Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
tanzen
(mhd. ) < gleichbedeutend altfranz. dancer ungeklärter Herkunft; von den mittelalterlichen Höfen aus verbreitet, intransitiv die gerne tanzten unde sprungen (Walther v. d.Vogelweide; L059 DWb), er lernet tantzen (L200 Josua Maaler), präpositional Do muosten aber die vrouwen / Mit den rittern tanzen (zitiert nach L320 Trübner), als er sahe, dasz das volk um das goldene kalb tantzte (Albertinus; L059 DWb) nach A180 Martin Luther (2.Mose 32,19); auch von Tieren: Marktplatz, / wo da tanzen Bär und Bärin (A118 Heinrich Heine, Atta Troll, Cap.I); daneben transitiv: einen Ballet tantzen (L169 Matthias Kramer), ja, ich komme! / Will mit dir den Reihen tanzen (A118 Heinrich Heine, Don Ramiro);⊚⊚ auf dem Seil tanzen (L169 Matthias Kramer) von gewagten Unternehmungen, nach jmds. Pfeife tanzen (ebenda) von Willenlosen, jmdm. auf der Nase tanzen, bei L169 Matthias Kramer auf dem Kopfe tanzenjmds. Milde ausnutzen‹; vielfach übertragen von kleinen, hüpfenden Bewegungen: klein wällen, / die dantzten umb das schif(Fischart; L059 DWb), die Sonnenstrahlen tanzen in den Fluthen (L003 Johann Christoph Adelung 1780), die tanzende Mucke (L033 Joachim Heinrich Campe), das ⇓ "S099" Iterativum
tänzeln (16. Jahrhundert; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt);
Tanz (mhd. ) < ⇓ "S070" altfranz. dance, danse; und vuorte zu dem tanze sie (Hugo von Freiberg; L059 DWb), zum Tanz auffordern (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Lasst vom Tanze nicht ab, ihr lieblichen Mädchen (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 139), im Diminutiv
ein Tänzchen wagen, bei Kramer ein Täntzlein wagen mit einer; übertragen Tanz des Todes, Totentanz (L308 Kaspar Stieler); bezogen auf das Musikstück tenz und süeze leiche [›Melodien‹] vil (Trojanerkrieg; L059 DWb); seit dem 16. Jahrhundert übertragen, zunächst vom Kriegsgeschehen, dann auch allgemeiner ›Streit‹: die drei sätze, um welche der herr pastor den tanz mit mir angefangen (Lessing; L059 DWb);
Tanzbär (L308 Kaspar Stieler), von dem abgerichteten Tier: Schmunzelnd denkt der alte Tanzbär / An die Zeit, wo sein Talent / Vor dem Publiko sich zeigte (A118 Heinrich Heine, Atta Troll, Cap.IV).
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