen‹: jedermann sei untertan der Obrigkeit(Luther); ungewöhnlich Beherrscher eines ihm untertanen Herzen(Lessing). Am üblichsten ist die SubstantivierungUntertan verkürzt aus mhd. undertane, ursprünglich schwach flektiert: einem meines Herrn Untertanen (Luther); in der neueren Sprache im Singular vorwiegend starke Formen: einen Untertan, eines Untertans; bereits frühneuhochdeutsch mit dem Nebensinn der Unterdrückung die unterthanen beschweren, pressen (1603; L059 DWb); seit der Aufklärung in der heute vorherrschenden abwertenden Bedeutung ›einem Obrigkeitsstaat unkritisch dienender Bürger‹, so im Titel des Romans von H.A182 Heinrich Mann Der Untertan (1918). R.Schneider, Die Begriffe gemeiner Mann, Untertan und Bürger in deutschen Wörterbüchern von 1561 bis 1811, in: L001 ABG34,1991,225–236;
Untertanenverstand in der Verbindung beschränkter Untertanenverstand 1838/ 42 G.Herwegh (L360 ZDW 8,3); die Weiterbildung
untertänig mhd. undertænec, mit untertan gleichwertig: daß die Moabiter David untertänig werden (Luther); dies alles ist mir untertänig(Schiller); oder in dem Sinn ›wie es einem Untertanen geziemt‹: untertänige Geschenke; häufig in der bis Anfang des 20. Jahrhunderts üblichen Grußformel von Briefen und in Anreden: Ew. Gnaden untertäniger Diener, untertänigst bitten; heute abwertend mit dem Nebensinn ›devot‹.
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