Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
üben
ahd. uoben, mhd. üeben (mitteldt./ oberdt. uoben), altgermanisches Wort des Ackerbaus und Opfers mit Verwandtschaft in anderen indogermanischen Sprachen (lat. opus›Werk‹, operari ›handeln, opfern‹, altindisch ápas- ›Werk‹);1 im älteren Deutschen herrscht die weite Bedeutung, die den Zusammensetzungen ⇑ "ausüben", "verüben" zugrunde liegt; üben bezieht sich also allgemein auf die Verrichtung einer Tätigkeit. In der älteren Zeit kann als Objekt der Gegenstand stehen, der bearbeitet oder in Tätigkeit gesetzt wird, der Magnet zieht am meisten, wenn er geübt wird (Herder). Bei persönlichem Objekt nähert sich die Bedeutung öfters der von ›quälen‹ oder ›auf die Probe stellen‹, so hart des Schicksals Heer auch ihre Tugend übe (Wieland). Auch noch in der neueren Sprache steht als Objekt eine Fähigkeit, eine Eigenschaft, die in Tätigkeit gesetzt wird, oder ein Resultat der Tätigkeit, jetzt noch, besonders in gehobener Sprache, Gerechtigkeit, Gnade, Milde, Barmherzigkeit, Rache üben. Entschieden veraltet sind biblische Verbindungen (Luther) wie seinen Willen, das Gesetz, Gericht, Strafe üben. Beispiele für heute veralteten Gebrauch aus späterer Zeit: daß sie ihren höllischen Mutwillen an unserem Verderben üben (Goethe); üb' immer Treu und Redlichkeit (Hölty); daß sie die Macht allein, nicht die Gerechtigkeit geübt (Schiller); das Jahr übt eine heiligende Kraft(Schiller); was recht ist und ritterlich, das darf ich üben (Schiller); den Reigen üben (Lenau). Dazu ↑ "üblich";
2 abgeleitet seit dem 16. Jahrhundert die heutige Bedeutung ›in Tätigkeit setzen zur Erwerbung einer Fähigkeit, ausbilden‹, seine Hände, seine Augen, das Gedächtnis, am häufigsten sich üben, aber auch einfach üben ›durch Wiederholung geschickt zu werden versuchen‹. Statt jmdn. üben jetzt einüben.Das Partizip geübt schließt sich meist an das Reflexivum an. Junger Gebrauch (20. Jahrhundert) ist, das, wozu man sich die Fähigkeit erwirbt, als Objekt zu setzen: ein Lied, eine Szene, einen Handgriff üben; doch schon Goethe (L059 DWb): bliesen bei tafel die geübten motetten. Zu üben(2) jetzt
Übung (ahd. ) Klavierübung, Stilübung, Turnübung, Truppenübung.
ahd. uoben, mhd. üeben (mitteldt./ oberdt. uoben), altgermanisches Wort des Ackerbaus und Opfers mit Verwandtschaft in anderen indogermanischen Sprachen (lat. opus›Werk‹, operari ›handeln, opfern‹, altindisch ápas- ›Werk‹);1 im älteren Deutschen herrscht die weite Bedeutung, die den Zusammensetzungen ⇑ "ausüben", "verüben" zugrunde liegt; üben bezieht sich also allgemein auf die Verrichtung einer Tätigkeit. In der älteren Zeit kann als Objekt der Gegenstand stehen, der bearbeitet oder in Tätigkeit gesetzt wird, der Magnet zieht am meisten, wenn er geübt wird (Herder). Bei persönlichem Objekt nähert sich die Bedeutung öfters der von ›quälen‹ oder ›auf die Probe stellen‹, so hart des Schicksals Heer auch ihre Tugend übe (Wieland). Auch noch in der neueren Sprache steht als Objekt eine Fähigkeit, eine Eigenschaft, die in Tätigkeit gesetzt wird, oder ein Resultat der Tätigkeit, jetzt noch, besonders in gehobener Sprache, Gerechtigkeit, Gnade, Milde, Barmherzigkeit, Rache üben. Entschieden veraltet sind biblische Verbindungen (Luther) wie seinen Willen, das Gesetz, Gericht, Strafe üben. Beispiele für heute veralteten Gebrauch aus späterer Zeit: daß sie ihren höllischen Mutwillen an unserem Verderben üben (Goethe); üb' immer Treu und Redlichkeit (Hölty); daß sie die Macht allein, nicht die Gerechtigkeit geübt (Schiller); das Jahr übt eine heiligende Kraft(Schiller); was recht ist und ritterlich, das darf ich üben (Schiller); den Reigen üben (Lenau). Dazu ↑ "üblich";
2 abgeleitet seit dem 16. Jahrhundert die heutige Bedeutung ›in Tätigkeit setzen zur Erwerbung einer Fähigkeit, ausbilden‹, seine Hände, seine Augen, das Gedächtnis, am häufigsten sich üben, aber auch einfach üben ›durch Wiederholung geschickt zu werden versuchen‹. Statt jmdn. üben jetzt einüben.Das Partizip geübt schließt sich meist an das Reflexivum an. Junger Gebrauch (20. Jahrhundert) ist, das, wozu man sich die Fähigkeit erwirbt, als Objekt zu setzen: ein Lied, eine Szene, einen Handgriff üben; doch schon Goethe (L059 DWb): bliesen bei tafel die geübten motetten. Zu üben(2) jetzt
Übung (ahd. ) Klavierübung, Stilübung, Turnübung, Truppenübung.