Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
streng
ahd. strengi, mhd. strenge, altgermanisches Adjektiv (engl. strong); anfangs ›stark‹ (↑ "gestreng"), bis ins 18. Jahrhundert in der Verbindung strenge Hand; bis ins 18. Jahrhundert auch ›grimmig, heftig, rauh, grausam‹: der zwietracht strenge wuth(Gottsched; L059 DWb); danach seit dem Mittelhochdeutschen weiterentwickelt zu1.1hart, unbarmherzig, unerbittlich‹, ⇓ "S012" Gegensatz "milde": eine strenge muter (1556; L059 DWb), eyn strenge… regiment (Luther; L059 DWb), in strenger zucht (1662; L059 DWb), Lessing… der gegen sich selbst am strengsten war (A121 Johann Gottfried Herder, 15,344), strenger Kritiker; auf spezielle Ausdrucksformen bezogen vor jhrem strengen blick / weicht jedermann zu rück (1642; L059 DWb), in festen Verbindungen: nicht gar zu strenge verfaren (1659; L059 DWb), streng auf etwas halten (frühnhd.; L059 DWb); ursprünglich speziell ⇓ "S181" juristisch mit dem Begriff der Ordnung: Streng / Rauch vnd vnbarmhertzig racht(L200 Josua Maaler), anblik des strengen richters (Seuse; L059 DWb), strenge gepot (Luther; L059 DWb), seit dem 17. Jahrhundert abgeblaßter
1.2, mit dem Begriff der Disziplin, Exaktheit, Konsequenz: den strengen regln und satzungen(1680; L059 DWb), im strengsten verstande (1757; L059 DWb), etwas streng nehmen / streng genommengenau, streng vertraulich (H.Mann; L059 DWb); speziell in weltanschaulicher Hinsicht seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ›orthodox‹: strenge Hussiten, seit dem 19. Jahrhundert Beiwort zu Adjektiven: streng konservativ, streng katholisch; auf künstlerische Gestaltung bezogen eine… anmuthige und strenge… schreibart(1751; L059 DWb); in der Funktion
2 eines verstärkenden Beiworts seit dem Althochdeutschen; erhalten in
2.1beschwerlich, anstrengend‹ (südwestdeutsch, schweizerisch);
2.2"S216" auf die Temperaturempfindung bezogen: eine strenge… kelte (1556; L059 DWb), auf Geschmack und Geruch
2.3herb, penetrant‹: ein strenger Geschmack (L308 Kaspar Stieler); neuer in bezug auf die äußere Erscheinung
2.4klassisch‹, Gegensatz verspielt, "weich": strenger schnitt eines kleides, eine strenge frisur »in der gegenwärtigen umgangssprache« (L059 DWb).
strenggläubig"S122" Lehnbildung zu orthodox (A075 Johann Wolfgang von Goethe, 7,122,20);
Strenge Fem. , ahd. strengi, mhd. strenge; der Bedeutungsentwicklung des Adjektivs folgend.
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