Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Tasche
ahd. tasca, nur deutsches Wort;1ein in einem Kleidungsstück befindliches Fach‹: Taschen in ein Kleid machen, blinde… offene Taschen (L169 Matthias Kramer; süddt. umgangssprachlich ↑ "Sack", L171 Paul Kretschmer 514), besonders Aufbewahrungsort des Geldes, daher seit dem 18. Jahrhundert
⊚⊚ etwas aus eigener Tasche bestreiten, das fließt in meine Tasche, seinen Eltern auf der Tasche liegen, etwas in die Tasche steckenin Besitz nehmen‹, selbst ein Gut, ein Land in die Tasche stecken, etwas (z. B. eine Stelle, Beförderung) schon in der Tasche (›ganz sicher‹) haben; die Faust in der Tasche machen (wie im Sack), etwas wie seine Tasche kennen, jmdn. in der Tasche habenjmdn. durch Einfluß beherrschen‹, jmdn. in die Tasche steckenjmdm. überlegen sein‹; daneben
2ein aus biegsamem Material gefertigter umzuhängender oder am Arm zu tragender Behälter‹: Sonst banden die Frauenzimmer die Tasche um, jetzt tragen sie dieselbe in der Hand(L033 Joachim Heinrich Campe); umgangssprachlich kurz für Aktentasche (↑ "Akte"; vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 3–46); übertragen ›Maul‹, daher Plappertasche, Plaudertasche (↑ "plaudern").
Taschenbuch Ende des 18. Jahrhunderts, »ein kleines Buch, welches man bequem in der Tasche bey sich tragen kann« (L003 Johann Christoph Adelung 1780), dazu Taschenwörterbuch (1807; L059 DWb); um 1950 nach engl. pocketbook für preiswerte Bücher aller Art im Taschenformat; dafür zuvor
Taschenausgabe groschenübersetzungen oder wohlfeile taschenausgaben(1869; L059 DWb);
Taschenformat eine ausgabe in taschenformat(Lessing; L059 DWb), übertragen abwertend: sie ist nicht so in taschenformat, wie die kirchlein… bei euch (Jean Paul; L059 DWb);
Taschenmesser (14. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt); ›zusammenklappbares Messer‹, daher übertragen zusammenfallen wie ein taschenmesser (Philander; L059 DWb);
Taschenspieler (1643; L320 Trübner), aus der früher üblichen Wendung aus der Taschen spielen (L308 Kaspar Stieler) ›aus einer scheinbar leeren Tasche allerhand Dinge hervorziehen‹, Hauptkunststück der Gaukler;
Taschentuch L033 Joachim Heinrich Campe 1810, süddt. umgangssprachlich auch Sacktuch (ebenda; ↑ "Sack"), älter (16. Jahrhundert) "Schnupftuch" (↑ "schnupfen") und Fazzilet, Fazzenetlin (noch heute südwestdt.) < ital. fazzoletto, schweiz. Nastuch und Naselumpe (↑ "Lumpen"), besonders österr. Schneuztuch, Schneuzfahne (L171 Paul Kretschmer 517; L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–9); in der Umgangssprache ↑ "Rotzfahne"; ↑ "Tuch";
Täschler,
Täschner (mhd. ) ›Taschenmacher‹, ⇓ "S084" süddt. "Säckler", nicht streng von Beutler und ↑ "Gürtler" unterschieden.
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