Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Strich
Mask. (ahd. ), gemeingermanisch (got. striks);1 zu "streichen"(1), zunächst
1.1 bezeichnet es den Vorgang des Streichens: ein Strich mit dem Pinsel, mit der Feder (Pinselstrich, ↑ "Federstrich"), mit dem Fiedelbogen, sein geübter Strich (1725; L059 DWb), Strich auf der Geige (L169 Matthias Kramer), häufiger für das Resultat, besonders eine Linie beim Zeichnen oder Schreiben, dazu
mit wenigen Strichenskizzieren‹, bei A121 Johann Gottfried Herder mit zwei Strichen (23,184); übertragen umgangssprachlich einen… körper, wie ein strich (1812; L059 DWb), negiert ›nichts‹: du sollst keinen strich mehr arbeiten (1752; L059 DWb); speziell als Interpunktionszeichen, "Gedankenstrich"(lein) (L308 Kaspar Stieler), Strich oder "Beistrich" ›Komma‹, ⇓ "S117" Punktstrich, StrichpunktSemikolon‹ (↑ "Semikolon"), ↑ "Anführungsstrich"; unter Rechnungen, um die Summe darunter zu setzen, daher
⊚⊚ einen Strich unter etwas machenabschließen‹; Strich durch etwas, um es ungültig zu machen, jmdm. einen Strich durch die Rechnung machen (Oswald von Wolkenstein; L059 DWb) ›jmds. Pläne, Unternehmungen vereiteln‹; unter dem StrichFeuilleton‹: unter den strich drucken lassen(Goethe; L059 DWb), unter dem strich sein [›schlecht‹] (1904ff.; L059 DWb); als Markierung einer Gradeinteilung, dazu seemannssprachlich Strich auf der "Windrose" (1647; L162 Friedrich Kluge, Seemannssprache), danach übertragen ›Kurs‹ (1669; ebenda);
2 zu "streichen"(2), zunächst
2.1 Vorgangsbezeichnung; selten von Menschen: wir rasteten nach einem ermüdenden Strich (Mörike); gewöhnlich von Vögeln und Fischen; von leblosen Gegenständen: wie Wolken selbst und Winde den gleichen Strich unwandelbar befolgen (Schiller); hierher wohl in einem Strichohne Unterbrechung‹ (1732; L059 DWb); speziell ⇓ "S100" jägersprachlich (1610; L059 DWb) von dem Streichen und Liebeswerben der Vögel und Fische, danach auch von Prostituierten auf den Strich gehen (Mitte des 17. Jahrhunderts; L059 DWb; vgl. L161 Friedrich Kluge, Rotwelsch), dazu Strichmädchen, Strichjunge(homosexueller) Prostituierte(r)‹ (20. Jahrhundert); redensartlich vom Jäger auf dem Schnepfenstrich sein; daher wohl auch jmdn. auf dem Strich habenverfolgen‹, auch von der Visierlinie des Gewehrs wie auf dem Korn/ Kieker haben (L019 Wilhelm Borchardt 477), dann auch ›gegen jmdn. aufgebracht sein‹, auch etwas auf dem Strich habennicht mögen‹; hierher wohl
2.2Liegerichtung‹ (mhd. ) Strich der HaareRichtung, in der sie gewachsen sind‹, der Fäden eines Gewebes; daher nach (mit) dem Strich und gegen (wider) den Strich, bei L169 Matthias Kramer die Komposita Gegenstrich, Wider-Strich; am üblichsten
⊚⊚ das geht mir gegen den Strichist mir zuwider‹, nach Strich und Fadengründlich, restlos‹ (nur noch negativ), nach Kette und Einschlag des Gewebes (L019 Wilhelm Borchardt 129); seit dem Althochdeutschen
2.3sich hinstreckendes Stück Land‹, landwirtschaftlich ein Strich Weideland, Wiesenstrich, Weizenstrich, besonders üblich Erdstrich, Himmelsstrich, Küstenstrich, Landstrich.
stricheln zunächst im Partizip Perfekt gestrichelt (1681; L059 DWb); ⇓ "S099" Iterativum ›schraffieren‹.
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