Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
überziehen
(mhd. )1 feste Zusammensetzung
1.1 zu transitiv "ziehen". Gewöhnlich zu "über"(2.2) mit einem von über abhängigen Akkusativ ›bespannen, bedecken‹: ein Bett, ein Sofa, einen Lehnstuhl überziehen; und sollst sie [die Lade] mit feinem Golde überziehen, inwendig und auswendig (Luther); eine Wand mit Gips überziehen (L004 Johann Christoph Adelung); schwarz überzogen waren alle Wände (Schiller); überzogene Mandeln (L004 Johann Christoph Adelung); der Alte überzog die Kohlen mit vieler Asche (Goethe); so dick sie sich mit Schminke überzog (Wieland). Dazu reflexiv mit intransitiver Funktion: der Himmel überzieht sich (mit Wolken); ein Stamm überzieht sich mit Moos; Apfelmus überzieht sich mit Schimmel. Vereinzelt etwas überziehen ›stärker ziehen, überbeanspruchen, etwas überwiegen‹: man sagt, bei Spröden überzieh' die Liebe doch die Vorsicht nie (Wieland);
1.2 erst im 20. Jahrhundert banktechnisch sein Konto überziehen nach engl. overdraw, das wohl auch die Bedeutungen ›übertreiben‹ (überzogene Kritik) und ›(die Zeit) überschreiten‹ (er überzog den Vortrag um 10 Minuten; eine um 30 Minuten überzogene Sendung) geliefert, zumindest verstärkt hat; dazu Überziehung;
1.3 zu intransitiv "ziehen". Gewöhnlich gleichfalls zu "über"(2.2) mit davon abhängigem Akkusativ: ein Land mit einem Heer, mit Krieg überziehen; Wolken überziehen den Himmel, Moos überzieht einen Stamm; schamröthe überzog ihr ganzes gesicht (La Roche; L059 DWb); sie erschraken, da sie die Wolke überzog(Luther);
2 unfeste Zusammensetzung
2.1 zu transitiv "ziehen": einen Rock überziehen, frisches Leinenzeug überziehen (über ein Bett). Umgangssprachlich jmdm. eins überziehen ›einen Schlag versetzen‹. Eigentümlich bei A075 Johann Wolfgang von Goethe ich hab' ihn gestern ein bißchen übergezogen ›aufgezogen‹? (Claudine 2; 38,134,27);
2.2 veraltet zu intransitiv "ziehen": von Berlin nach Leipzig überziehen (dafür jetzt "umziehen" oder übersiedeln).
Überzieher ›Herrenmantel‹, Ende des 19. Jahrhunderts zu überziehen(2.1), inzwischen auch ›Kondom‹.
Überzug (15. Jahrhundert) zu überziehen(1.1).
(mhd. )1 feste Zusammensetzung
1.1 zu transitiv "ziehen". Gewöhnlich zu "über"(2.2) mit einem von über abhängigen Akkusativ ›bespannen, bedecken‹: ein Bett, ein Sofa, einen Lehnstuhl überziehen; und sollst sie [die Lade] mit feinem Golde überziehen, inwendig und auswendig (Luther); eine Wand mit Gips überziehen (L004 Johann Christoph Adelung); schwarz überzogen waren alle Wände (Schiller); überzogene Mandeln (L004 Johann Christoph Adelung); der Alte überzog die Kohlen mit vieler Asche (Goethe); so dick sie sich mit Schminke überzog (Wieland). Dazu reflexiv mit intransitiver Funktion: der Himmel überzieht sich (mit Wolken); ein Stamm überzieht sich mit Moos; Apfelmus überzieht sich mit Schimmel. Vereinzelt etwas überziehen ›stärker ziehen, überbeanspruchen, etwas überwiegen‹: man sagt, bei Spröden überzieh' die Liebe doch die Vorsicht nie (Wieland);
1.2 erst im 20. Jahrhundert banktechnisch sein Konto überziehen nach engl. overdraw, das wohl auch die Bedeutungen ›übertreiben‹ (überzogene Kritik) und ›(die Zeit) überschreiten‹ (er überzog den Vortrag um 10 Minuten; eine um 30 Minuten überzogene Sendung) geliefert, zumindest verstärkt hat; dazu Überziehung;
1.3 zu intransitiv "ziehen". Gewöhnlich gleichfalls zu "über"(2.2) mit davon abhängigem Akkusativ: ein Land mit einem Heer, mit Krieg überziehen; Wolken überziehen den Himmel, Moos überzieht einen Stamm; schamröthe überzog ihr ganzes gesicht (La Roche; L059 DWb); sie erschraken, da sie die Wolke überzog(Luther);
2 unfeste Zusammensetzung
2.1 zu transitiv "ziehen": einen Rock überziehen, frisches Leinenzeug überziehen (über ein Bett). Umgangssprachlich jmdm. eins überziehen ›einen Schlag versetzen‹. Eigentümlich bei A075 Johann Wolfgang von Goethe ich hab' ihn gestern ein bißchen übergezogen ›aufgezogen‹? (Claudine 2; 38,134,27);
2.2 veraltet zu intransitiv "ziehen": von Berlin nach Leipzig überziehen (dafür jetzt "umziehen" oder übersiedeln).
Überzieher ›Herrenmantel‹, Ende des 19. Jahrhunderts zu überziehen(2.1), inzwischen auch ›Kondom‹.
Überzug (15. Jahrhundert) zu überziehen(1.1).