Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
süß
ahd. suozi, mhd. süeze, gemeingermanisch (engl. sweet), urverwandt griech. hedýs, lat. suavis; ursprünglich ›angenehm von Geschmack‹, daher ⇓ "S012" antonymisch zu "bitter", "sauer"; bereits althochdeutsch in heutiger Bedeutung1wie Honig und Zucker schmeckend‹, biblisch die Wendung voll süßen Weins (L059 DWb), substantivisch Sußes essen (L169 Matthias Kramer); ⇓ "S216" seit dem Althochdeutschen übertragen auf die Geruchsempfindung; daneben
2 verallgemeinert ›angenehm‹, auf Laute und Klänge bezogen, ›wohltuend‹ vom Schlaf: unser tod… ein suszer schlaf (Luther; L059 DWb), vom Leben: im süszen nichtsthun (1838; L059 DWb), einem alle Arbeit süß machen (L169 Matthias Kramer); auf Frauen bezogen ›anmutig, hübsch‹: der claren süezen frouwen min(Wolfram von Eschenbach; L059 DWb); »in der backfischsprache« (L059 DWb) wie "niedlich"; seit dem Frühneuhochdeutschen auch abwertend: ein susz geschwatz (Paracelsus; L059 DWb).
Süßholz (14. Jahrhundert), ⇓ "S125" Lehnübertragung von griech.-lat. glycyrrhiza; dazu um 1850
Süßholz raspelnschön tun, den Hof machen‹,
Süßholzraspler (1848; L181 Otto Ladendorf 309); ↑ "Lakritze";
Süßstoff 1872 A097 Karl Gutzkow: aus dem Süßstoff der Runkelrübe (Gesammelte Werke 8,70), später auf das 1879 entdeckte Saccharin übertragen;
Süße ahd. suozi, mhd. süeze; im 17./ 18. Jahrhundert durch Süßigkeit verdrängt, im 19. Jahrhundert ⇓ "S148" literarisch wiederbelebt; häufig übertragen auf andere Sinnesbereiche: diu suozi des sanges (Notker; L059 DWb), im Oxymoron: des grauens süsze (Droste-Hülshoff; L059 DWb);
süßen ahd. suozen, mhd. süezen, suozen; von Dingen, die anderen beigemischt, diesen einen süßen Geschmack verleihen: der Zucker süßt gut; ebenso er süßt den Tee mit Zucker; literarisch übertragen wie versüßen;
Süßigkeit mhd. süezecheit; ⇓ "S158" ursprünglich Eigenschaftsbezeichnung; seit dem 18. Jahrhundert v. a. Gegenstandsbezeichnung, häufig im Plural;
süßlich ahd. suozlih, mhd. süezlich, suzlich; seit Ende des 18. Jahrhunderts fast nur abwertend.
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