Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
tschüs
auch tschüß, um 1900 aus zu tjüs verkürztem niederdt. adjüs, atschüs, wallon. adjuus, verwandt mit franz. adieu (↑ "ade"), wohl über adies (18. Jahrhundert) aus in der Seemannssprache beliebtem span. adiós (›zu Gott‹); ⇓ "S209" Sprechhandlungspartikel, ursprünglich allgemein norddeutscher Abschiedsgruß, seit 1914/ 15 unter sprachpuristischem Einfluß in Konkurrenz zu Auf Wiedersehen (↑ "wiedersehen") zunächst nur noch überwiegend vertraulich, dann seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts über die Jugend- und ⇓ "S211" Studentensprache allgemein geworden; heute auch unter weniger Bekannten immer üblicher und sich im deutschen Sprachraum weiter ausdehnend: »Tjüs«, sagt Batzke (1934 A054 Hans Fallada, Blechnapf 286); »Was bist du eigentlich für ein Mensch?« fragte er. »Ich bin ein Clown«, sagte ich, »und sammle Augenblicke. Tschüs.« Ich legte auf (1963 A018 Heinrich Böll, Ansichten 4, 261); als Gesprächsabschluß üblich na dann (bzw. denn) tschüs: Na dann tschüs, sagte meine Tochter (1990 Ch.A317 Christa Wolf, Was bleibt 106); seit der deutschen Vereinigung nach ostdeutschem Vorbild auch im Westen immer häufiger in der Diminutivform Tschüssi. T.Schürmann, »›Adieu‹ und ›tschüs‹ im Deutschen«, in: L217 MuSpra 104 (1994), 260–270, ⇑ "ade", "servus", "tschau", "wiedersehen" (L066 Jürgen Eichhoff, Karte 48).
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