Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Tendenz
(1774; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) < franz. tendance;1Streben in bestimmter Richtung, Neigung‹ (↑ "Trend"): Die Französische Revolution, Fichtes Wissenschaftslehre und Goethes Meister sind die größten Tendenzen des Zeitalters (F.A223 Friedrich Schlegel, Athenäum-Fragment Nr. 216; 2,198); hochzivilisierte Populationen die Tendenz haben, sich selbst zu zerstören(B.A254 Botho Strauß, Paare 166);
2Ausrichtung, z. B. eines literarischen Werkes, auf ein weltanschauliches, v. a. politisches Anliegen‹, besonders seit dem Jungen Deutschland: die Einseitigkeit der Gegenwart, daß sie nun eine Tendenz-Geschichte haben will, wie sie eine Tendenz-Poesie und eine Tendenz-Kunst hat (1842 A031 Jacob Burckhardt, Briefe 1,217).
Tendenzroman ( < franz. roman à tendances; L111 Johann Christian August Heyse 131865), Tendenzstück usw., ↑ "These";
tendenziell (L264 Daniel Sanders 1871) zu Tendenz(1);
tendenziös (1842 A031 Jacob Burckhardt, Briefe 1,218) zu Tendenz(2);
tendieren (1527–28 Paracelsus; L339 Karl-Heinz Weimann) ›neigen zu etwas (hin)‹, unter Einfluß von Tendenz seit dem 19. Jahrhundert verbreitet.
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