Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
überlaufen
(ahd. )1 feste Zusammensetzung mit einem von "über" abhängigen Akkusativ
1.1über etwas hinlaufen‹: das Land soll ganz wie mit einem Wasser überlaufen werden(Luther); Schlingstauden, womit die Wälder durchwachsen und überlaufen waren (G.Forster). Besonders ein Schauder überläuft einen und unpersönlich mich überläuft es heiß/ kalt (vgl. A222 Friedrich Schiller, Der Gang nach dem Eisenhammer), mich überläuft's (Goethe). Ferner eine Rechnung, einen Brief (mit dem Blick) überlaufen (mhd. ): Wilhelm überlief die Blätter mit schnellen Blicken (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wanderjahre 25.1,101,12); indem er die Lage [des Dorfes] mit den Augen überlief (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,72,4);
1.2 jmdn. überlaufen ähnlich wie "überfallen", aber zugleich mit der Vorstellung lästiger Häufigkeit (frühnhd.): er wird von Bettlern, Bittstellern überlaufen: daß man seine Freunde des Tags ein paarmal überliefe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 17.9.17);
1.3 früher selten, jetzt im Sport ›im Lauf überholen‹;
2 unfeste Zusammensetzung
2.1 auf Ortswechsel bezogen am üblichsten in zum Feinde überlaufen (1618; L059 DWb);
2.2 auf das Überschreiten einer Grenze bezogen (vgl. "übergehen"[2.2]): das Wasser, die Milch läuft über;
die Galle läuft einem über (↑ 1"Galle"); übertragen bis ihre Herzensmeinungen überlaufen (Schiller): daneben mit Subjektverschiebung das Gefäß läuft über. Alemannisch aber auch als feste Zusammensetzung: wenn das Maß voll ist, so überläuft es(Pestalozzi); desto brausender überläuft er (der Bergbach) (J.P.Hebel). Zu überlaufen(2.1) ⇓ "S136" militärisch
Überläufer (15. Jahrhundert).
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