Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Strom
ahd. / mhd. stroum, stram, altgermanisch aus einem indogermanischen Verb mit der Bedeutung ›fließen‹ (griech. rhein); zunächst1 Vorgangsbezeichnung ›das Strömen‹ (bis Ende des 18. Jahrhunderts): das Meer kam wieder in seinen Strom(Luther), so noch in stromab, stromauf, mit dem Strom (1569/ 70; L059 DWb), seit dem 19. Jahrhundert
⊚ mit dem Strom schwimmen ›sich anpassen‹, Gegensatz wider den Strom schwimmen (1540; L059 DWb), strebe nicht wider den Strom (Sirach 4,31); ›Bewegung‹ von dem groszen strohme fortreiszen lassen (Bodmer; L059 DWb); daneben bis ins 18. Jahrhundert allgemein von schnell fließenden großen Wassermassen, so noch auf das Meer bezogen in Golfstrom; in heutiger Bedeutung ›großer Fluß‹, seit frühem 18. Jahrhundert: mitten im Strom fahren (L169 Matthias Kramer), Gegensatz "Bach": wo zum Bach' / Es wird, zum Strome(A131 Friedrich Hölderlin, Emilie vor ihrem Brauttag), Vom Eise befreit sind Strom und Bäche (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,903); im Plural präpositional mit Strömen (frühnhd.), dafür seit dem 17. Jahrhundert
⊚ in Strömen: der Regen fiel in Strömen (L033 Joachim Heinrich Campe);
2 übertragen, ⇓ "S089" hyperbolisierend: Strom des Blutes (mhd. ), der Tränen (früheres 18. Jahrhundert; L059 DWb), auf Menschen-/ Volksmassen bezogen seit Mitte des 18. Jahrhunderts; allgemein zur Bezeichnung großer (bewegter) Mengen: Ströme des Segens, der Wohlthaten (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Strom der Rede, Worte (18. Jahrhundert; L059 DWb); abstrakt auf Gefühle gerichtet (mhd. ; zu Strom im ⇓ "S170" Pietismus vgl. L184 August Langen): Strom der Leidenschaften (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Und mag mein Strom der Liebe in Unwegsames stürzen! Nie sollte ein Strom nicht endlich den Weg zum Meer finden! (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 106); temporal nach der Vorstellung der Bewegung auf den Lauf der Zeit bezogen nach A180 Martin Luther (Psalm 90,5), alles leben ist ein strom (Novalis; L059 DWb); naturwissenschaftlich übertragen
3 seit Mitte des 18. Jahrhunderts magnetischer strom (Gottsched; L059 DWb), das licht der elektrischen ströhme (1780; L059 DWb), dazu Stromabnehmer, Stromausfall, Stromkreis, Stromnetz, Stromsperre, Stromstärke, Stromstoß; übertragen wie 1"Schauer": es ginge… ihr… ein strom quer über den rücken hinweg (Gutzkow; L059 DWb).
Stromlinienform (früheres 20. Jahrhundert) ⇓ "S220" technisch »neuzeitliche construction der form von schnellbahnwagen, wasser- und luftfahrzeugen« (L059 DWb),
stromlinienförmig (1930; L059 DWb), heute auch übertragen abwertend ›allzu einfach, vereinfachend‹: ein Thema stromlinienförmig behandeln ›auf Probleme nicht eingehen‹;
strömen (1548 strumen; L059 DWb); der Bedeutungsentwicklung von Strom entsprechend, in der festen Verbindung häufig im Partizip Präsens: strömender Regen; übertragen sein ganzes Wesen strömt gegen Ottilie (Goethe), Fast zu heftig strömst du mir, Quell der Lust! (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 126), auf die Bewegung großer Menschenmengen bezogen: Das Publikum strömt zu den Klassikern (A043 Friedrich Dürrenmatt, Theater-Schriften 101); literarisch auch transitiv: Lichtglanz strömten die Sterne (Klopstock);
Strömung (L308 Kaspar Stieler 1691); übertragen wie "Richtung", "Bewegung" von bestimmenden geistigen Tendenzen: dasz… Deutschland sich in die strömung… warf (Immermann; L059 DWb), von der religiösen Strömung der Zeit (A264 Heinrich von Treitschke 1,279).
⊚ mit dem Strom schwimmen ›sich anpassen‹, Gegensatz wider den Strom schwimmen (1540; L059 DWb), strebe nicht wider den Strom (Sirach 4,31); ›Bewegung‹ von dem groszen strohme fortreiszen lassen (Bodmer; L059 DWb); daneben bis ins 18. Jahrhundert allgemein von schnell fließenden großen Wassermassen, so noch auf das Meer bezogen in Golfstrom; in heutiger Bedeutung ›großer Fluß‹, seit frühem 18. Jahrhundert: mitten im Strom fahren (L169 Matthias Kramer), Gegensatz "Bach": wo zum Bach' / Es wird, zum Strome(A131 Friedrich Hölderlin, Emilie vor ihrem Brauttag), Vom Eise befreit sind Strom und Bäche (A075 Johann Wolfgang von Goethe, Faust I,903); im Plural präpositional mit Strömen (frühnhd.), dafür seit dem 17. Jahrhundert
⊚ in Strömen: der Regen fiel in Strömen (L033 Joachim Heinrich Campe);
2 übertragen, ⇓ "S089" hyperbolisierend: Strom des Blutes (mhd. ), der Tränen (früheres 18. Jahrhundert; L059 DWb), auf Menschen-/ Volksmassen bezogen seit Mitte des 18. Jahrhunderts; allgemein zur Bezeichnung großer (bewegter) Mengen: Ströme des Segens, der Wohlthaten (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Strom der Rede, Worte (18. Jahrhundert; L059 DWb); abstrakt auf Gefühle gerichtet (mhd. ; zu Strom im ⇓ "S170" Pietismus vgl. L184 August Langen): Strom der Leidenschaften (L003 Johann Christoph Adelung 1780), Und mag mein Strom der Liebe in Unwegsames stürzen! Nie sollte ein Strom nicht endlich den Weg zum Meer finden! (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 106); temporal nach der Vorstellung der Bewegung auf den Lauf der Zeit bezogen nach A180 Martin Luther (Psalm 90,5), alles leben ist ein strom (Novalis; L059 DWb); naturwissenschaftlich übertragen
3 seit Mitte des 18. Jahrhunderts magnetischer strom (Gottsched; L059 DWb), das licht der elektrischen ströhme (1780; L059 DWb), dazu Stromabnehmer, Stromausfall, Stromkreis, Stromnetz, Stromsperre, Stromstärke, Stromstoß; übertragen wie 1"Schauer": es ginge… ihr… ein strom quer über den rücken hinweg (Gutzkow; L059 DWb).
Stromlinienform (früheres 20. Jahrhundert) ⇓ "S220" technisch »neuzeitliche construction der form von schnellbahnwagen, wasser- und luftfahrzeugen« (L059 DWb),
stromlinienförmig (1930; L059 DWb), heute auch übertragen abwertend ›allzu einfach, vereinfachend‹: ein Thema stromlinienförmig behandeln ›auf Probleme nicht eingehen‹;
strömen (1548 strumen; L059 DWb); der Bedeutungsentwicklung von Strom entsprechend, in der festen Verbindung häufig im Partizip Präsens: strömender Regen; übertragen sein ganzes Wesen strömt gegen Ottilie (Goethe), Fast zu heftig strömst du mir, Quell der Lust! (A200 Friedrich Nietzsche, Zarathustra 126), auf die Bewegung großer Menschenmengen bezogen: Das Publikum strömt zu den Klassikern (A043 Friedrich Dürrenmatt, Theater-Schriften 101); literarisch auch transitiv: Lichtglanz strömten die Sterne (Klopstock);
Strömung (L308 Kaspar Stieler 1691); übertragen wie "Richtung", "Bewegung" von bestimmenden geistigen Tendenzen: dasz… Deutschland sich in die strömung… warf (Immermann; L059 DWb), von der religiösen Strömung der Zeit (A264 Heinrich von Treitschke 1,279).