Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
tausend
ahd. dusunt, mhd. tusent, gemeingermanisch (got. þusundi, engl. thousand), urverwandt altslaw. tysašta, erster Bestandteil ›Kraft, Menge‹, zweiter Bestandteil mit ↑ "hundert" verwandt (also eigentlich ›Vielhundert, Großhundert‹); als Zahlwort ›zehnmal hundert‹: und solde ich leben tusent jar(13. Jahrhundert; L059 DWb), in der Wette: ich wette tausend gegen eins(Göckingk; L059 DWb), substantivisch flektiert Vnter tausenden kaum einen (A180 Martin Luther, Sirach 6,6); vielfach unbestimmt zur Bezeichnung einer großen Menge, häufig ⇓ "S089" hyperbolisierend: Tausend kleine Umstände lassen es vermuthen(L003 Johann Christoph Adelung 1780), bis ins 19. Jahrhundert häufig neben dem Singular: in tausend Liebespracht(G.A.Bürger), tausend neues Unheil (E.T.A.Hoffmann), so noch in der Dankformel da er… mir tausend dank und segen zuwinkte (Goethe; L059 DWb); in der steigernden Formel Da regst du dich nach ewigen Normen / Durch tausend, abertausend Formen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust II,8325); substantivisch veraltet im Fluch oder erstaunten Ausruf ⇓ "S064" euphemistisch ›Teufel‹: potz Tausend (L308 Kaspar Stieler), dazu Tausendkünstler (16. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt).tausendjährig (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), häufig auf die Eiche bezogen: Ewiger, als mein Nahme, die tausendjährige Eichen! (A131 Friedrich Hölderlin, Die Teck); Tausendjähriges Reich in der mittelalterlichen christlichen Heilslehre das Reich Christi auf Erden am Ende der Geschichte, danach als Ausdruck ⇓ "S145" nationalsozialistischer Vermessenheit von 1934 (L021 Karl-Heinz Brackmann/ L021 Renate Birkenhauer; L281 Cornelia Schmitz-Berning) bis 1945 von Anhängern des Nationalsozialismus synonym für ↑ "Drittes Reich", vom Widerstand und nach 1945 häufig ironisch gebraucht, Das tausendjährige Reich hat zwölf Jahre gedauert;
Tausendsassa Substantiv aus der Unmutsäußerung tausend sa sa! (1745; L320 Trübner), ›Alleskönner‹, auch abwertend: so ein vertrackter Tausendsassa (A222 Friedrich Schiller, Kabale und Liebe 1,1);
Tausendschön aus dem bis ins 17. Jahrhundert üblichen Adjektiv (1512; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), als Pflanzenname für das veredelte Gänseblümchen seit 1540 (L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), mit heute gebräuchlicherem Diminutiv Tausendschönchen (seit dem 17. Jahrhundert);
Tausender (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Ordnungszahl, umgangssprachlich verkürzt ›Tausendmarkschein‹, bzw. ›Berg von mindestens tausend Meter Höhe‹;
tausenderlei (1615; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt) genitivische Ableitung wie "allerlei" u. a. zur Bezeichnung großer Vielfalt.
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