Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
treten
ahd. tretan, mhd. treten, altgermanisch (engl. tread, ablautend got. trudan), Imperativ zuweilen trete statt tritt;1 intransitiv, eigentlich von Menschen und denjenigen Tieren, von denen man auch "gehen" und "stehen" gebraucht, das Aufsetzen der Füße bezeichnend; unüblich mit der bloßen Bezeichnung der Art des Tretens: stellete meine Füße auf einen Fels, daß ich gewiß treten kann (Luther), es [das Kindlein] tritt so leise, leise (Chamisso); übertragen literarisch hatte wohl Ursache, so leise als möglich zu treten (Lessing), dazu ↑ "Leisetreter"; veraltet einhertreten, dahertreten, ↑ "auftreten"; gewöhnlich mit Richtungsbestimmung wie ↑ "stehen"(1) mit der Vorstellung, daß eine bestimmte Stellung eingenommen wird: in ein Haus, auf die Straße(Perfekt mit sein), unter einen Baum, aus dem Haus herantreten, hervortreten, heraustreten, wegtreten, zusammentreten, auseinandertreten; militärisch ins Gewehr treten, auch nähertreten; bezogen auf das zufällige oder absichtliche Berühren eines Gegenstands beim Niedersetzen des Fußes: in eine Pfütze, in den Schmutz, auf eine Schlange treten (Perfekt mit haben); übertragen jmdm. nähertreten ›in nähere Beziehung zu jmdm. kommen‹, einem Gedanken nähertreten ›ernstlicher an seine Ausführung denken‹;
⊚ jmdm. zu nahe treten ›jmdn. in seinen Rechten, Empfindungen kränken‹, bei A200 Friedrich Nietzsche schillernd: du trittst mir auch mit deinem Gleichnis zu nahe, und nicht nur mit deinem Fusse! (Zarathustra 309); jmdm. entgegentreten, in den Weg treten ›jmdm. Hindernisse bereiten‹;
⊚ in jmds. Fußstapfen treten; ins Mittel treten (↑ "Mittel"[3]); von einer Bewerbung, einer Prüfung, einem Amt zurücktreten; präpositional mit in im ⇓ "S073" Funktionsverbgefüge mit dem Begriff des Beginns: temporal in das Jünglingsalter, ins dreißigste Jahr treten; mit Zustandsbezeichnungen in die Ehe, einen Dienst, ein Amt, den geistlichen Stand, einen Orden, den Ruhestand treten, in Kraft treten, in Wettbewerb, Streik treten, in Beziehung zu jmdm. , in Verkehr, Verbindung mit jmdm. treten, auch "antreten", "eintreten", "austreten", beitreten; übertragen personifizierend die Sonne tritt in das Zeichen des Widders, hinter eine Wolke, aus dem Nebel hervor, der Fluß tritt über sein Ufer, das Wasser tritt in die Röhre, die Augen treten aus ihren Höhlen, die Tränen treten ihr in die Augen, der Schweiß tritt ihr auf die Stirn; mit Vorgangs- und Zustandsbezeichnungen: der Tod tritt ihm ans Herz, die Frage, die Anforderung, die Nötigung, das Bedürfnis usw. tritt an uns heran, unerwartete Ereignisse traten dazwischen, Gewalt ist an die Stelle des Rechts getreten; die Verhandlungen sind in ein neues Stadium getreten, ferner zutage, ans Licht, in den Schatten, in den Vordergrund, Hintergrund, ins Leben, wieder in seine Rechte treten, entgegentreten;
2 transitiv, Perfekt mit haben; mit Präpositional-Objekt sich einen Dorn in den Fuß treten; etwas unter die Füße, zu Boden, in den Staub treten, auch übertragen wie
⊚ mit Füßen treten zur Bezeichnung von Verachtung: das Glück, jmds. Recht mit Füßen treten; etwas entzweitreten, etwas breittreten; in der einfachen transitiven Konstruktion (↑ "betreten") einen Weg treten ›einen Weg gehen‹: es ist der Weg des Todes, den wir treten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 561); entsprechend das Pflaster treten; anders einen Weg durch die Wiesen treten ›durch Treten erzeugen‹; mit einem Akkusativ des Inhalts den Takt, einen Tanz treten (mhd. ); in festen Verbindungen die Kelter treten (Luther), Trauben treten, Bälge treten (an der Orgel), das Spinnrad treten, Ton/ Ziegelerde treten, Wasser treten, der Hahn tritt die Henne (bei der Begattung); mit einem lebenden Wesen als Objekt: einen Wurm treten; am häufigsten mit näherer Bestimmung des berührten Teiles: jmdn. / jmdm. auf die Zehen, einem Hund auf den Schwanz treten; abgeleitet ↑ "Tritt".
Tretmühle (um 1400), zunächst wie Tretwerk, Tretrad u. a. ›Vorrichtung, die durch Treten in Bewegung gesetzt wird‹; seit etwa 1840 übertragen ›gleichmäßig fortdauernde, eintönige Beschäftigung‹.
⊚ jmdm. zu nahe treten ›jmdn. in seinen Rechten, Empfindungen kränken‹, bei A200 Friedrich Nietzsche schillernd: du trittst mir auch mit deinem Gleichnis zu nahe, und nicht nur mit deinem Fusse! (Zarathustra 309); jmdm. entgegentreten, in den Weg treten ›jmdm. Hindernisse bereiten‹;
⊚ in jmds. Fußstapfen treten; ins Mittel treten (↑ "Mittel"[3]); von einer Bewerbung, einer Prüfung, einem Amt zurücktreten; präpositional mit in im ⇓ "S073" Funktionsverbgefüge mit dem Begriff des Beginns: temporal in das Jünglingsalter, ins dreißigste Jahr treten; mit Zustandsbezeichnungen in die Ehe, einen Dienst, ein Amt, den geistlichen Stand, einen Orden, den Ruhestand treten, in Kraft treten, in Wettbewerb, Streik treten, in Beziehung zu jmdm. , in Verkehr, Verbindung mit jmdm. treten, auch "antreten", "eintreten", "austreten", beitreten; übertragen personifizierend die Sonne tritt in das Zeichen des Widders, hinter eine Wolke, aus dem Nebel hervor, der Fluß tritt über sein Ufer, das Wasser tritt in die Röhre, die Augen treten aus ihren Höhlen, die Tränen treten ihr in die Augen, der Schweiß tritt ihr auf die Stirn; mit Vorgangs- und Zustandsbezeichnungen: der Tod tritt ihm ans Herz, die Frage, die Anforderung, die Nötigung, das Bedürfnis usw. tritt an uns heran, unerwartete Ereignisse traten dazwischen, Gewalt ist an die Stelle des Rechts getreten; die Verhandlungen sind in ein neues Stadium getreten, ferner zutage, ans Licht, in den Schatten, in den Vordergrund, Hintergrund, ins Leben, wieder in seine Rechte treten, entgegentreten;
2 transitiv, Perfekt mit haben; mit Präpositional-Objekt sich einen Dorn in den Fuß treten; etwas unter die Füße, zu Boden, in den Staub treten, auch übertragen wie
⊚ mit Füßen treten zur Bezeichnung von Verachtung: das Glück, jmds. Recht mit Füßen treten; etwas entzweitreten, etwas breittreten; in der einfachen transitiven Konstruktion (↑ "betreten") einen Weg treten ›einen Weg gehen‹: es ist der Weg des Todes, den wir treten (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Iphigenie 561); entsprechend das Pflaster treten; anders einen Weg durch die Wiesen treten ›durch Treten erzeugen‹; mit einem Akkusativ des Inhalts den Takt, einen Tanz treten (mhd. ); in festen Verbindungen die Kelter treten (Luther), Trauben treten, Bälge treten (an der Orgel), das Spinnrad treten, Ton/ Ziegelerde treten, Wasser treten, der Hahn tritt die Henne (bei der Begattung); mit einem lebenden Wesen als Objekt: einen Wurm treten; am häufigsten mit näherer Bestimmung des berührten Teiles: jmdn. / jmdm. auf die Zehen, einem Hund auf den Schwanz treten; abgeleitet ↑ "Tritt".
Tretmühle (um 1400), zunächst wie Tretwerk, Tretrad u. a. ›Vorrichtung, die durch Treten in Bewegung gesetzt wird‹; seit etwa 1840 übertragen ›gleichmäßig fortdauernde, eintönige Beschäftigung‹.