Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
unterhalten
(15. Jahrhundert)1 zu "unter"(1) (franz. entretenir entsprechend in Mischung mit "unter"[2]; L059 DWb) als feste Zusammensetzung
1.1 (frühnhd.) ›die Existenz einer Person oder Sache sichern‹: ein Heer, Diener, eine Maitresse, Pferde unterhalten, Feuer auf dem Herd unterhalten (s. unten Unterhalt); seit dem 17. Jahrhundert häufiger ›aufrechterhalten, pflegen‹: freundschaftliche Beziehungen, Kontakte unterhalten;
1.2angenehm beschäftigen, einem die Zeit vertreiben‹; ohne nähere Bestimmung auf Gespräch bezogen, wobei (gegen Ende des 18. Jahrhunderts) die Vorstellung einer angenehmen Zeitverkürzung ganz schwinden kann, zunächst in Verbindungen wie jmdn. mit Gespräch (L308 Kaspar Stieler), mit Diskursen, mit Konversation unterhalten; dann auch reflexiv sich mit jmdm. unterhalten »für unterreden überhaupt« (L004 Johann Christoph Adelung); mit unpersönlichem Subjekt: das Spiel, die Musik unterhält sie. Dazu im 19. Jahrhundert Unterhalter, um 1920 Alleinunterhalter; ⇓ "S217" landschaftlich und umgangssprachlich auch ratschen (↑ "ratsch"), ⇑ "klönen", "schwatzen", "quatschen", "plauschen", "babbeln", "schnacken", "labern", "klatschen", "schlabbern", "quasseln", "plaudern", mit eher negativer Konnotation ↑ "tratschen" (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–9);
2 zu "unter"(2),
2.1 feste Zusammensetzung frühneuhochdeutsch ›stützen‹: Aron aber und Hur unterhielten ihm seine Hände (A180 Martin Luther, 2.Mose 17,12);
2.2 unfeste Zusammensetzung (frühnhd.): die Hände, ein Tuch, einen Napf unterhalten. Zu unterhalten(1.1)
Unterhalt als Bezeichnung des Mittels (frühnhd.), besonders "Lebensunterhalt", in Zusammensetzungen wie Unterhaltskosten (1681; L059 DWb), seit dem 19. Jahrhundert ⇓ "S181" juristisch Unterhaltsanspruch, Unterhaltspflicht usw.; dabei in Berührung mit Unterhaltung(1); früher zuweilen auch wie Unterhaltung(2): Dromer und Ferdinand setzten ihren Unterhalt fort (Gemmingen);
Unterhaltung
1 zu unterhalten(1.1) ›Lebensunterhalt‹ (A180 Martin Luther, Jeremia 52,34), überhaupt ›Erhaltung‹ von Truppen, Institutionen, Gebäuden, auch ›Pflege‹ von Beziehungen u.dgl.;
2.1 zu unterhalten(1.2) seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ›Zeitvertreib, Zerstreuung‹: Das Spiel, das Tanzen, die Musik sind unschädliche Unterhaltungen(L004 Johann Christoph Adelung); dazu Zusammensetzungen wie Unterhaltungsliteratur (R.Prutz, Über Unterhaltungsliteratur,1847), Unterhaltungsmusik, Unterhaltungssendung (im Radio, Fernsehen), Unterhaltungsindustrie;
2.2 in bezug auf Gespräch erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts von dem Aspekt ›Zeitvertreib‹ gelöst: sich mit jmdm. in eine Unterhaltung einlassen (L004 Johann Christoph Adelung); umgangssprachlich auch ⇑ "Klatsch", "Plausch", "Schnack", "Schwatz", Schwätzchen (↑ "schwatzen"), Klön, Ratsch, Tratsch (↑ "tratschen") (vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–10).
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