Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
überreden
(mhd. ) zu "über"(2.4). Man verbindet jetzt gewöhnlich damit den Sinn ›jmdn. zu einem Entschluß bewegen‹; früher ebenso gebräuchlich ›jmdn. zu einer Meinung bewegenFast überredst du mich zu deiner Meinung (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 4,4). Dabei wird es nicht selten in Gegensatz zu ↑ "überzeugen" gesetzt: überzeuge mich, ja überrede mich nur, daß sie ein gutes Mädchen war(A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre 23,88). Veraltet mit Genitiv: ich kann mich dessen nicht überreden (L004 Johann Christoph Adelung); statt dessen früher auch doppelter Akkusativ: das wirst du sie nicht überreden(Goethe); der Mensch ist gemacht, daß man ihn das Abenteuerlichste überreden kann (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Werther 19,73,10). Weiterhin wurde früher der Akkusativ der Person durch den Dativ ersetzt: er überredet es auch dem alten Capandro (Lessing); wenn wir's dem Herrn nur überreden (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 3,1); ich konnte mir nicht überreden, daß Sie fehlen würden (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 25.3.02). Auch reflexiv: freilich kostet es Kunst, sich selbst zu überreden, daß man glücklich ist, aber welches Glück besteht denn auch in etwas mehr, als in unserer Überredung? (Lessing). EntsprechendÜberredung (2. Hälfte des 16. Jahrhunderts; L059 DWb); als Zustandsbezeichnung
1 synonym mit "Überzeugung": ich bestärke ihn in dieser Überredung (Wieland); meine Überredung, daß sie kein lebloses Bild, sondern nur bezaubert sei (Wieland); so veraltet, als Tätigkeitsbezeichnung noch heute
2 Gegensatz zu "Überzeugung": die überredung würket beyfall und glauben, die überzeugung… kenntnis der wahrheit (L313 Johann Georg Sulzer; L059 DWb), dazu Überredungskunst (Mitte des 18. Jahrhunderts; L059 DWb).
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