Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Streit
ahd. / mhd. strit; altsächs. strid auch ›Eifer‹, noch mhd. stritec(liche)eifrig‹, altnord. strið (Neutr. ); anfangs ›Bedrängnis, Schmerz‹, daher wohl ›Eifer‹, ›eifriges Bemühen‹; im Sinn einer Spezialisierung weiterentwickelt1heftige Auseinandersetzung‹, mit Wort und Schrift: nie zank und streit / immer ein herz und eine seele (Schiller; L059 DWb), auf den Disput von Andersgläubigen, Literaten, Gelehrten bezogen: ein newer glehrter streit (Fischart; L059 DWb), dazu Gelehrtenstreit, Historikerstreit; in festen Verbindungen Streit schlichten (L308 Kaspar Stieler), Streit suchen (L169 Matthias Kramer), es gibt immer Streit (ebenda), Mit jemand im Streit liegen (L033 Joachim Heinrich Campe); dazu Streitgespräch, Streitschrift; speziell als ⇓ "S181" Rechtsbegriff Burgerlicher Streit (L308 Kaspar Stieler), ein Rechtsstreit, ein Streit vor Gericht (L003 Johann Christoph Adelung 1780); dazu Streitfall, Streitwert; seit dem 18. Jahrhundert veraltet bzw. gehoben
2bewaffneter Kampf‹, übertragen der heiße Streit der Leidenschaft (A131 Friedrich Hölderlin, Der Kampf der Leidenschaft), ein tugendhafter befindet sich… im streite zwischen pflicht und neigung(Eschenburg; L059 DWb); dazu Streitaxt, Streitkräfte.
streiten ahd. stritan, mhd. striten; der Bedeutungsentwicklung von Streitentsprechend; übertragen dafür, dagegen streitet der Umstand; nichts, was mit dem Wohl des Vaterlandes streitet (Schiller); hierher auch trotz der persönlichen Subjekte: da in diesem Widerspruche nicht allein Matthäus und Lucas mit dem Johannes streiten (Lessing); reflexiv: sie streiten sich, sie streitet sich mit ihm; ungewöhnlich: es streitet sich noch [›ist noch streitig‹], ob ihr werdet Quartier hier machen dürfen (Lessing);
streitig ahd. stritig, mhd. stritec; veraltet von Personen ›in Streit begriffen‹: über die Ursachen dieser Krankheit sind die Arzneiverständigen untereinander noch sehr streitig (Rabener), die immer streitige wandelbare Menge (A.W.Schlegel); seit Ende des 19. Jahrhunderts nur noch ⇓ "S181" juristisch von Sachen ›worüber gestritten wird‹: die streitigen Punkte, das ist noch streitig; allgemein in jmdm. etwas streitig machenjmdm. etwas absprechen‹; präfigiert
unstreitig sein Erbrecht ist unstreitig (Wieland), gewöhnlich als Adverb ›eindeutig‹: es ist unstreitig verkehrt;
strittig (um 1400) ursprünglich ⇓ "S163" oberdeutsch; streitig entsprechend nicht mehr auf Personen bezogen; auf Gegenstände, Sachverhalte bezogen ›ungeklärt, zur Diskussion stehend‹: die strittigen punkte(Schopenhauer; L059 DWb), speziell ⇓ "S181" juristisch ›unentschiedenwegen einer strittigen wasserleiten(1405; L059 DWb).
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