Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Sünde
ahd. sunta, westgermanisch (engl. sin), ⇓ "S063" unbekannter Herkunft, eventuell ⇓ "S024" frühe Entlehnung von lat. sons, sontis ›schuldig‹ (E.Walter, Lexikalisches Lehngut im Altwestnordischen 1976,87; W.L244 Wolfgang Pfeifer) oder germanischer Rechtsausdruck (E.Seebold, in: Die Sprache 15,14ff.; W.L244 Wolfgang Pfeifer); ⇓ "S110" ›Verstoß gegen ein göttliches Gebot‹; die Vorstellung von Todsünden (⇓ "S124" Lehnübersetzung von peccata mortalia) im Gegensatz zu läßlichen Sünden (Lehnübersetzung von peccata venalia) beruht auf 1.Johannes 5,16f.; Allzugut kenne ich diese Gottähnlichen: sie wollen, dass an sie geglaubt werde und Zweifel Sünde sei (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 37); seit dem Frühneuhochdeutschen außerdem verallgemeinert ›sittliches Vergehen‹ Wer rechnet in der Welt der Fursten kleine Sunden (Hofmannswaldau; L305 Christoph Ernst Steinbach), Es ist eine Sünde und Schande, daß man nicht mehr auf Ordnung halt (L033 Joachim Heinrich Campe); seit dem 18. Jahrhundert weiter abgeblaßt: der irrthum ist sünde, aber unvermeidliche (Schleiermacher; L059 DWb), scherzhaft: der mann da is a sünd werth (Hügel; L059 DWb).Sündenbock (1613; L059 DWb), ⇓ "S036" eigentlich ›der Bock, auf den die Sünden der Kinder Israel gelegt werden‹ (nach 3.Mose 16,21); seit etwa 1800 fast nur noch umgangssprachlich übertragen ›jmd. , an den man eine Schuld abschiebt‹ (wobei auch Matthäus 25,32 mitgewirkt haben mag): daß das Publikum bei jeder [Schauspieler-]Gesellschaft einen Sündenbock haben muß (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 18.6.98);
Sündengeld(Fischart; L059 DWb); ursprünglich kirchlich ›Ablaßgeld‹; seit frühem 19. Jahrhundert ›große Geldsumme, wie man sie nicht leicht auf redliche Weise verdient‹ (Ende des 18. Jahrhunderts);
Sündenregister (1563; L059 DWb), ⇓ "S187" säkularisiert seit Ende des 18. Jahrhunderts: das Schulden- und Sündenregister vom vorigen Jahre (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 8.1.19);
sündigen (mhd. ), Weiterbildung von ahd. sunteon; der Bedeutungsentwicklung von Sünde folgend, dazu sich versündigen;
Sünder ahd. suntari, mhd. sündære; religiös auch allgemein ›Mensch‹; ursprünglich rechtssprachlich armer Sünder (16. Jahrhundert) ›der zum Tod Verurteilte‹; die ⇓ "S140" movierte Form
Sünderin mhd. sündærinne häufig erotisch gedeutet;
sündig ⇓ "S235" ahd. suntig, mhd. sündec, sündic;
sündhaft ⇓ "S235" ahd. sunthaft; seit Ende des 19. Jahrhunderts ⇓ "S229" verstärkend: sündhaft teuer.
Sündengeld(Fischart; L059 DWb); ursprünglich kirchlich ›Ablaßgeld‹; seit frühem 19. Jahrhundert ›große Geldsumme, wie man sie nicht leicht auf redliche Weise verdient‹ (Ende des 18. Jahrhunderts);
Sündenregister (1563; L059 DWb), ⇓ "S187" säkularisiert seit Ende des 18. Jahrhunderts: das Schulden- und Sündenregister vom vorigen Jahre (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Brief vom 8.1.19);
sündigen (mhd. ), Weiterbildung von ahd. sunteon; der Bedeutungsentwicklung von Sünde folgend, dazu sich versündigen;
Sünder ahd. suntari, mhd. sündære; religiös auch allgemein ›Mensch‹; ursprünglich rechtssprachlich armer Sünder (16. Jahrhundert) ›der zum Tod Verurteilte‹; die ⇓ "S140" movierte Form
Sünderin mhd. sündærinne häufig erotisch gedeutet;
sündig ⇓ "S235" ahd. suntig, mhd. sündec, sündic;
sündhaft ⇓ "S235" ahd. sunthaft; seit Ende des 19. Jahrhunderts ⇓ "S229" verstärkend: sündhaft teuer.