Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Sturm
ahd. , altgermanisch (engl. storm), wurzelverwandt mit ↑ "stören";1 ›heftiger Wind‹; übertragen
1.1 auf die heftige Gemütsbewegung (mhd. ): der auffahrende Sturm einer Leidenschaft (L003 Johann Christoph Adelung 1780), keine Stürme mehr das stille Herz ermüden (A131 Friedrich Hölderlin, Die Meinige), so auch die Inschrift auf Hölderlins Grabstein: Im heiligsten der Stürme falle zusammen meine Kerkerwand (A131 Friedrich Hölderlin, Das Schiksaal); daneben allgemeiner
1.2 ›unruhige Bewegung‹: die Herde stürzte sich mit einem Sturm in den See (Luther), der Wagen fleugt in sanftem Sturm davon (Wieland), dem fliegenden Sturm der Geschosse(Voß); speziell ›Revolution‹, im Lied aus den Befreiungskriegen: Das Volk steht auf, der Sturm bricht los (T.Körner); abgeblaßt Sturm des Beifalls (L320 Trübner); altgermanisch
2.1 ›Kampf‹, ›Angriff‹, von neueren Dichtern wiederaufgenommen: als nun das Normannenheer zum Sturme schritt (Uhland), speziell ›Angriff gegen eine Festung‹: im Sturm nehmen, Sturm laufen, einen Sturm abschlagen; übertragen ein so unvermuteter Sturm auf mein Herz und meine Sinne zugleich (Wieland), Er gewann aller Herzen im Sturm (L320 Trübner); seit dem Frühneuhochdeutschen metonymisch: ein gantzer Sturm Leute/ Soldaten (L169 Matthias Kramer), "Landsturm", bei der ⇓ "S145" NSDAP militaristisch für eine Abteilung in Kompaniestärke wiederbelebt (dazu SA, SA-Sturm, Sturmabteilung 1921 gegründete uniformierte und bewaffnete politische Kampftruppe [L056 Duden 111934; L281 Cornelia Schmitz-Berning]); heute metonymisch im Sport zu Stürmer (s. unten): der Sturm von Eintracht Frankfurt; dazu Ansturm; danach speziell seit dem Frühneuhochdeutschen
2.2 ›Signal zum Aufbieten der Massen‹ (wodurch dieselben in unruhige Bewegung kommen): Sturm läuten, blasen, schlagen, Sturmglocke.
Sturm und Drang in der ⇓ "S061" Geniezeit und darüber hinaus kombiniert und variiert Sturm und Gedränge (Lavater, L320 Trübner), ich lebe so hin, bald in drang und sturm, bald in gelinden säuslen (Klinger; L059 DWb), ich habe alle begeisterung, sturm und drang, so der mensch fühlen kann (Raabe; ebenda); als Epochenbegriff zuerst bei Tieck 1828: Sturm und Drangperiode (L320 Trübner), dann auch bei Goethe (1829 zu Eckermann; ebenda) nach dem Titel eines Schauspiels von F.M.Klinger 1777, das ursprünglich Wirrwarr hieß. W.Hinck (Hg.), Sturm und Drang, 1978;
stürmen ahd. sturmen, mhd. stürmen; den verschiedenen Verwendungen von Sturmentsprechend;
1 vom Wetter es stürmt; seltener mit bestimmtem Subjekt: die vier Winde stürmten wider einander(Luther), das Meer stürmt, die Wellen stürmen; seit dem Mittelhochdeutschen
2 ›sich hastig fortbewegen‹, mit Richtungsbezeichnungen: nach Hause stürmen, fortstürmen, vorwärtsstürmen, hervorstürmen, einherstürmen; speziell von unruhigem Toben, auf den Krieg, Aufruhr bezogen ›Sturm laufen‹: eine Stadt, Burg stürmen;
3 übertragen besonders seit dem 18. Jahrhundert (vereinzelt ahd. ) von der innerlichen Bewegung der Leidenschaften: wo die Parteien durcheinander stürmen (Schiller), wenn mein Vater stürmt, muß ich auch den versöhnen (Goethe), sein Betragen war, wenn es nicht innerlich stürmte, gemäßigt (Goethe);
Stürmer mhd. sturmære; ›Kämpfer‹, ›Draufgänger‹, um 1800 auf eine studentensprachliche Kopfbedeckung übertragen; seit Ende des 19. Jahrhunderts beim ⇓ "S205" Fußballspiel für engl. forward, dazu Mittelstürmer (L396 ZADS1903,172);
stürmischmittelhochdeutsch nur adverbial stürmische, bis zum 18. Jahrhundert auch stürmicht, stürmig (vgl. die drei Ansätze bei L033 Joachim Heinrich Campe);
1 ›sehr windig‹: der nortwind… ist der aller stürmiste wind (1565; L059 DWb), wie stürmen auf vom Sturm bewegtes Wasser bezogen: nach einer beschwerlichen fahrt bei stürmischer see (1760; L059 DWb), von der Nacht: Manche stürmige Nacht (Herder; L264 Daniel Sanders); übertragen,
2.1 auf die heftige Gemütsbewegung bezogen ›leidenschaftlich‹: da ist sie… gegen… gsind nicht stürmisch (1557; L059 DWb), positiv ›begeistert‹ stürmischer jubel (Ruge; L059 DWb), zumeist auf die (erste) Liebe bezogen ist dieser schmeichelnde stürmische Liebhaber der kalte Tellheim? (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Minna 5,9), stürmisch pocht des jünglings busen– / Winkt nicht ihre weisse hand (S.A067 Stefan George, Der Fall); daneben
2.2 ›sehr schnell‹ (↑ "schnell"), wie "rasch" ›kraftvoll, energisch‹: stürmische entwicklung unsrer politik (Bismarck; L059 DWb), auf politische Verhältnisse bezogen speziell ›unsicher, bewegt‹
⊚ stürmische Zeiten (18. Jahrhundert): So ist dein Leben… / .. wenn du neues / Grünen aus stürmischer Zeit betrachtest (A131 Friedrich Hölderlin, An eine Fürstin v.Dessau).
1.1 auf die heftige Gemütsbewegung (mhd. ): der auffahrende Sturm einer Leidenschaft (L003 Johann Christoph Adelung 1780), keine Stürme mehr das stille Herz ermüden (A131 Friedrich Hölderlin, Die Meinige), so auch die Inschrift auf Hölderlins Grabstein: Im heiligsten der Stürme falle zusammen meine Kerkerwand (A131 Friedrich Hölderlin, Das Schiksaal); daneben allgemeiner
1.2 ›unruhige Bewegung‹: die Herde stürzte sich mit einem Sturm in den See (Luther), der Wagen fleugt in sanftem Sturm davon (Wieland), dem fliegenden Sturm der Geschosse(Voß); speziell ›Revolution‹, im Lied aus den Befreiungskriegen: Das Volk steht auf, der Sturm bricht los (T.Körner); abgeblaßt Sturm des Beifalls (L320 Trübner); altgermanisch
2.1 ›Kampf‹, ›Angriff‹, von neueren Dichtern wiederaufgenommen: als nun das Normannenheer zum Sturme schritt (Uhland), speziell ›Angriff gegen eine Festung‹: im Sturm nehmen, Sturm laufen, einen Sturm abschlagen; übertragen ein so unvermuteter Sturm auf mein Herz und meine Sinne zugleich (Wieland), Er gewann aller Herzen im Sturm (L320 Trübner); seit dem Frühneuhochdeutschen metonymisch: ein gantzer Sturm Leute/ Soldaten (L169 Matthias Kramer), "Landsturm", bei der ⇓ "S145" NSDAP militaristisch für eine Abteilung in Kompaniestärke wiederbelebt (dazu SA, SA-Sturm, Sturmabteilung 1921 gegründete uniformierte und bewaffnete politische Kampftruppe [L056 Duden 111934; L281 Cornelia Schmitz-Berning]); heute metonymisch im Sport zu Stürmer (s. unten): der Sturm von Eintracht Frankfurt; dazu Ansturm; danach speziell seit dem Frühneuhochdeutschen
2.2 ›Signal zum Aufbieten der Massen‹ (wodurch dieselben in unruhige Bewegung kommen): Sturm läuten, blasen, schlagen, Sturmglocke.
Sturm und Drang in der ⇓ "S061" Geniezeit und darüber hinaus kombiniert und variiert Sturm und Gedränge (Lavater, L320 Trübner), ich lebe so hin, bald in drang und sturm, bald in gelinden säuslen (Klinger; L059 DWb), ich habe alle begeisterung, sturm und drang, so der mensch fühlen kann (Raabe; ebenda); als Epochenbegriff zuerst bei Tieck 1828: Sturm und Drangperiode (L320 Trübner), dann auch bei Goethe (1829 zu Eckermann; ebenda) nach dem Titel eines Schauspiels von F.M.Klinger 1777, das ursprünglich Wirrwarr hieß. W.Hinck (Hg.), Sturm und Drang, 1978;
stürmen ahd. sturmen, mhd. stürmen; den verschiedenen Verwendungen von Sturmentsprechend;
1 vom Wetter es stürmt; seltener mit bestimmtem Subjekt: die vier Winde stürmten wider einander(Luther), das Meer stürmt, die Wellen stürmen; seit dem Mittelhochdeutschen
2 ›sich hastig fortbewegen‹, mit Richtungsbezeichnungen: nach Hause stürmen, fortstürmen, vorwärtsstürmen, hervorstürmen, einherstürmen; speziell von unruhigem Toben, auf den Krieg, Aufruhr bezogen ›Sturm laufen‹: eine Stadt, Burg stürmen;
3 übertragen besonders seit dem 18. Jahrhundert (vereinzelt ahd. ) von der innerlichen Bewegung der Leidenschaften: wo die Parteien durcheinander stürmen (Schiller), wenn mein Vater stürmt, muß ich auch den versöhnen (Goethe), sein Betragen war, wenn es nicht innerlich stürmte, gemäßigt (Goethe);
Stürmer mhd. sturmære; ›Kämpfer‹, ›Draufgänger‹, um 1800 auf eine studentensprachliche Kopfbedeckung übertragen; seit Ende des 19. Jahrhunderts beim ⇓ "S205" Fußballspiel für engl. forward, dazu Mittelstürmer (L396 ZADS1903,172);
stürmischmittelhochdeutsch nur adverbial stürmische, bis zum 18. Jahrhundert auch stürmicht, stürmig (vgl. die drei Ansätze bei L033 Joachim Heinrich Campe);
1 ›sehr windig‹: der nortwind… ist der aller stürmiste wind (1565; L059 DWb), wie stürmen auf vom Sturm bewegtes Wasser bezogen: nach einer beschwerlichen fahrt bei stürmischer see (1760; L059 DWb), von der Nacht: Manche stürmige Nacht (Herder; L264 Daniel Sanders); übertragen,
2.1 auf die heftige Gemütsbewegung bezogen ›leidenschaftlich‹: da ist sie… gegen… gsind nicht stürmisch (1557; L059 DWb), positiv ›begeistert‹ stürmischer jubel (Ruge; L059 DWb), zumeist auf die (erste) Liebe bezogen ist dieser schmeichelnde stürmische Liebhaber der kalte Tellheim? (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Minna 5,9), stürmisch pocht des jünglings busen– / Winkt nicht ihre weisse hand (S.A067 Stefan George, Der Fall); daneben
2.2 ›sehr schnell‹ (↑ "schnell"), wie "rasch" ›kraftvoll, energisch‹: stürmische entwicklung unsrer politik (Bismarck; L059 DWb), auf politische Verhältnisse bezogen speziell ›unsicher, bewegt‹
⊚ stürmische Zeiten (18. Jahrhundert): So ist dein Leben… / .. wenn du neues / Grünen aus stürmischer Zeit betrachtest (A131 Friedrich Hölderlin, An eine Fürstin v.Dessau).