Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
übrig
mhd. überec, aus "über" abgeleitetes Adjektiv;1 veraltet ›überschüssig, überflüssig‹: sie haben von ihrem Übrigen eingelegt (Luther); die da lassen ihr Übriges ihren Jungen (Luther); übrige Hitze habe ich nicht(Schiller); kein übriges Wort (Auerbach); er ist zum Doktor übrig klug(Wieland); noch in allgemeinem Gebrauch ein Übriges tunmehr als gefordert‹ (theologischen Ursprungs, vgl. die opera supererogationis);
2als Rest von einer größeren Quantität, einer größeren Anzahl geblieben‹, ↑ "über"(3.5): übrig sein, haben, bleiben, lassen, bleiben lassen, behalten; attributiv und substantivisch: sie huben die übrigen Brocken auf (Luther); die übrigen [noch nicht fortgeführten] Gefäße im Hause des Herrn (Luther); alle Übrigen [›Übriggebliebenen‹] von diesem bösen Volke(Luther); seine Übrigen [›die von den Seinigen übrig sind‹] (Luther); jetzt in abgeblaßtem Sinn synonym mit "ander-"; dazu "erübrigen", entübrigen; selten dafür einfaches übrigen (V. v.Scheffel, G.Keller); adverbiale Verbindung im übrigen »was noch zu sagen oder zu thun übrig ist« (L004 Johann Christoph Adelung), ›ansonsten‹ (L169 Matthias Kramer 1678), synonym mit übrigens(1): der als Herrnhuter im rufe stand, im übrigen aber ein stilles… leben führte (Schubart; L059 DWb); Im übrigen stelle ich fest, daß Sie wieder einmal die Krankheit in Schutz nehmen (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 313);
übrigens (Ende des 17. Jahrhunderts), vgl. "erstens" (↑ "erst");
1 Adverb »was noch davon zu sagen übrig ist« (L004 Johann Christoph Adelung), ›ansonsten, sonst‹ (noch 19. Jahrhundert), dafür heute im übrigen: ubrigens seyd versichert, daß (L169 Matthias Kramer 1702); Ich bot einem hiesigen guten, schonen, ubrigens unbedeutenden Madchen die Hand (A074 Johann Wolfgang von Goethe, 16,25 LH); und wenn ich Ihnen gleich kein Quartier anbieten kann… so sollen Sie doch übrigens auf das freundlichste empfangen seyn (A075 Johann Wolfgang von Goethe, IV 9,289); Mir ist übrigens alles recht sowohl wie das Stück gefällt, als was übrigens daraus entsteht(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 30.1.00); in einem übrigens unbewohnten Flügel (Holtei); was nur ansonsten als Rest noch hinzukommt, mag später als etwas empfunden worden sein, das nur beiläufig erwähnt wird, daher (zumeist in Aussagesätzen) der Gebrauch als
2"S002" Abtönungspartikel ›Sprecher zeigt an, daß er eine zusätzliche (Neben-)Bemerkung einfügt, deren Inhalt er beim Adressaten nicht als bekannt voraussetzt‹, ›nebenbei bemerkt‹ (wohl 18. Jahrhundert), satzeinleitend (mit Umstellung von Subjekt und Prädikat), nach dem flektierten Teil des Verbs, nach dem Dativ- oder Akkusativobjekt oder als Bestandteil eines Einschubes: Übrigens nichts für ungut (A060 Theodor Fontane, Stine 2,534); Ja, ja… Da fällt mir übrigens ein: erst das Geschäft und dann das Vergnügen (O.E.A108 Otto Erich Hartleben, Ausgewählte Werke III,90); Übrigens sehen Sie angeregt aus; als ob sie Hitze hätten (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 236); Ich muß übrigens gehen, und zwar schleunigst (ebenda 174); Später… kam auch Herr Vollmer, ein Radiohändler übrigens, zu uns in den Keller (A083 Günter Grass, Blechtrommel 651); heute auch
3"S079" Gliederungspartikel ›Sprecher zeigt (v. a. im Gespräch) einen plötzlichen Themenwechsel oder Gedankensprung an‹, ›apropos‹, vor dem eigentlichen Satzgefüge (dann ohne Umstellung von Subjekt und Prädikat): Uebrigens, was liegt mir an euch und eurem Urtheil (A030 Georg Büchner, Dantons Tod 1,53); Herbert stand und erlebte noch immer. »Übrigens«, sagte ich, »sind Sie irgendwie verwandt mit einem Joachim Henke, der einmal in Zürich studiert hat?« (M.A064 Max Frisch, Homo Faber 25); Ich geb Ihnen mal meine Nummer. Übrigens, ich heiße Tina (U.A313 Uwe Timm, Johannisnacht 109); häufig übrigens, was ich noch sagen wollte.
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