Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Turm
(mitteldt.) mundartliche Nebenform Turn (ahd. / mhd. die gewöhnliche Form); < lat. turrisüber altfranz. tornele, mittelfranz. tournelle; in lokaler Hinsicht: Lasst vns eine Stad vnd Thurn bawen / des spitze bis an den Himel reiche (A180 Martin Luther, 1.Mose 11,4), der Schiefe Turm von Pisa, bei A075 Johann Wolfgang von Goethe der hängende Thurm (Tagebücher III,1,310), die Stadt mit ihren hohen Thurnen(L169 Matthias Kramer); mit Blick auf seine Funktion: Einen in den Turm [›ins Gefängnis‹] stecken (L308 Kaspar Stieler), auf des Thurmes Glockenstube (A222 Friedrich Schiller Glocke), auf seine Höhe es rauscht so um der Thürme Kronen / Sanfter Schwalben Geschrei (A131 Friedrich Hölderlin, Und mitzufühlen das Leben), zur Bezeichnung von Einsamkeit: Da im Thurm … / todt erklärt doch lebt noch immer / unser Dichter Hölderlin (P.A277 Peter Weiss, Hölderlin 8); speziell »in dem Schachspiele« (L003 Johann Christoph Adelung 1780) ›Figur, die senkrecht oder waagerecht zieht oder schlägt‹.türmen1"S087"
1 frühneuhochdeutsch und noch ⇓ "S195" schweizerisch ›in den Turm (als Gefängnis) sperren‹;
2 allgemein in neuerer Sprache ›hoch (wie zu einem Turm) aufschichten‹, transitiv; ursprünglich auf Gebäude bezogen: türmt er der Mauern Wall (Schiller); dann auch Leichen, Wellen übereinander türmenusw.; entsprechend reflexiv sich in die Hohe türmen (L308 Kaspar Stieler); so literarisch intransitiv, am häufigsten im Partizip Präsens: mit türmender Woge(Klopstock), die türmenden Alleen (Wieland);
3 das Partizip Perfekt getürmt auch ›mit Türmen versehen‹;
Türmer (veraltet) ›Turmwächter‹ (mhd. turner).
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Ansicht: Turm