Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Synthese
(1709; L081 FWb) < griech./ lat. synthesis ›Zusammenlegung, Verknüpfung‹, bis ins 20. Jahrhundert in der griechisch/ lateinischen, seit frühem 19. Jahrhundert (J.L210 J. Meyer, FWb 1836) in der heutigen Form; zunächst1Körperbau‹ (veraltet); seit Mitte des 18. Jahrhunderts
2Verknüpfung einer Vielheit, verschiedener Erscheinungen zu einem Ganzen‹, besonders in ⇓ "S168" Philosophie und Logik ›Zusammenfügen vor allem verschiedener Bewußtseinsinhalte zu einer selbständigen Einheit, des Konkreten zum Abstrakten, des Einfachen zum Zusammengesetzten‹, Gegensatz ↑ "Analyse": ich verstehe aber unter Synthesis in der allgemeinsten Bedeutung die Handlung, verschiedene vorstellungen zu einander hinzuzuthun und ihre Mannigfaltigkeit in einer Erkenntnis zu begreifen(I.A153 Immanuel Kant, AA I 3,91); auch ›Folgerung‹, Gegensatz "These", Antithese: auch gebrech es meiner antithese zwischen stilistikern und poetikern ganz an tapferer synthese (Jean Paul; L059 DWb); seit früherem 19. Jahrhundert
3 in der Chemie ›Zusammensetzung von Elementen zu komplexen Stoffen‹, Gegensatz "Analyse": dasz der procesz in einer chemischen synthese beruht (1939; L059 DWb), besonders auf die Herstellung künstlicher Stoffe bezogen, Benzinsynthese, Rohstoffsynthese, Synthesefaser, Synthesekautschuk;
synthetisch (1762; L081 FWb); zu Synthese(1) ›verbindend, verknüpfend‹, synthetische Beweise (1764; L081 FWb), synthetisches Urteil (I.Kant), synthetische Erkenntnis (ders. ); zu Synthese(2) (1930; L081 FWb) ›aus Elementen aufgebaut‹, auch allgemeiner, z. B. synthetische Sprache (A.W.Schlegel; L166 Johann Knobloch, Sprachwissenschaftliches Wörterbuch); speziell ›künstlich erzeugt‹, zur Gegenwart hin auch (abwertend) ›steril, künstlich, unechtein synthetisches Lachen(R.Schneider; L098 2GWb).
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