Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Titel
ahd. titul(a), mhd. tit(t)el, < lat. titulus; anfangs auf die Inschrift des Kreuzes Jesu bezogen, dann auch allgemeiner Titel eines Grabes, einer Säule(L169 Matthias Kramer), seit dem 18. Jahrhundert veraltet (L003 Johann Christoph Adelung 1780); daran anschließend1Überschrift‹, von Büchern (1400; L320 Trübner), Aufsätzen etc.: unter einem andern Tittel (L169 Matthias Kramer), in der »typographischen Praxis auch Widmung, Vorrede, Inhaltsverzeichnis u. dgl.« (1884; L160 Heinrich Klenz), dafür heute Titelei (L116 Peter Friedrich Ludwig Hoffmann/ L116 Martin Block 121943); ⇓ "S030" metonymisch heute auch ›Buch‹: Dieser Titel verkauft sich gut; dazu "Schmutztitel" (↑ "Schmutz"), Untertitel; daran anschließend seit frühem 20. Jahrhundert speziell rechtssprachlich ›Gesetzesabschnitt‹: Erstes Buch… Erster Abschnitt… Erster Titel: Natürliche Personen (BGB); seit dem Frühneuhochdeutschen speziell ⇓ "S181" rechtssprachlich
1.1Rechtsgrundsatz, Rechtsanspruch‹: ainen rechtmeszigen titel (L059 DWb), etwas unter einem andern Titel suchen (L003 Johann Christoph Adelung 1780); bis ins 19. Jahrhundert auch allgemeiner ›Anspruch‹: unter dem titel des verdienstes(Wieland; L059 DWb), hierzu haben wir Recht und Titel(Goethe); daneben im Finanzwesen
1.2 auf einen bestimmten Betrag bezogen, vielleicht frühneuhochdeutsch vorbereitet: alle innamen und ausgaben… sol er… under seinen titel in sein manual schryben (L059 DWb), einen Titel aus dem Etat streichen; ›Aktie‹: Amerikanische Titel in London schwach (1990 FAZ 18.8.); seit dem Frühneuhochdeutschen
2Namenszusatz zur Bezeichnung von (beruflicher) Qualifikation, Stand, Würde‹: ein Ehr Tittel vnd ehr namen (S.L261 Simon Rot 1571), adelicher titul (1650; L059 DWb), den Tittel führen eines… Grafens (L169 Matthias Kramer), einem einen Titel verleihen (L033 Joachim Heinrich Campe), wie ↑ "Name" häufig abwertend mit dem Begriff des Vordergründigen: der grundgelehrte tittel / bedeutet mehr, als mancher denkt (J.Ch.Günther; L059 DWb), den Titel hat er sich selbst gegeben (L305 Christoph Ernst Steinbach); heute auch im ⇓ "S205" Sport auf eine bestimmte Leistungsgruppe bezogen Titel der Landesmeisterin, den Titel verteidigen.
betiteln (mhd. ) aus bis ins 18. Jahrhundert gebrauchtem titeln (mhd. ); allgemein einen so betitelten gast (1675; L059 DWb), ein Buch betiteln (L169 Matthias Kramer); speziell rechtssprachlich der gehörig betitelte kauf (I.Kant; L059 DWb);
titulieren (1349; L081 FWb) < gleichbedeutend lat. titulare; zunächst
1 zu Titel(1) ›mit einer Überschrift versehen‹: ein Buch wider Hans Wurst titulirt(1566; L081 FWb); seit Anfang des 16. Jahrhunderts
2 zu Titel(2): Jemanden Hofrath titulieren (L003 Johann Christoph Adelung 1780), auf Schimpfnamen bezogen: Ich lasse mich keinen Ochsen titulieren(Halbe; L081 FWb).
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