Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Teufel
ahd. tiuval, mhd. tiuvel, vielleicht über das Gotische aus griech.-lat. diabolus unter Anlehnung an tief (L077 Theodor Frings 24,28), anders gedeutet bei Knobloch, in: Festschrift für K.Pivec, 1966,221; von alters her als teils nur in einem, teils in vielen Exemplaren existierend gedacht, als religiöses und mythologisches Symbol des Bösen (Leibhaftige [↑ "leibhaft"], ↑ "Satan"): die alte Schlange / Die da heisst der Teufel vnd Satanas (A180 Martin Luther, Offenbarung 12,9), der Mensch als sein Opfer: die welt… mus sein ein hauffen volcks, besessen mit hundert tausend Teuffeln(zitiert nach L217 MuSpra 94,52ff.), Dem aber, der vom Teufel besessen ist, sage ich diess Wort in's Ohr: ›besser noch, du ziehest deinen Teufel gross!‹(A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 115), der kerl hat den teufel im leibe(Schiller; L059 DWb), als sein Partner: pact, den er mit dem teuffel getroffen(Grimmelshausen; L059 DWb); im Märchen Motiv der Bewährung: wer meine Tochter haben will, der muß mir… drei goldene Haare von dem Haupte des Teufels holen (Brüder A087 Jacob und Wilhelm Grimm, Der Teufel mit den drei goldenen Haaren); literarisch in der Teufelliteratur (L256 2RL1981): E.T.A.Hoffmann, Die Elixiere des Teufels (1815/ 16), ironisch-distanziert Es ist gar hübsch von einem großen Herrn, so menschlich mit dem Teufel selbst zu sprechen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,352), als Faszinosum Sie ergrimmte… daß sie nicht dabeigewesen,… damit sie einmal den Teufel gesehen (A079 Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne; 17,33); »was den gemeinen Leuten abscheulich groß und von Unmöglichkeit vorkommt.. haben sie zu allen Zeiten dem Teufel zugeschrieben« (J.L.Frisch), daher umgangssprachlich in festen Fügungen,⊚⊚ der Teufel ist los zur Bezeichnung von Trubel: ist der teufel gar los? was für eine heerde wilder menschen (Weiße; L059 DWb), ihn reitet der Teufeler handelt unbedacht‹: Von münchen, die der teuffel reut (Luther; L333 Karl Friedrich Wilhelm Wander 4,1116), in Teufels Küche kommen (L169 Matthias Kramer) ›Schwierigkeiten bekommen‹, zum Teufel gehen/ fahren (ebenda) abgeblaßt ›verschwinden‹: aber wenn deine schöne mäszigung plötzlich zum teufel ging (B. v.Arnim; L059 DWb); häufig im Fluch, abgeblaßt zum Ausdruck von Ärger, so zumal als Stilelement im Drama des Sturm und Drang literarisiert: Pirzel, zum Teufel! redst du mit uns? (J.M.R.A174 Jakob Michael Reinhold Lenz, Soldaten 2,2), Der Teufel hol den Assessor Sapupi! 's is ein verfluchter… Italiener (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Götz 2, Herberge), Ins Loch mit dem Hund!… Hölle und Teufel! (A222 Friedrich Schiller, Räuber 1,2), zum Ausdruck von Widerwillen Pfui Teufel! fort mit den Gedanken (J.M.R.A174 Jakob Michael Reinhold Lenz, Soldaten 4,9), von Empörung daz ir des tiuvels müezent wesen! (mhd. ; L059 DWb), von Unglauben das müßte mit dem Teufel zugehen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), von starker Negation Ir habet den tiuvel getan (Nibelungenlied 1993,4), weiß der Teufelniemand weiß es‹, den teufel sollst du (J.M.R.Lenz; L059 DWb), sich den Teufel um etwas scheren (L169 Matthias Kramer), auch zum Ausdruck von Anerkennung der teufel, war das eine predigt (H.L.Wagner; L059 DWb); übertragen auf Menschen bezogen, im Vergleich wie der Teufel (L169 Matthias Kramer), z. B. zur Bezeichnung einer besonderen Fähigkeit, er ist ein Teufel von einem Kerl, sie ist ein Teufel von einem Weibe (L169 Matthias Kramer) auch anerkennend, hierher auch der ⇓ "S067" Familienname, latinisiert Dibelius (M.Gottschald, Deutsche Namenkunde), in Zusammensetzungen abwertend und negativ Eheteufel, Spielteufel, Putzteufel; dagegen mitleidig armer Teufel: Was willst du armer Teufel geben? (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,1675). W.Beckmann, Gott und Teufel, in: Niederdeutsches Wort 35,1995,31–43.
Teufelsbraten »ein in hohem Grade boser, boshafter Mensch« (L033 Joachim Heinrich Campe), auf Kinder bezogen wohl abgeschwächter: elende kinder,… rangen,… teufelsbraten (1845; L059 DWb);
teuflisch mhd. tiuvel(i)sch; konkret auf den Teufel bezogen ein gelber Blitz… zeigte Christine freudig verzerrt des Grünen teuflisch Gesicht(A079 Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne; 17,39); allgemeiner ›hinterhältig, boshaft‹: Teuflische Anschlage (L033 Joachim Heinrich Campe), auch ⇓ "S229""S060" Entzückungswort ›großteuflische Freude (ebenda).
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