Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
überall
ahd. ubaral, Verschmelzung der Präposition "über" mit substantivischem "all". Es drückt anfangs aus, daß sich etwas über das Ganze einer Sache erstreckt, daß eine Behauptung ausnahmslos gilt; es steht also z. B. in Fällen, wo wir jetzt insgesamt oder ↑ "durchaus" setzen würden. Von hier aus haben sich zwei Verwendungsweisen entwickelt;1 der jetzige schriftsprachliche Gebrauch ist ausgegangen von Fällen, in denen es neben einer Ortsbestimmung stand. Schon im Mittelhochdeutschen konnte man sagen in dem lande überal ›in dem ganzen Land, keinen Teil davon ausgenommen‹, was dann schon dasselbe ist wie unser überall in dem Land. Weiterhin hat sich dann der lokale Bezug an überall selbst angeheftet, und es wurde so auch ohne eine andere Ortsbestimmung gebraucht, das früher übliche "allenthalben" zurückdrängend. Redensartlich er ist überall und nirgends ›überall, wo er nicht sein sollte, und nirgends, wo er sein sollte‹. Poetische Verstärkung ist allüberall (G.A.A032 Gottfried August Bürger, Lenore). Richtungsangaben: überallhin, überallher (1723 bzw. 1729; L059 DWb);
2 landschaftlich synonym mit "überhaupt" in negativen Sätzen (wozu auch solche mit nurzu rechnen sind) sowie in Frage- und Bedingungssätzen: du sollst mir nichts überall geben (Luther); er hatte überall nichts von ihr in Erfahrung gebracht (Lessing); wozu überall ein Gewand?(Wieland); daß ich überall an keine Götter glaube (Claudius); es entstand schon vorher die Frage, ob überall ein Christ das Theater besuchen dürfe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Deutsches Theater 1813); nur unter der Bedingung kann ich mich überall damit befassen (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 3,3); verzeiht, daß ich euch überall mit einer so traurigen Geschichte behelligt habe (Tieck); wenn dies überall in so kurzer Zeit möglich sei (H. v.Kleist); ohne alle Rücksicht auf entferntere Familienglieder (nähere lebten überall nicht mehr)(Mörike). Bei Schiller nicht selten. Im positiven Behauptungssatz, aber doch durch einen folgenden abhängigen Fragesatz bedingt, bei Wieland: sie mögen vielleicht überall in Zweifel ziehen, ob die Weiber Seelen haben.
ahd. ubaral, Verschmelzung der Präposition "über" mit substantivischem "all". Es drückt anfangs aus, daß sich etwas über das Ganze einer Sache erstreckt, daß eine Behauptung ausnahmslos gilt; es steht also z. B. in Fällen, wo wir jetzt insgesamt oder ↑ "durchaus" setzen würden. Von hier aus haben sich zwei Verwendungsweisen entwickelt;1 der jetzige schriftsprachliche Gebrauch ist ausgegangen von Fällen, in denen es neben einer Ortsbestimmung stand. Schon im Mittelhochdeutschen konnte man sagen in dem lande überal ›in dem ganzen Land, keinen Teil davon ausgenommen‹, was dann schon dasselbe ist wie unser überall in dem Land. Weiterhin hat sich dann der lokale Bezug an überall selbst angeheftet, und es wurde so auch ohne eine andere Ortsbestimmung gebraucht, das früher übliche "allenthalben" zurückdrängend. Redensartlich er ist überall und nirgends ›überall, wo er nicht sein sollte, und nirgends, wo er sein sollte‹. Poetische Verstärkung ist allüberall (G.A.A032 Gottfried August Bürger, Lenore). Richtungsangaben: überallhin, überallher (1723 bzw. 1729; L059 DWb);
2 landschaftlich synonym mit "überhaupt" in negativen Sätzen (wozu auch solche mit nurzu rechnen sind) sowie in Frage- und Bedingungssätzen: du sollst mir nichts überall geben (Luther); er hatte überall nichts von ihr in Erfahrung gebracht (Lessing); wozu überall ein Gewand?(Wieland); daß ich überall an keine Götter glaube (Claudius); es entstand schon vorher die Frage, ob überall ein Christ das Theater besuchen dürfe (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Deutsches Theater 1813); nur unter der Bedingung kann ich mich überall damit befassen (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 3,3); verzeiht, daß ich euch überall mit einer so traurigen Geschichte behelligt habe (Tieck); wenn dies überall in so kurzer Zeit möglich sei (H. v.Kleist); ohne alle Rücksicht auf entferntere Familienglieder (nähere lebten überall nicht mehr)(Mörike). Bei Schiller nicht selten. Im positiven Behauptungssatz, aber doch durch einen folgenden abhängigen Fragesatz bedingt, bei Wieland: sie mögen vielleicht überall in Zweifel ziehen, ob die Weiber Seelen haben.