Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Tadel
mittelhochdeutsch (etwa 1200), ursprünglich ⇓ "S150" niederdeutsch und mit mhd. zadel ›Mangel am Notwendigen‹ identisch, häufig negiert; zunächst1 ›körperliches oder geistiges Gebrechen‹: vnter seinen Knechten ist keiner on taddel (A180 Martin Luther, Hiob 4,18); seit Ende des 17. Jahrhunderts
2 Gegensatz von ↑ "Lob" (unter Einfluß des Verbs): Das verdient keinen Tadel (L003 Johann Christoph Adelung 1780); speziell in der Schule auch ›schriftlich (ins Klassenbuch) eingetragene Rüge‹ (L320 Trübner); danach dann auch ohne Tadel ›ehrbar‹. Entsprechend
tadellos (1646; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), im Kontext schillernd: Mit tadellosen, das heißt konformen Ansichten (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 221); seit Ende des 19. Jahrhunderts vor allem abgeblaßt ›einwandfrei‹ (L320 Trübner): Der Rock sitzt tadellos, ein tadelloser Klavierspieler;
tadeln (1427), anfangs
1 ›ein Gebrechen, einen Mangel zufügen‹; seit dem 16. Jahrhundert (Luther) in heutiger Bedeutung
2 ›Unwillen, Mißfallen äußern‹, im Gegensatz zu ↑ "schimpfen" und wie ↑ "rügen" immer nur auf einen bestimmten Mangel bzw. ein bestimmtes Fehlverhalten bezogen, im Gegensatz zu ↑ "mäkeln" »mit der geziemenden Schonung und mit dem aufrichtigen Bedauren, daß ein Werk, das sich der Vollkommenheit… nähert, nicht ohne alle Fehler ist« (L063 Johann August Eberhard 5,109); intransitiv mach einen Schluß, ob ich zu tadeln sey (Hofmannswaldau; L305 Christoph Ernst Steinbach), transitiv Du hast immer was zutadeln (L308 Kaspar Stieler), Ich tadele es nicht (L305 Christoph Ernst Steinbach), präpositional etwas an einem tadeln (L169 Matthias Kramer), mit abhängigem daß-Satz Tadelt man daß wir uns lieben (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,4,29), häufig im Partizip Präsens ein tadelnder blick (Freytag; L059 DWb), eine tadelnde bemerkung (L059 DWb).
mittelhochdeutsch (etwa 1200), ursprünglich ⇓ "S150" niederdeutsch und mit mhd. zadel ›Mangel am Notwendigen‹ identisch, häufig negiert; zunächst1 ›körperliches oder geistiges Gebrechen‹: vnter seinen Knechten ist keiner on taddel (A180 Martin Luther, Hiob 4,18); seit Ende des 17. Jahrhunderts
2 Gegensatz von ↑ "Lob" (unter Einfluß des Verbs): Das verdient keinen Tadel (L003 Johann Christoph Adelung 1780); speziell in der Schule auch ›schriftlich (ins Klassenbuch) eingetragene Rüge‹ (L320 Trübner); danach dann auch ohne Tadel ›ehrbar‹. Entsprechend
tadellos (1646; L345 Friedrich Karl Ludwig Weigand/ L345 Herman Hirt), im Kontext schillernd: Mit tadellosen, das heißt konformen Ansichten (A159 Heinar Kipphardt, Oppenheimer 221); seit Ende des 19. Jahrhunderts vor allem abgeblaßt ›einwandfrei‹ (L320 Trübner): Der Rock sitzt tadellos, ein tadelloser Klavierspieler;
tadeln (1427), anfangs
1 ›ein Gebrechen, einen Mangel zufügen‹; seit dem 16. Jahrhundert (Luther) in heutiger Bedeutung
2 ›Unwillen, Mißfallen äußern‹, im Gegensatz zu ↑ "schimpfen" und wie ↑ "rügen" immer nur auf einen bestimmten Mangel bzw. ein bestimmtes Fehlverhalten bezogen, im Gegensatz zu ↑ "mäkeln" »mit der geziemenden Schonung und mit dem aufrichtigen Bedauren, daß ein Werk, das sich der Vollkommenheit… nähert, nicht ohne alle Fehler ist« (L063 Johann August Eberhard 5,109); intransitiv mach einen Schluß, ob ich zu tadeln sey (Hofmannswaldau; L305 Christoph Ernst Steinbach), transitiv Du hast immer was zutadeln (L308 Kaspar Stieler), Ich tadele es nicht (L305 Christoph Ernst Steinbach), präpositional etwas an einem tadeln (L169 Matthias Kramer), mit abhängigem daß-Satz Tadelt man daß wir uns lieben (A075 Johann Wolfgang von Goethe, I,4,29), häufig im Partizip Präsens ein tadelnder blick (Freytag; L059 DWb), eine tadelnde bemerkung (L059 DWb).