Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
überzeugen
mhd. überziugen; zunächst1durch Zeugen oder Beweismittel überführen‹ (siehe "zeugen"[5]): das macht seine eigene Bosheit, die ihn überzeugt und verdammt (Luther); was sollte der arme Inquisit tun, da er überzeugt war (Rabener); jmdn. einer Unwahrheit überzeugen(L004 Johann Christoph Adelung);
2 allmählich seit dem 16. Jahrhundert, gewöhnlich seit dem 18. Jahrhundert drückt es die Einwirkung aus, die durch Beweise auf den Glauben der als Objekt gesetzten Person hervorgebracht wird. Gewöhnlich jmdn. von etwas überzeugen; selten mit Genitiv, aber häufiger bei A075 Johann Wolfgang von Goethe: eines Bessern überzeugen (II 2,233), seid meines herzlichen Anteils überzeugt (Brief vom 4.12.85), Ew. Durchlaucht überzeugen mich Ihrer fortdauernden Gnade (Brief vom 21.2.11). Reflexiv sich von etwas überzeugen und dazu als Resultat überzeugt sein. Neben dem Partizip früher öfters der Genitiv: der Unveränderlichkeit meines Herzens für dich bist du überzeugt(J.Müller); je überzeugter sein Verstand einer immer besseren Zukunft sich fühlet (Lessing); auch ursprünglich genitivisch es: ich bin es überzeugt (Wieland, Goethe) ⇑ "überführen", "überreden".
Überzeugung (16. Jahrhundert) schließt sich gewöhnlich an sich überzeugen und überzeugt sein an; »von der klaren und bestimmten Empfindung, daß es uns unmöglich ist, ein Ding anders zu begreiffen, als wir es begreiffen« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Der Brustton der Überzeugung gibt einen hohlen Klang (A230 Arthur Schnitzler, Prof.Bernhardi 5); dazu um 1815
Überzeugungstreue, die L033 Joachim Heinrich Campe 1811 noch fehlt (L181 Otto Ladendorf 319); ⇓ "S149" neu (L056 Duden 171973)
Überzeugungstäterwer aus politischen, religiösen Motiven straffällig wird‹.
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