Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
unterstehen
ahd. untarstandan, mhd. understen, zu "unter"(2);1 feste Zusammensetzung
1.1 mit Dativ, wobei stehen einen andauernden Zustand bezeichnet: die Sache untersteht dem ordentlichen Gericht u.dgl.;
1.2frühneuhochdeutsch mit zu und Infinitiv, wobei stehen das Eintreten des Zustandes bezeichnet (↑ "stehen"[1]): und unterstunden [›unternahmen es‹], mich zu töten (Luther);
1.3 in gleichem Sinn sich unterstehen; ⇓ "S076" mit Genitiv (jetzt unüblich geworden): daß sich Philippus des Regiments unterstund (Luther); will des Verdiensts sich niemand unterstehen? (Wieland); vergib, daß ich des Worts mich unterstanden(Lenau); mit Ersetzung des Genitivs durch den Akkusativ eines Pronomens: was untersteht sich der Arme? (Luther); das werd' ich mich nimmer unterstehen(Schiller); mit zu und Infinitiv: niemand sol sich unterstehen dir zu schaden (A180 Martin Luther, Apostelgeschichte 18,10); so noch jetzt allgemein, aber mit dem Nebensinn, daß es sich um ein gewagtes, herausforderndes Unternehmen handelt, auch in der Drohung untersteh' dich!: Untersteh' dich und hau' mir meinen Herrn! (J.P.Hebel; L320 Trübner). ↑ "unterfangen";
2 unfeste Zusammensetzung, wobei stehenwieder das Eintreten des Zustandes bezeichnet: er ist untergestanden (unter ein Dach, einen Baum usw.); übertragen bei Freunden unterzustehen (Rilke; L337 WdG). Dazu ↑ "Unterstand".
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