Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Technik
im frühen 18. Jahrhundert < ⇓ "S082" gelehrtenlat. technica, entsprechend griech. technikós, zu griech. téchne ›Kunst (im weitesten Sinn)‹, also auch ›Handwerkskunst‹ und ›grammatisch-rhetorische Kunst‹; zunächst in der Zusammensetzung Hydrotechnik… oder Wasser-Bau-Kunst (1724; L081 FWb), seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auch als Simplex.1Summe der Regeln einer Wissenschaft oder Kunst‹; [Die allgemeine Logik eine] Technik der Gelehrsamkeit (1800 I.Kant; L081 FWb); im anbrechenden industriellen Zeitalter
2.1Arbeitsmethode, Arbeitsverfahren, Handhabung‹: Weniges gelangt aus der Vorzeit herüber als vollständiges Denkmal, vieles in Trümmern; manches als Technik, als praktischer Handgriff (Goethe; L081 FWb); Ich habe, nach altbewährter Technik, von dem ganzen Gesäusle keine Kenntnis genommen (A.Schmidt, Briefwechsel mit Wilhelm Michels, 20.5.1959, 1987);
2.2Gesamtheit methodischer Handgriffe, Kunstgriffe und Regeln‹, ohne Plural: Wie denn ja der Maurer selbst, wenn er Steine, Ziegel und Kalk zusammenbringt, bei seiner menschlichen Technik halb mechanisch, halb chemisch verfährt (Goethe; L081 FWb); seit dem 19. Jahrhundert
3.1Gesamtheit der (maschinellen) Verfahren und Methoden im Produktionsbereich‹: Die Beherrschung der äussern Natur gibt der Gesellschaft alle Aufgaben der Technik (1818; L081 FWb); Ein Jahrhundert der Technik, der Elektrizität, des Dampfes, der Maschine (1909; L081 FWb), dazu Atomtechnik, Meßtechnik, Nachrichtentechnik; (2.1) weiterentwickelt zu
3.2spezielle Ausrüstung eines Betriebs oder einer Sparte‹: Die Technik der Waffen ist zu einer Vollendung gelangt (1898; L081 FWb), eine Werkstatt mit modernster Technik; neuer als Kollektivum übertragen er gehört zur Technikzum Stab von Technikern‹;
3.3 zugleich ›Beschaffenheit einer Maschine, eines Geräts‹, ohne Plural; Technik des Otto-Motors, des Katalysators; Wunder, Gefahren der Technik;
4 übertragen ›Art und Weise, wie jmd. etwas ausführtTechnik der Pianistin, des Tennisspiels.
technisch frühes 18. Jahrhundert; zuvor in lateinischer Form technicus, vor allem in Terminus technicusfachsprachlicher Ausdruck‹; vor allem
1 bezogen auf die den Regeln entsprechende Ausübung einer Kunst oder eines Verfahrens (zu Technik[1] und [2]), seit spätem 18. Jahrhundert ⇓ "S025" verallgemeinert ›ein bestimmtes Verfahren betreffend‹, häufig als Grundwort weiter abgeblaßt (wie "mäßig" ↑ "Maß") ›hinsichtlich‹, börsentechnisch, erzähltechnisch, filmtechnisch, steuertechnisch, so seit frühem 20. Jahrhundert reduziert ›formal, äußerlich‹: aus technischen Gründen, verwaltungstechnisch, spieltechnisch, im Boxen technischer K. o. (wohl Lehnübersetzung von engl. technical knock out); auch
2die Technik betreffend, ihr zugehörig‹ (zu Technik[3] und [4]): technische Hochschule (1849; L081 FWb), technisch begabt;
Technologie frühes 18. Jahrhundert < gelehrtenlat. technologica; zunächst (heute veraltet)
1Gesamtheit bzw. Systematik der Fachwörter‹: Technologie heisset die Lehre von den Kunst-Wörtern (1735; L081 FWb), dafür (später) "Terminologie" (↑ "Terminus");
2 seit späterem 18. Jahrhundert ›Wissenschaft von den Gewerben (Handwerke, Manufakturen, Fabriken)‹: Anleitung zur Technologie oder zur Kenntniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen (Beckmann 1777); seit dem 19. Jahrhundert speziell (wohl unter Einfluß von engl. technology) ›Wissenschaft von der Umwandlung der Roh- und Werkstoffe in Gebrauchsgegenstände und Fertigprodukte unter Anwendung natur- und ingenieurwissenschaftlicher Ergebnisse‹: Um die Verfahren der sich ausbreitenden Gewerbe in einem wissenschaftlichen Sinn zu umreißen, verwendet man allmählich das Wort »Technologie« (1931 Deutsche Rundschau; L081 FWb), dazu die Zusammensetzungen Biotechnologie, Unterrichtstechnologie, als Bestimmungswort Technologiepark, Technologietransfer, in festen Verbindungen chemische Technologie, Technologie des Schweißens;
technologisch (1675; L081 FWb), 1590 in der latinisierten Form technologicus; seit spätem 18. Jahrhundert zu Technologie(2): solche technologische Kenntnisse fehlen dem Landmann (1777 Beckmann; L081 FWb), speziell technologische Projekte (1840; ebenda), heute auch allgemein ›die Technik betreffendtechnologischer Fortschritt (1957; ebenda), im Sinne von technisch(2): Dieses technologisch interessante Experiment (1969; ebenda). W.Seibicke, Technik. 1968.
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