Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
tja
gelegentlich auch tcha, wohl Ende des 19. Jahrhunderts durch Lautangleichung und Verkürzung aus und ja oder nun ja (↑ "nun"), ⇓ "S079" Gliederungspartikel mit abtönungsähnlicher Bedeutung, oft mit eher resignativem Unterton;1 am Anfang eines längeren, zumeist von anderen erbetenen Gesprächsbeitrags, z. B. beim Erzählen einer Geschichte, ›Sprecher ist bereit (kommt nicht umhin) zu beginnen und bittet um Aufmerksamkeit‹: Ach was! Das ist ja interessant! Wer mag denn das gewesen sein?Tja! im ersten Moment dacht ich, es wär der kleine Protziwill, wie wir ihn nennen (O.E.A108 Otto Erich Hartleben, Ausgewählte Werke II,76); und seufzte das einleitende behagliche »Tjaaa« (A.A226 Arno Schmidt, Trommler 97);
2 satz- bzw. äußerungsintern ›Sprecher kennzeichnet das Gesagte als unabänderliche Tatsache‹, ›so ist es eben, da kann man nichts machen‹: Leben ist hauptsächlich auch bloß Sauerstoffbrand des Zelleneiweiß, da kommt die schöne tierische Wärme her, von der man manchmal zu viel hat. Tja, Leben ist Sterben, da gibt es nicht viel zu beschönigen (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 375); An Konversationslexika sehe ich auf dem Tisch nur den kleinen KNAUR; tcha, und dann ich weiß, es gilt vielerorts als ›unpatriotisch‹ das 8-bändige DDR-Lexikon (A.A226 Arno Schmidt, Trommler 343); Wunderbar schmecken sie [die Kartoffeln]. Aber wonach? Wenn ich den Onkel fragte, sagte er nur: Tja, dafür gibt's eben keine Worte (U.A313 Uwe Timm, Johannisnacht 9); in derselben Bedeutung
3 als resignativ-zustimmende Reaktion auf eine Aussage: »Guten Tag, Herr Hofrat. Die kleine Leila… « »Tja«, antwortete Behrens und zuckte die Achseln (Th.A183 Thomas Mann, Zauberberg 429);
4 als Signal zur Einleitung des Gesprächsendes ›Sprecher kennzeichnet das Gesagte als unabänderlich und macht deutlich, daß es aus seiner Sicht daher nichts mehr zu sagen gibt‹: »… Soviel ich weiß« er breitete entschuldigend die Hände, »sitzt er heute noch.Tjaaa.« (A.A226 Arno Schmidt, Trommler 100); Sieht es wirklich so schlecht aus, ja? Du lieber Gott, kein Geld… Tja. Ich glaube aber, ich muß jetzt gehen… (B.A252 Botho Strauß, Trilogie 94); Tja, sagte sie, stand auf, nahm Zigaretten, Feuerzeug, Handtuch und ging (H.J.A219 Hans Joachim Schädlich, Ostwestberlin 90); substantivisch: Er gab schließlich ein langgezogenes Tja von sich (U.A312 Uwe Timm, Currywurst 146).
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