Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
trinken
ahd. trinkan, gemeingermanisches starkes Verb (got. drigkan, engl. drink), ohne sichere außergermanische Verwandtschaft; frühneuhochdeutsch und später noch literarisch mit (partizipialem) Genitiv (↑ "essen"): er trank des schwärzlichen Blutes (Voß); ›Flüssigkeit zuführen‹: aus einem Becher… trincken (L169 Matthias Kramer), Brunnen trinken »die Brunnenkur brauchen« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), häufig in der Verbindung essen und trinken (got.), im Sprichwort essen und trincken hält leib und seel zusammen (1752; L059 DWb); zur Bezeichnung von Geselligkeit: Mit einanderen Trincken (L200 Josua Maaler), last uns gehen eins zu trincken, auf eines seine Gesundheit trincken (L169 Matthias Kramer), auf jmdn. trinken; einen über den Durst [›zuviel‹] trinken (1647; L059 DWb); zur Bezeichnung großer Mengen etwas wie Wasser trinken (A180 Martin Luther, Hiob 34,7); mit Angabe der Wirkung wie antrinken: laszt uns… muth trinken (Klinger; L059 DWb), sich einen Rausch trincken (L305 Christoph Ernst Steinbach), übertragen Die Welten trinken und tränken / sich Rausch zu neuem Raum (A010 Gottfried Benn, Quartär); auf das Getränk bezogen, reflexiv lobend der Wein läßt sich trincken (L169 Matthias Kramer);
erst abwarten und dann tee trinken (1917; L059 DWb) als Warnung vor vorschnellem Handeln; speziell vom Säugen: sie ihm [dem weinenden Kind] zu trincken gab (Opitz; L059 DWb); intransitiv zur Bezeichnung gewohnheitsmäßigen Trinkens (mittelniederdt.; L059 DWb) wann er nicht trancke (L169 Matthias Kramer); auf die Erde bezogen ›rasch aufnehmenwann die erd… trinckt den… regen (1466; L059 DWb); übertragen abstrakt von der geistigen Aufnahme aus der quell der kunst trinken(Fischart; ebenda), Freude trinken alle Wesen / An den Brüsten der Natur (A222 Friedrich Schiller, An die Freude, 2.1,185), zur Bezeichnung starker Gefühle wir tranken die seligkeit der liebe in vollen zügen (Fichte; L059 DWb). ⇑ "Getränk", "Trank", "Trunk", "betrinken", "ertrinken"; attributiv im Partizip Perfekt angetrunken: viele der streiter zogen nur mit angetrunkenem mute aus (A. v.Arnim; L059 DWb); vor allem zur Bezeichnung eines leichteren Rauschs: in angetrunkenem Zustand.
Trinkgeld (1377; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); zunächst und bis Ende des 16. Jahrhunderts ›Zeche‹; daneben wie heute nur noch ›kleinerer Geldbetrag zur persönlichen Anerkennung einer Dienstleistung‹, besonders in der Gastronomie; übertragen zur Bezeichnung einer (zu) geringen Geldsumme: Gellert, der für seine fabeln ein und dreyszig gulden zum trinkgeld… empfing (Gleim; L059 DWb);
Trinker ahd. trinkari; zumeist wie umgangssprachlich "Säufer" auf den Alkoholiker bezogen.
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