Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
taumeln
ahd. tumilon, mhd. tumeln (↑ "tummeln"); anfangs ›sich im Kreis drehen, sich heftig bewegen‹, seit dem Frühneuhochdeutschen ›sich schwankend bewegen‹, im betrunkenen Zustand: Du hast vns einen trunck Weins geben / das wir daumelten (A180 Martin Luther, Psalm 60,5); auch im Sinn einer Fortbewegung ein taumelnder Gang (L169 Matthias Kramer), zur Thür hinaus taumeln (L003 Johann Christoph Adelung 1780); bezogen auf einen geistigen Zustand So tauml' ich von Begierde zu Genuß (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3249); daraus ⇓ "S183" rückgebildetTaumel (L284 Justus Georg Schottelius 1663), »eigentlich von einem Schwindel oder Rausche« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), ⇓ "S075" übertragen zur Bezeichnung heftiger Gefühle: Laß die Seele des Begeisterten / In der Liebe Taumel überwallen (A131 Friedrich Hölderlin, Hymne an die Muse), häufig auf größere Menschenmassen bezogen: der enthusiasmus für die revolution gränzt an taumel beim landvolke (Matthisson; L059 DWb); ⇓ "S231" bei der politischen Wende 1989/ 90 häufig gebraucht zur Bezeichnung einer übersteigerten Hochstimmung: die Gefahr… des nationalistischen Taumels (1990; L131 H/ S/ T 213);
taum(e)lig bei L308 Kaspar Stieler taumelicht; von Schlafrigkeit, vom Genusse zu vielen Weines etc. taumelig sein (L033 Joachim Heinrich Campe).
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