Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Stube
in den germanischen Sprachen verbreitetes Wort (engl. stove ›Ofen‹), eventuell zu ↑ "stieben", vielleicht aber auch aus dem Vulgärlateinischen (ital. stufa, franz. étuve ›Baderaum‹); ahd. stuba, auch (L087 Glossen) badastuba ›Baderaum‹, mhd. stube ⇑ "stoven", "Stövchen". Von den Anfängen bis heute1.1 ›heizbarer Wohnraum‹ (1591 Wohnstube; L239 PBB(H) 97,244); daneben
1.2 ›Wohn- bzw. Aufenthaltsraum‹ schlechthin (so auch bei Stubenfliege, ↑ "Fliege"): Haus von sieben Stuben mit einem Garten (1790; L059 DWb), so inzwischen von "Zimmer" abgelöst, erhalten landschaftlich und für den eher schlichten Wohnraum (Dachstube), insbesondere für Wohnstube, warme Stube; im 18. Jahrhundert mit dem Begriff geistiger Enge und Naturferne: der Umkreis derselben [Lieder der mittelhochdeutschen Minnesänger] war auch nicht eine Fakultät oder enge Stube (A121 Johann Gottfried Herder, 25,323), ↑ "Studierstube", s. unten Stubengelehrter;
⊚ gute Stube ›gut eingerichtetes Besuchszimmer‹ (↑ "Salon") ab ca. 1850 in Berlin usw. (L171 Paul Kretschmer 508); 3/ 4 vom Hause ist als »gute Stube« verschlossen, überzogen (1862 A015 Otto von Bismarck aus Paris, Briefe II,593), redensartlich Immer rein in die gute Stube!; im Bereich der Institutionen sehr verbreitet, Zusammensetzungen wie Gerichtsstube, Krankenstube, Ratsstube, Schreibstube, Wachstube, Stubendienst, heute noch in Kasernen, Internaten u.dgl., auch in Namen für stilvolle und gemütliche Gaststätten: Bauernstube, Ratsstube, Weinstube, Bräustüberl usw. ↑ "Wohnung".
Stubenarrest (1731; L081 FWb), anfangs ›Ausgehverbot für Offiziere und Studenten‹, heute umgangssprachlich ›Verbot für ein Kind, nach draußen zu gehen (als Strafe oder Druckmittel)‹;
Stubengelehrter (18. Jahrhundert) ›durch übermäßiges Bücherstudium weltfremd gewordener Mensch‹: Handels- und sonstige Geschäftsleute… glauben gewöhnlich, wir Stubengelehrten wären dumm in allen weltlichen ungedruckten Dingen (A021 Ludwig Börne, Schilderungen IV);
stubenrein (19. Jahrhundert), von Hunden und Katzen, scherzhaft auch von Kleinkindern; ferner ›nicht anstößig‹ von Witzen u.dgl.;
Stübchen1 Diminutiv zu Stube ; besondere Entwicklung in ↑ "Oberstübchen";
Stübchen2 < mittellat. stupa, mhd. stübich ›Packfaß‹; bis ins 19. Jahrhundert (so ⇓ "S211" studentensprachlich in Jena) für ein Hohlmaß, meist für Flüssigkeiten: ein stübchen wein(übersetzt Shakespeares a stoop of wine; L059 DWb).
1.2 ›Wohn- bzw. Aufenthaltsraum‹ schlechthin (so auch bei Stubenfliege, ↑ "Fliege"): Haus von sieben Stuben mit einem Garten (1790; L059 DWb), so inzwischen von "Zimmer" abgelöst, erhalten landschaftlich und für den eher schlichten Wohnraum (Dachstube), insbesondere für Wohnstube, warme Stube; im 18. Jahrhundert mit dem Begriff geistiger Enge und Naturferne: der Umkreis derselben [Lieder der mittelhochdeutschen Minnesänger] war auch nicht eine Fakultät oder enge Stube (A121 Johann Gottfried Herder, 25,323), ↑ "Studierstube", s. unten Stubengelehrter;
⊚ gute Stube ›gut eingerichtetes Besuchszimmer‹ (↑ "Salon") ab ca. 1850 in Berlin usw. (L171 Paul Kretschmer 508); 3/ 4 vom Hause ist als »gute Stube« verschlossen, überzogen (1862 A015 Otto von Bismarck aus Paris, Briefe II,593), redensartlich Immer rein in die gute Stube!; im Bereich der Institutionen sehr verbreitet, Zusammensetzungen wie Gerichtsstube, Krankenstube, Ratsstube, Schreibstube, Wachstube, Stubendienst, heute noch in Kasernen, Internaten u.dgl., auch in Namen für stilvolle und gemütliche Gaststätten: Bauernstube, Ratsstube, Weinstube, Bräustüberl usw. ↑ "Wohnung".
Stubenarrest (1731; L081 FWb), anfangs ›Ausgehverbot für Offiziere und Studenten‹, heute umgangssprachlich ›Verbot für ein Kind, nach draußen zu gehen (als Strafe oder Druckmittel)‹;
Stubengelehrter (18. Jahrhundert) ›durch übermäßiges Bücherstudium weltfremd gewordener Mensch‹: Handels- und sonstige Geschäftsleute… glauben gewöhnlich, wir Stubengelehrten wären dumm in allen weltlichen ungedruckten Dingen (A021 Ludwig Börne, Schilderungen IV);
stubenrein (19. Jahrhundert), von Hunden und Katzen, scherzhaft auch von Kleinkindern; ferner ›nicht anstößig‹ von Witzen u.dgl.;
Stübchen1 Diminutiv zu Stube ; besondere Entwicklung in ↑ "Oberstübchen";
Stübchen2 < mittellat. stupa, mhd. stübich ›Packfaß‹; bis ins 19. Jahrhundert (so ⇓ "S211" studentensprachlich in Jena) für ein Hohlmaß, meist für Flüssigkeiten: ein stübchen wein(übersetzt Shakespeares a stoop of wine; L059 DWb).