Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Überfluß
mhd. übervluz zu "überfließen"(2), wohl nach lat. superfluitas. Selten als Vorgangsbezeichnung, ich wäre aus Überfluß des Herzens imstande gewesen, ihnen mein geheimes Tagebuch vorzulesen (Thümmel); was der frohe Mut mich sprechen ließ im Überfluß des Herzens (Schiller). Gewöhnlich, wie schon mittelhochdeutsch, als Resultatsbezeichnung übertragen, Gegensatz ↑ 2"Mangel": Der Dichter muß rasend werden, wenn du ihm die Synonyme raubst; er lebt vom Überfluß (A121 Johann Gottfried Herder 1,170), im Überfluß schwimmen(1764; L059 DWb), etwas von seinem Überflusse abgeben usw.; bei Luther Überfluß treiben wie jetzt Luxus treiben; westliche Überflußgesellschaft; phraseologisch zum Überflußüberflüssigerweise, obendrein‹ (Luther), heute meist zu allem Überfluß; darum scheint es ein Überfluß, unsern Kreis aufs Neu' euch zu empfehlen(Goethe).überflüssig (mhd. ) wohl nach lat. superfluus;
1 entsprechend Überfluß anfangs wohl mehr ›überfließend, überreichlich‹; den beiden verschiedenen Arten von Subjekten neben (über)fließen entsprechend auch mit zweifacher Beziehung: ein voll, gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß daß ihr so gute Weide habt und so überflüssig, daß ihr es mit Füßen tretet(Luther); noch A177 Gotthold Ephraim Lessing: der Sänger des Messias hat überflüssige Schönheiten als daß man ihm welche andichten müsse, die keine sind (15. Brief; 5,79), es ist eine überflüssige Höflichkeit von Eurer Herrschaft (Minna 1,9); ebenso A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,12051. Am längsten wird es so adverbial verwendet: wenn mir diese Absicht geglückt sei, so fände ich mich überflüssig bezahlt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 43,87);
2 seit dem 18. Jahrhundert herrscht die schon bei Luther vereinzelt erscheinende Bedeutung ›unnötig, zwecklos‹: ich komme hier mir überflüssig vor (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Erwin und Elmire 243);
so überflüssig wie das fünfte rad am wagen(Moltke; L059 DWb).
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