Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Unart
(mhd. ) parallel mit unartig (s. unten) entwickelt. Ursprünglich allgemein ›schlechte Art‹ (↑ "Art"). Aus dieser Bedeutung erklärt sich auch der ⇓ "S033" bergmannssprachliche Gebrauch für die unbrauchbaren Teile des Erzes; übertragen bei Möser: so muß man des Mannes Seele, wenn sie eine Unart angenommen hat, so lange hämmern, bis sie einen reinen Schlacken gibt. Jetzt ⇓ "S029" eingeschränkt ›unartiges Benehmen‹: seiner Unart müde verließen graue Diener meinen Hof (A222 Friedrich Schiller, Karlos 2,6). Üblicher (seit 18. Jahrhundert) für eine einzelne, im Umgang unangenehme Eigenschaft, daher häufig im Plural: er hat viele Unarten. Früher auch auf Personen bezogen als Scheltwort, dann auch Maskulinum: gute Nacht, kleiner Unart (A. v.Arnim).unartig (mhd. ), noch frühneuhochdeutsch ›schlecht geartet‹: deiner unartigen Mutter (Luther); daß wir erlöset werden von den unartigen und argen Menschen (Luther); seit dem Mittelhochdeutschen auch ›ungesittet, grob‹, im Titel Der Unartige teutsche Sprachverderber (1643); seit mir meine Vorsicht einen so unartigen Streich gespielt hat (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,64,13). Seit Ende des 18. Jahrhunderts wie "ungezogen" mit Beschränkung auf Unschicklichkeit im Umgang, teils von Kindern, teils von Erwachsenen, im letzteren Fall sich mit unhöflich berührend.
(mhd. ) parallel mit unartig (s. unten) entwickelt. Ursprünglich allgemein ›schlechte Art‹ (↑ "Art"). Aus dieser Bedeutung erklärt sich auch der ⇓ "S033" bergmannssprachliche Gebrauch für die unbrauchbaren Teile des Erzes; übertragen bei Möser: so muß man des Mannes Seele, wenn sie eine Unart angenommen hat, so lange hämmern, bis sie einen reinen Schlacken gibt. Jetzt ⇓ "S029" eingeschränkt ›unartiges Benehmen‹: seiner Unart müde verließen graue Diener meinen Hof (A222 Friedrich Schiller, Karlos 2,6). Üblicher (seit 18. Jahrhundert) für eine einzelne, im Umgang unangenehme Eigenschaft, daher häufig im Plural: er hat viele Unarten. Früher auch auf Personen bezogen als Scheltwort, dann auch Maskulinum: gute Nacht, kleiner Unart (A. v.Arnim).unartig (mhd. ), noch frühneuhochdeutsch ›schlecht geartet‹: deiner unartigen Mutter (Luther); daß wir erlöset werden von den unartigen und argen Menschen (Luther); seit dem Mittelhochdeutschen auch ›ungesittet, grob‹, im Titel Der Unartige teutsche Sprachverderber (1643); seit mir meine Vorsicht einen so unartigen Streich gespielt hat (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,64,13). Seit Ende des 18. Jahrhunderts wie "ungezogen" mit Beschränkung auf Unschicklichkeit im Umgang, teils von Kindern, teils von Erwachsenen, im letzteren Fall sich mit unhöflich berührend.