Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
tapfer
altgermanisches Adjektiv, mit sehr unterschiedlichen Bedeutungen in den einzelnen Sprachen (got./ altengl./ altsächs. nicht belegt): altnord. dapr›schwermütig, traurig‹, mittelniederländ. dapper ›kräftig, tüchtig‹, engl. dapper›gewandt‹, ahd. tapharschwer, gewichtig‹; außergermanisch vergleichbar etwa altslaw. debelu ›dick‹; mittelhochdeutsch/ frühneuhochdeutsch in sehr unterschiedlichen Bezügen,1.1gedrungen, prall‹ (Konrad von Megenberg von der weiblichen Brust; L059 DWb);
1.2stattlich, ansehnlich‹ von Sachen: in groszen merklichen summen und tapfern gütern (Luther; L059 DWb);
1.3(ge)wichtig, bedeutsamwollen von dieser groszen, dapfern, hochwichtigen sachen… uns hören (Luther; L059 DWb);
1.4kräftig, tüchtig‹ von Personen, wie auch
1.5 ins Moralische gewendet ›rechtschaffen, würdigein tapfer fromm weib (Bibel 1530; L059 DWb); ein tapferer, aufrichtiger theologus (Schuppius; L059 DWb); ähnlich ↑ "brav"(2.1), ↑ "wacker"(2.3);
2.1 seit dem 14. Jahrhundert näher an "mutig" (↑ "Mut"), aber entsprechend lat. fortis, strenuus besonders im Kriegshandwerk mehr den »ausdauernden Muth«, das »Ertragen der Übel« (L063 Johann August Eberhard 1795) hervorhebend, daher typischerweise Sich Dapfer weren (L200 Josua Maaler 1561), »im Widerstande« (L004 Johann Christoph Adelung); so jetzt die übliche Bezeichnung gegenüber veraltet "brav"(1), "wacker"(2.2) und in soldatischem Kontext, Gegensatz ↑ "feige";
2.2 auch speziell ›seelisch leidensfähig, nicht wehleidig‹ (vgl. "mannhaft", ↑ "Mann"), ein schweres Schicksal tapfer ertragen; die Tränen tapfer zurückhalten; ein tapferer Patient;
3 als Adverb zu (2); schon frühneuhochdeutsch auch bloß verstärkend (vgl. "brav", "wacker"): sie trinken dapfer herumb (Ayrer; L059 DWb); tapfer schmälen (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,3577); daneben tapferlich noch Tieck.
Tapferkeit (15. Jahrhundert) entsprechend dem Adjektiv, vgl. Kants Definition (I.A152 Immanuel Kant, Anthropologie §77): Tapferkeit ist gesetzmäßiger Mut, in dem, was Pflicht gebietet, selbst den Verlust des Lebens nicht zu scheuen; entsprechend Tapferkeitsmedaille.
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