Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Typus
um 1600 < lat. typus( < griech. týpos ›Schlag, Prägung, Muster‹), zunächst in lateinischer Flexion als theologisches Fachwort besonders der Bibelexegese;1Person oder Ereignis im Alten Testament, symbolhaft auf das Neue Testament vorausdeutend‹ (s. unten Typologie);
2.1 seit dem 18. Jahrhundert fachsprachlich in Botanik, Zoologie, ⇓ "S041" Chemie, Psychologie usw., aber auch in Kunst und Literatur (Plural Typen) ›in verschiedenen Erscheinungsformen wiederzuerkennendes (abstraktes) Grundmuster, Urbildich war völlig überzeugt, ein allgemeiner, durch Metamorphose sich erhebender Typus gehe durch die sämtlichen organischen Geschöpfe durch(1790 Goethe; L043 Richard Dobel); Typus weiblicher Schönheit (1787 Matthisson; L081 FWb);
2.2Person, Figur oder Ding als Inbegriff, beispielhafte Verkörperung bestimmter Eigenschaftenihre [der Fabel] charaktere sind lebendig-fortwährende ewige typen, die… uns lehren (Herder; L059 DWb); er ist der wahre typus eines österreichischen offiziers(1843 Droste-Hülshoff; L059 DWb); vgl. Typenkomödie; heute für Typus(2.2) meist
Typseit Anfang des 20. Jahrhunderts (L218 Muret/ Sanders 1905), ersetzt anfangs konkurrierendes Typus(2.1) (Archetyp [Tiefenpsychologie], Realtyp/ Idealtyp [Soziologie], Genotyp/ Phänotyp[us] [Genetik]) und besonders Typus(2.2) Einige Rollen können zur Karikatur verführen… Es genügt, daß es Typen sind (M.A064 Max Frisch, Andorra 561 Anm.); umgangssprachlich individualisierend ›Kerl, Mensche flotte, e schlechte Typ (⇓ "S211" studentensprachlich 1910; L115 Helmut Henne/ L115 Georg Objartel 5,310), wie schon früher der Plural Typen: kamen… ein paar annehmbare typen des weges (1895; L059 DWb), s. unten Type; besonders auch ⇓ "S220" technisch ›Bauart, Modell‹, z. B. in Schiffstyp (1904; L081 FWb), Haustyp, Autotyp, Typenklasse, Typenreihe; übertragen (sie) ist mein Typ;
TypeFem. 18. Jahrhundert < franz. type Fem. ;
1(gegossener) Druckbuchstabe, Letter‹, dann v. a. ›Schriftart (beim Druck)die Hammer-Unziale… in dieser Type hatte Conny eine Verlobungsanzeige gedruckt (S.A176 Siegfried Lenz, Heimatmuseum 228), meist Plural Typen; im 19. Jahrhundert auch
2.1Person als Typus(2.2)‹ Eine treue Type der idealen Dienergestalt (L264 Daniel Sanders 1871), heute veraltet; im 20. Jahrhundert analog Typ
2.2Mensch von auffallender Art‹, eher negativ Er ist in einer Gruppe… meist die Type, die als erste deutlich wird; er kann nicht anders: er muß sich hervortun (B.A254 Botho Strauß, Paare 42); zu Type(1)
Typographie < griech.-lat. typographia, »Buchdruckerkunst« (L111 Johann Christian August Heyse 1807);
typisch 18. Jahrhundert nach lat. typicus, zunächst theologisch (1773 Nicolai; L059 DWb) und auch weiterhin analog Typus, Typ entwickelt (s. oben); in seiner erscheinung war er klein und fein, typischer Sachse (Fontane; L059 DWb);
Typologie (L286 Friedrich August Schröter 1800) < griech.-lat. typologia, seit ca. 1900 häufiger;
1 theologisch ›Lehre vom Typus(1)‹ entsprechend älterem Typik (vgl. 3L252 RGG); dann in der ⇓ "S180" Psychologie und heute u. a. auch in den Geisteswissenschaften
2Lehre von den Grundformen, den Typen(2.1)‹ bzw. ›systematische Einteilung nach Typen(2.1)‹ (s. oben Typus), vgl. ↑ "Klassifikation".
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