Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
unter-
1 Adjektivisch nur in flektierter Form, ahd. untaro, gebildet zu "unter"(2) wie früher überliefertes ober-zu "über". Auf Rangverhältnisse übertragen: die unteren Volksklassen, die unteren Schichten der Gesellschaft. das Unterste zuoberst kehrenauf den Kopf stellen, verwirren‹ (17. Jahrhundert);
2 durch Verschmelzung mit einem Substantiv sind Zusammensetzungen entstanden, in denen unter- zumindest heute eher adjektivisch aufgefaßt wird. Die Unterscheidung zwischen adjektivischem und adverbialem unter-ergibt sich leicht danach, ob der Gegensatz eine Zusammensetzung mit ober-oder mit über- ist. Vgl. "Unterwelt", Unterholz, Untergeschoß (vgl. ↑ "Erdgeschoß"), Unterlippe, Unterkiefer, Unterbiß, "Untermensch", "Untermieter", Unterzähne, Unterbett, Unterfutter (vgl. "unter"[2.1.2]), Unterkleid, "Unterrock", "Unterhose", Unterhemd, Unterwäsche, Unterzeug; Unteramt, "Unterhaus", Unterbeamter, Unterarzt, Unterleutnant, Untermann, Unteroffizier, Untersteiger, Untersteuermann, Untertasse, Unterton usw. In Unterarm, Unterschenkel, Unterleib, Unterkörper, Unterland, Unterlauf (eines Flusses) u. a. bezeichnet unter-den unteren Teil eines Gegenstandes. Die vergleichbaren althochdeutschen Zusammensetzungen haben teils "unter"(1), lat. inter (z. B. untarstuntaPause, Intervall‹), teils "unter"(2), lat. sub (z. B. untarkinniUnterkiefer, submentum‹, untarburgVorstadt, suburbanum‹), so daß für Zusammensetzungen dieser Art ursprünglich kaum von dem Adjektiv auszugehen ist (vgl. auch L059 DWb). Substantivisch
Unter Mask. für den Buben im Kartenspiel seit dem 16. Jahrhundert (entsprechend der "Ober").
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