Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Stück
Neutr. , ahd. stucki, mhd. stücke, altgermanisch, wurzelverwandt ↑ "Stock"; Plural Stück, Stücke, zu Plural Stücker ↑ 1"ein"; starker, auch schwacher Plural Stücken;1 zunächst ›abgetrennter Teil eines Ganzen‹: Denn wollt' ich deinen Brief in tausend Stucken reißen (Hofmannswaldau; L305 Christoph Ernst Steinbach), in Stucke brechen (L169 Matthias Kramer), etwas ist in Stücken; zur Bezeichnung starker Verbundenheit Als wärs ein Stück von mir(so als Titel bei Zuckmayer);
⊚ sich für jmdn. in Stücke hauen lassen(L059 DWb) ›alles für jmdn. tun‹; übertragen er hat ein Stuck seiner Tapferkeit sehen lassen(L169 Matthias Kramer);
1.1 das Ganze als bestimmter einzelner Gegenstand; mit von angeknüpft: ein Stück von der, dieser Säule; dagegen eine allgemeine Stoffbezeichnung ohne Artikel zuweilen noch literarisch wie bis ins 18. Jahrhundert mit Genitiv angeknüpft: stucchiu brotes (Notker; L059 DWb), gewöhnlich flexionslos ein Stück Brot ›belegte/ bestrichene Brotschnitte‹ (↑ "Schnitte"; vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–20); mit danebenstehendem Adjektiv im Akkusativ, wenn Stück in demselben steht: er gab mir ein Stück frischen Kuchen, mit Mengenangabe auch flexionslos: Zwei Stück Kuchen essen (L264 Daniel Sanders); seit dem Mittelhochdeutschen speziell
1.2 ›Acker, Feld‹, dazu Grundstück, Ackerstück, Gartenstück, allgemeiner wie Fleckchen: ein hübsches stück land zu sehen bekommen (1873; L059 DWb); frühneuhochdeutsch
1.3 auf Geschriebenes bezogen ›Abschnitt einer Schrift‹: Stücke in Esther (Luther), "Hauptstück" (des Katechismus);
1.4 mit dem Begriff der Länge: ein goet stuck wegs (1545; L059 DWb), sie gingen noch ein gutes stück (Gellert; L059 DWb), er ging ein gut Stück… mit (L003 Johann Christoph Adelung 1780); daneben
2 ›Teil‹ im Sinn eines zusammenhängenden Ganzen, in festen Verbindungen: stuck umb stuck (L200 Josua Maaler), seit dem 17. Jahrhundert Stück für Stück (L134 Levinus Hulsius 1618), auf Ware bezogen das stuck vor 1 ferto (1/ 4 mark)(1399; L059 DWb), ›Wieviel Fische?‹ Acht Stück (L264 Daniel Sanders); dazu Kleidungsstück, Gepäckstück; übertragen aus einem Stück (17. Jahrhundert), häufig in der Literaturkritik: das ganze werk ist… aus einem stücke (Ramler; L059 DWb) ›aus einem Guß‹; speziell
2.1 seit dem Mittelhochdeutschen auf Textilien bezogen ›zusammenhängendes Quantum Tuch‹ als Maßbestimmung;
2.2 ›Münze‹ vierhundert stuck goldts (1565; L059 DWb); frühneuhochdeutsch, seit dem 19. Jahrhundert veraltet
2.3 ›Kanone‹; seit dem 17. Jahrhundert
2.4 von Tieren, als Singular zu "Vieh", bzw. ›einzelnes Exemplar aus einer Herde u.ä.‹ (1638; L059 DWb);
2.5 auf Gestaltetes bezogen; handwerklich, dazu Gesellenstück, Meisterstück, Werkstück; auf die künstlerische Schöpfung, ›Kupferstich‹ (Dürer; L059 DWb), besonders ›Gemälde‹, dazu Jagdstück, Nachtstück, "Kabinettstück"; ›musikalische Komposition‹ (1536; L059 DWb): ein für sein instrument gesetztes stück (P.E.Bach; L059 DWb), dazu Musikstück, Konzertstück, Klavierstück; ⇓ "S127" auf literarische Werke bezogen (frühnhd.), seit dem 18. Jahrhundert (L169 Matthias Kramer) ›Schauspiel‹: eine Hauptrolle in einem der aufgeführten Stücke zu bekommen (A193 Karl Philipp Moritz, Reiser 184), das Stück ist aus (A118 Heinrich Heine, Lazarus XVIII, Sie erlischt), zumal auf das dramatische Werk Brechts bezogen, so die Bände seiner Dramen Stücke; dazu Salonstück, Rührstück; allgemeiner ›wertvoller Gegenstand (aus einer Reihe gleicher Exemplare)‹, ein rares Stuck (L169 Matthias Kramer), Stücke aus einer Sammlung (L264 Daniel Sanders), dazu Erbstück, Familienstück, Prachtstück; abgeblaßt
2.6 im Sinn einer unbestimmten Mengenangabe, ein stück geldes (17. Jahrhundert; L059 DWb), ein schon Stuck Geld (L169 Matthias Kramer), ein Stuck Arbeit (ebenda); seit dem 16. Jahrhundert
2.7 ursprünglich niederdeutsch/ ostmitteldeutsch umgangssprachlich abwertend ›Mensch‹ (Miststück ↑ "Mist"), besonders von Frauen, dazu "Weibsstück"; dagegen heute auch liebevoll mein bestes Stück;
3 ›Tat, Handlung‹ (16. Jahrhundert), ursprünglich allgemeiner, so noch in Wagestück, Heldenstück, mit abwertenden Adjektiven verbunden, erhalten in
⊚ starkes stück »neuerdings« (L059 DWb) ›Unverschämtheit‹, Bubenstück;
4 in festen Verbindungen zu (1) oder (2)
⊚⊚ in allen Stücken ›in jeder Hinsicht‹: halte dich vernünfftig in allen stücken (A180 Martin Luther, Sirach 31,18); aus freien Stücken (17. Jahrhundert) ›von sich aus‹; große Stücke auf jmdn. halten(C.Weise; L059 DWb) ›jmdn. hoch einschätzen‹.
Stücklohn (1600; L320 Trübner) zu Stück(2.4) ›Akkordlohn‹;
Stückwerk (1397; L059 DWb); ursprünglich zu Stück(2.1) und (2.4); seit Luther in heutiger Bedeutung ›etwas Unvollkommenes, Zusammengesuchtes‹: unser wissen ist stückwerk (Luther; L059 DWb);
Stückeschreiber auf Brecht bezogen zu Stück(2.4), von diesem ohne Plural-e gebraucht: Ich bin ein Stückschreiber. Ich zeige / Was ich gesehen habe. Auf den Menschenmärkten (B.A024 Bertolt Brecht, Lied des Stückschreibers);
stücken mittelhochdeutsch; als einfaches Wort selten
1 ›in Stücke brechen, reißen‹: und stückte sie in zwölf Stücke (Luther); häufig in "zerstücken" (↑ "zerstückeln");
2 ›aus Stücken zusammensetzen‹, üblich in zusammenstücken: man stückt zusammen ihrer Worte Sinn (A.W.Schlegel).
stückeln (mhd. );
1 zu stücken(1) in "zerstückeln";
2 zu stücken(2): diese gestückelten Heeresmassen zusammen zu fügen und zu passen (Schiller), sie stückelten und flickten daran (Nicolai), da das Theater immer nur ein gestoppeltes und gestückeltes Wesen bleibt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre 22,157,20); dazu zusammenstückeln, selten anstückeln: eine Tätigkeit läßt sich in die andre verweben, keine an die andre anstückeln (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,297,26);
⊚ sich für jmdn. in Stücke hauen lassen(L059 DWb) ›alles für jmdn. tun‹; übertragen er hat ein Stuck seiner Tapferkeit sehen lassen(L169 Matthias Kramer);
1.1 das Ganze als bestimmter einzelner Gegenstand; mit von angeknüpft: ein Stück von der, dieser Säule; dagegen eine allgemeine Stoffbezeichnung ohne Artikel zuweilen noch literarisch wie bis ins 18. Jahrhundert mit Genitiv angeknüpft: stucchiu brotes (Notker; L059 DWb), gewöhnlich flexionslos ein Stück Brot ›belegte/ bestrichene Brotschnitte‹ (↑ "Schnitte"; vgl. L066 Jürgen Eichhoff, Karte 4–20); mit danebenstehendem Adjektiv im Akkusativ, wenn Stück in demselben steht: er gab mir ein Stück frischen Kuchen, mit Mengenangabe auch flexionslos: Zwei Stück Kuchen essen (L264 Daniel Sanders); seit dem Mittelhochdeutschen speziell
1.2 ›Acker, Feld‹, dazu Grundstück, Ackerstück, Gartenstück, allgemeiner wie Fleckchen: ein hübsches stück land zu sehen bekommen (1873; L059 DWb); frühneuhochdeutsch
1.3 auf Geschriebenes bezogen ›Abschnitt einer Schrift‹: Stücke in Esther (Luther), "Hauptstück" (des Katechismus);
1.4 mit dem Begriff der Länge: ein goet stuck wegs (1545; L059 DWb), sie gingen noch ein gutes stück (Gellert; L059 DWb), er ging ein gut Stück… mit (L003 Johann Christoph Adelung 1780); daneben
2 ›Teil‹ im Sinn eines zusammenhängenden Ganzen, in festen Verbindungen: stuck umb stuck (L200 Josua Maaler), seit dem 17. Jahrhundert Stück für Stück (L134 Levinus Hulsius 1618), auf Ware bezogen das stuck vor 1 ferto (1/ 4 mark)(1399; L059 DWb), ›Wieviel Fische?‹ Acht Stück (L264 Daniel Sanders); dazu Kleidungsstück, Gepäckstück; übertragen aus einem Stück (17. Jahrhundert), häufig in der Literaturkritik: das ganze werk ist… aus einem stücke (Ramler; L059 DWb) ›aus einem Guß‹; speziell
2.1 seit dem Mittelhochdeutschen auf Textilien bezogen ›zusammenhängendes Quantum Tuch‹ als Maßbestimmung;
2.2 ›Münze‹ vierhundert stuck goldts (1565; L059 DWb); frühneuhochdeutsch, seit dem 19. Jahrhundert veraltet
2.3 ›Kanone‹; seit dem 17. Jahrhundert
2.4 von Tieren, als Singular zu "Vieh", bzw. ›einzelnes Exemplar aus einer Herde u.ä.‹ (1638; L059 DWb);
2.5 auf Gestaltetes bezogen; handwerklich, dazu Gesellenstück, Meisterstück, Werkstück; auf die künstlerische Schöpfung, ›Kupferstich‹ (Dürer; L059 DWb), besonders ›Gemälde‹, dazu Jagdstück, Nachtstück, "Kabinettstück"; ›musikalische Komposition‹ (1536; L059 DWb): ein für sein instrument gesetztes stück (P.E.Bach; L059 DWb), dazu Musikstück, Konzertstück, Klavierstück; ⇓ "S127" auf literarische Werke bezogen (frühnhd.), seit dem 18. Jahrhundert (L169 Matthias Kramer) ›Schauspiel‹: eine Hauptrolle in einem der aufgeführten Stücke zu bekommen (A193 Karl Philipp Moritz, Reiser 184), das Stück ist aus (A118 Heinrich Heine, Lazarus XVIII, Sie erlischt), zumal auf das dramatische Werk Brechts bezogen, so die Bände seiner Dramen Stücke; dazu Salonstück, Rührstück; allgemeiner ›wertvoller Gegenstand (aus einer Reihe gleicher Exemplare)‹, ein rares Stuck (L169 Matthias Kramer), Stücke aus einer Sammlung (L264 Daniel Sanders), dazu Erbstück, Familienstück, Prachtstück; abgeblaßt
2.6 im Sinn einer unbestimmten Mengenangabe, ein stück geldes (17. Jahrhundert; L059 DWb), ein schon Stuck Geld (L169 Matthias Kramer), ein Stuck Arbeit (ebenda); seit dem 16. Jahrhundert
2.7 ursprünglich niederdeutsch/ ostmitteldeutsch umgangssprachlich abwertend ›Mensch‹ (Miststück ↑ "Mist"), besonders von Frauen, dazu "Weibsstück"; dagegen heute auch liebevoll mein bestes Stück;
3 ›Tat, Handlung‹ (16. Jahrhundert), ursprünglich allgemeiner, so noch in Wagestück, Heldenstück, mit abwertenden Adjektiven verbunden, erhalten in
⊚ starkes stück »neuerdings« (L059 DWb) ›Unverschämtheit‹, Bubenstück;
4 in festen Verbindungen zu (1) oder (2)
⊚⊚ in allen Stücken ›in jeder Hinsicht‹: halte dich vernünfftig in allen stücken (A180 Martin Luther, Sirach 31,18); aus freien Stücken (17. Jahrhundert) ›von sich aus‹; große Stücke auf jmdn. halten(C.Weise; L059 DWb) ›jmdn. hoch einschätzen‹.
Stücklohn (1600; L320 Trübner) zu Stück(2.4) ›Akkordlohn‹;
Stückwerk (1397; L059 DWb); ursprünglich zu Stück(2.1) und (2.4); seit Luther in heutiger Bedeutung ›etwas Unvollkommenes, Zusammengesuchtes‹: unser wissen ist stückwerk (Luther; L059 DWb);
Stückeschreiber auf Brecht bezogen zu Stück(2.4), von diesem ohne Plural-e gebraucht: Ich bin ein Stückschreiber. Ich zeige / Was ich gesehen habe. Auf den Menschenmärkten (B.A024 Bertolt Brecht, Lied des Stückschreibers);
stücken mittelhochdeutsch; als einfaches Wort selten
1 ›in Stücke brechen, reißen‹: und stückte sie in zwölf Stücke (Luther); häufig in "zerstücken" (↑ "zerstückeln");
2 ›aus Stücken zusammensetzen‹, üblich in zusammenstücken: man stückt zusammen ihrer Worte Sinn (A.W.Schlegel).
stückeln (mhd. );
1 zu stücken(1) in "zerstückeln";
2 zu stücken(2): diese gestückelten Heeresmassen zusammen zu fügen und zu passen (Schiller), sie stückelten und flickten daran (Nicolai), da das Theater immer nur ein gestoppeltes und gestückeltes Wesen bleibt (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Lehrjahre 22,157,20); dazu zusammenstückeln, selten anstückeln: eine Tätigkeit läßt sich in die andre verweben, keine an die andre anstückeln (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Wahlverwandtschaften 20,297,26);