Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
trennen
(mhd. ) ⇓ "S107" Bewirkungswort zu einem in ↑ "entrinnen" erhaltenen intransitiven Verb; transitiv und reflexiv (in intransitiver Funktion);1 im Sinn eines Resultats,
1.1voneinander lösen‹, auf Textilien bezogen ein Kleid trennen (L308 Kaspar Stieler), die Naht trennen (L169 Matthias Kramer), dazu auftrennen; von der schlagenden Bewegung das beil des henkers sollte dein verdammtes haupt / vom rumpfe trennen (Schiller; L059 DWb), dazu abtrennen; auf Streitende bezogen ›auseinanderbringenoffiziere… trennten die miteinander ringenden (Fontane; L059 DWb); verhüllend ›sterbenDer Tod trennet die Seel vom Leibe (L169 Matthias Kramer); reflexiv ›teilen‹: die Wolken trennen sich; ›losreißendas Kind kann sich nicht von seiner Puppe trennen; abstrakt ›aufgebensich von einem Gedanken trennen; seit dem Frühneuhochdeutschen
1.2 auf einander verbundene Menschen bezogen, räumlich der… könig hat sich… unterstanden, mich von meinem manne zutrennen (1505; L059 DWb), die Kinder von den Eltern trennen (L305 Christoph Ernst Steinbach), Aber wie kann das heilig seyn, was Liebende trennt? (A131 Friedrich Hölderlin, Hyperion 132); zur Bezeichnung von Gegensätzen Es soll uns nichts trennen »uneins machen« (L003 Johann Christoph Adelung 1780); speziell eine Ehe trennen (L308 Kaspar Stieler) ›scheiden‹; reflexiv sich von einem getrennt haben (L169 Matthias Kramer), Trennen wollten wir uns?… / Da wirs thaten, warum schrökte, wie Mord, die That? (A131 Friedrich Hölderlin, Der Abschied, 2,24), übertragen zum Ausdruck innerer Zerrissenheit Zwei Seelen wohnen, ach / in meiner Brust, / Die eine will sich von der andern trennen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1113); speziell Kaufleute trennen sich »wenn sie gemeinschaftlich handelten und nunmehr diese Verbindung aufheben« (L003 Johann Christoph Adelung 1780); seit früherem 20. Jahrhundert im Sport zur Bezeichnung des Endes eines Wettkampfs trennten sich Wac und Slowan mit demselben ergebnis (L059 DWb) nach einem ursprünglich militärischen Gebrauch; ursprünglich philosophisch seit dem 18. Jahrhundert auf Vorgänge des begrifflichen Denkens bezogen
1.3abgrenzen, auseinanderhalten‹: begriffe, die entweder getrennet oder verknüpfet werden (Wolff; L059 DWb), allgemeiner das politische von dem persönlichen zu trennen(Bismarck; ebenda), negiert ›unberücksichtigt lassenden menschen nie von dem beobachter trennen (Lavater; ebenda); fachsprachlich speziell
1.4 in der Grammatik seit dem 17. Jahrhundert (ebenda) wo… man also die doppelten mitlauter trennet: als las-sen, tref-fen (L091 Johann Christoph Gottsched, Sprachkunst 46), seit dem 18. Jahrhundert in Chemie und ⇓ "S169" Physik wie ↑ "scheiden" (Krünitz; L059 DWb), seit Ende des 19. Jahrhunderts im Telefonwesen ›unterbrechen‹; seit Mitte des 18. Jahrhunderts
2 im Sinn eines Zustands, konkret
2.1 jenen berg… / der Schlesien und Böhmen trennt (1735; L059 DWb); übertragen
2.2 tage und stunden… , die ihn noch vom wiedersehen mit seiner Lene trennten (Ebner-Eschenbach; ebenda).
Trennung (1532 Luther; L059 DWb) der Bedeutungsentwicklung des Verbs folgend; speziell auf die Ehe bezogen überlege wohl, ob eine trennung nöthig sey (A163 Adolf Freiherr von Knigge,3Umgang 176); im Sinn eines Zustands jene natürliche trennung des lebens und der wissenschaften (Solger; L059 DWb).
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