Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Subjekt
Neutr. < lat. subiectum (wörtlich) ›das Daruntergelegte‹, ›ursprünglich Gegebenes‹, auch ⇓ "S208" ›grammatischer Gegenstand‹, mittellateinisch ›Begriff, Gegenstand‹, substantiviertes Partizip Perfekt von subicere u. a. ›unter etwas werfen, legen, stellen‹, bis ins 18. Jahrhundert vielfach mit lateinischer Flexion; im 16. Jahrhundert (um 1520 Paracelsus; L339 Karl-Heinz Weimann) noch allgemein1 ›etwas, das zugrunde liegt, auf das Einfluß genommen wird, Stoff‹, medizinisch auch ›Untersuchungsgegenstand‹ auch vnderschaiden wir die zufelligen aygenschafft durch ir subiecte/ daran sie hangen (1534; L081 FWb); seit dem 17. Jahrhundert in ⇓ "S168" Philosophie und Logik
2.1 ›Gegenstand der Erkenntnis‹, dann auch ›der dem (logischen) Urteil zugrundeliegende Gegenstand‹ also bestehet eine jede Rede aus einem logischen Satze, d. i. aus einem Subjekt und Prädicat (1746; E.L188 Ernst Leser), ausgedehnt ›Satzgegenstand‹ (↑ "Satz"); im 18. Jahrhundert
2.2 ›Gegenstand der Kunst, Thema, Motto‹ die wahre Natur, die das Subjekt naiver Dichtung [ist] (Schiller; L081 FWb); dafür auch (bis heute) Sujet (1723; L081 FWb) nach gleichbedeutend franz. sujet; seit Mitte des 17. Jahrhunderts
3 auf Personen bezogen, zunächst kanzleisprachlich, v. a. ›Anwärter für ein Amt‹: Ein jedes für das Theater bestimmte Subjekt (1777; L081 FWb), »im gemeinen Leben« (L033 Joachim Heinrich Campe) die herren apotheker ihre gehülfen subjecte nennen (1826–28; L059 DWb), dann pejorativ ›heruntergekommener Mensch‹ (so noch heute): Er ist ein Lump,… ein verächtliches Subjekt (Freytag; L081 FWb); dagegen seit Ende des 18. Jahrhunderts in Philosophie und Kunst die Entgegensetzung
4 ›Individuum als exemplarische Größe‹ (und insofern bewußt handelndes Wesen) Der schritt vom objekt zum denkenden subjekt (1866 Lange; L059 DWb); dazu im 20. Jahrhundert ⇓ "S181" rechtssprachlich
5 »Träger von Rechten und Pflichten« (L081 FWb), Steuersubjekt, Rechtssubjekt;
subjektiv nach lat. subiectivus, v. a. zu (4) ›auf das Subjekt bezogen, persönlich, individuell‹, seit spätem 18. Jahrhundert Schönheit (subiectiue) (1765; L081 FWb), subjektive Religion (Lessing; ebenda); Gegensatz "objektiv" mit dem Begriff des Intuitiven: dasjenige subjective… an einer vorstellung, was gar kein erkenntnisstück werden kann (vor 1804 I.Kant; L059 DWb);
Subjektivität (1788 A.Weishaupt; Archiv für Begriffsgeschichte 1967,185) Er hat eine heftige Subjektivität (Schiller an Goethe; L081 FWb);
Subjektivismus Ableitung von subjektiv
1.1 ›Lehre, für die das Subjekt(ive) primär ist‹ [der] Subjektivismus seiner [Kants] Zeit(1837 F.Th.Vischer; L081 FWb);
1.2 ›Ichbezogenheit‹ Lagerlöf hebt sich… ab von dem überall… wuchernden Subjektivismus (1908; ebenda).
2.1 ›Gegenstand der Erkenntnis‹, dann auch ›der dem (logischen) Urteil zugrundeliegende Gegenstand‹ also bestehet eine jede Rede aus einem logischen Satze, d. i. aus einem Subjekt und Prädicat (1746; E.L188 Ernst Leser), ausgedehnt ›Satzgegenstand‹ (↑ "Satz"); im 18. Jahrhundert
2.2 ›Gegenstand der Kunst, Thema, Motto‹ die wahre Natur, die das Subjekt naiver Dichtung [ist] (Schiller; L081 FWb); dafür auch (bis heute) Sujet (1723; L081 FWb) nach gleichbedeutend franz. sujet; seit Mitte des 17. Jahrhunderts
3 auf Personen bezogen, zunächst kanzleisprachlich, v. a. ›Anwärter für ein Amt‹: Ein jedes für das Theater bestimmte Subjekt (1777; L081 FWb), »im gemeinen Leben« (L033 Joachim Heinrich Campe) die herren apotheker ihre gehülfen subjecte nennen (1826–28; L059 DWb), dann pejorativ ›heruntergekommener Mensch‹ (so noch heute): Er ist ein Lump,… ein verächtliches Subjekt (Freytag; L081 FWb); dagegen seit Ende des 18. Jahrhunderts in Philosophie und Kunst die Entgegensetzung
4 ›Individuum als exemplarische Größe‹ (und insofern bewußt handelndes Wesen) Der schritt vom objekt zum denkenden subjekt (1866 Lange; L059 DWb); dazu im 20. Jahrhundert ⇓ "S181" rechtssprachlich
5 »Träger von Rechten und Pflichten« (L081 FWb), Steuersubjekt, Rechtssubjekt;
subjektiv nach lat. subiectivus, v. a. zu (4) ›auf das Subjekt bezogen, persönlich, individuell‹, seit spätem 18. Jahrhundert Schönheit (subiectiue) (1765; L081 FWb), subjektive Religion (Lessing; ebenda); Gegensatz "objektiv" mit dem Begriff des Intuitiven: dasjenige subjective… an einer vorstellung, was gar kein erkenntnisstück werden kann (vor 1804 I.Kant; L059 DWb);
Subjektivität (1788 A.Weishaupt; Archiv für Begriffsgeschichte 1967,185) Er hat eine heftige Subjektivität (Schiller an Goethe; L081 FWb);
Subjektivismus Ableitung von subjektiv
1.1 ›Lehre, für die das Subjekt(ive) primär ist‹ [der] Subjektivismus seiner [Kants] Zeit(1837 F.Th.Vischer; L081 FWb);
1.2 ›Ichbezogenheit‹ Lagerlöf hebt sich… ab von dem überall… wuchernden Subjektivismus (1908; ebenda).