Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
Stoß
ahd. / mhd. stoz;1 als Tätigkeitsbezeichnung,
1.1 ›Stich‹ einem einen Stoß ins Hertze geben(L305 Christoph Ernst Steinbach), einem den letzten Stoß geben (L169 Matthias Kramer); daneben als Vorstellung einer plötzlichen Erschütterung
1.2 ›Anprall, Aufprall‹ bei den heftigen stöszen des wagens (Lessing; L059 DWb), einen Stoß in die Rippen (L169 Matthias Kramer), übertragen wie "Schlag" auf die Gemütslage bezogen der Tod seiner Frauen hat ihm einen harten Stoß geben (L169 Matthias Kramer), meiner liebe hat er schon einen stosz gegeben (Weiße; L059 DWb),
⊚⊚ das gab ihm den letzten Stoß »das brachte ihn ganz herunter« (L033 Joachim Heinrich Campe), seinem Herzen einen Stoß geben (L003 Johann Christoph Adelung 1780) ›sich zu etwas durchringen‹; auf die Fortbewegung bezogen wohl erst neuer
1.3 ›kurze, heftige Bewegung‹: in langen stöszen schwamm sie auf das kind zu (Freytag; L059 DWb); mit Betonung der Heftigkeit
1.4 von der Luftbewegung Stoß in die Trompete (L169 Matthias Kramer), Stoß vom Winde (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), mhd. Windstoß; speziell militärisch
1.5 ›Angriff‹, übertragen in der moralischen welt, wie in der physischen, sind stosz und gegenstosz gleich (1790; L059 DWb); seit dem Mittelhochdeutschen gegenständlich
2 ›aufgeschichteter Haufen‹ (1475; L320 Trübner), einen Stoß Bücher (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch);
3 fachsprachlich, bergmannssprachlich ›das Ende eines Stollens‹, auch ›Seitenwände‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), ⇓ "S100" jägersprachlich (16. Jahrhundert; L059 DWb) ›Schwanzfedern‹, bei den Schneidern ›Verstärkung am Saum von Kleidungsstücken‹ (ebenda), bei der Eisenbahn ›Berührungspunkt zweier Schienenstücke‹ (L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing), heute auch medizinisch von der wiederholten Verabreichung eines Medikaments in hoher Dosis (L337 WdG).
Stoßgebet (Luther) zu Stoß(1) ›kurzes Gebet‹, häufig als Ausdruck von Angst;
Stoßseufzer (1668; L059 DWb); ursprünglich religiös im Sinne von Stoßgebet, dann allgemeiner Stimmungsausdruck;
Stoßtrupp ⇓ "S136" (1.Weltkrieg) zu Stoß(1.5);
Stoßverkehr ⇓ "S149" (um 1955) ⇓ "S123" Lehnschöpfung für engl. rush-hour; ⇓ "S138" ›starker Berufsverkehr bei Arbeitsbeginn und -ende‹;
Stößel Mask. , spätahd. stozil, ›Werkzeug zum Stoßen‹, z. B. in einem Mörser; heute auch Teil von Verbrennungsmotoren;
stoßen ahd. stozan, mhd. stozen, gemeingermanisches starkes Verb (got. stautan), urverwandt lat. tundere ›stoßen‹;
1 als Objekt steht ein in Bewegung gesetzter Gegenstand und daneben eine Richtungsbezeichnung;
1.1 dieser Gegenstand kann, während er bewegt wird, festgehalten werden: jmdm. das Messer in die Brust stoßen; mittelhochdeutsch auch im Sinne von ›stecken‹ (noch im 18. Jahrhundert) bzw. ›rücken‹, ›schieben‹: einen Tisch an den anderen stoßen(Jean Paul); oder
1.2 die Bewegung wird durch den einmaligen Anprall eines vorher in Bewegung gesetzten anderen Gegenstandes hervorgerufen: jmdn. zu Boden, zur Tür hinausstoßen, fortstoßen, zurückstoßen; übertragen jmdn. vom Thron stoßen, aus einer Gesellschaft stoßen, etwas von sich stoßen ("ausstoßen", "verstoßen");
⊚ jmdn. (mit der Nase) auf etwas stoßen ›jmdn. nachdrücklich auf etwas hinweisen‹ (E.M.Arndt; L059 DWb); daran anschließend:
2 als Objekt steht ein Gegenstand, dem durch einen anderen eine Erschütterung beigebracht wird, die keine Ortsveränderung zur Folge zu haben braucht: der Ochse hat ihn gestoßen, jmdn. mit dem Ellenbogen stoßen,
⊚ jmdn. vor den Kopf stoßen ›beleidigen‹, auch ›unangenehm überraschen‹ (frühnhd.; L059 DWb), auch mit dem Begriff des Verkleinerns wie zerstoßen: Zimt, Pfeffer stoßen;
3 reflexiv für etwas ohne Absicht des Subjekts Eintretendes: sich an einen/ einem Stein stoßen; die Wolken, die sich hier in diesem Sacke stoßen (Goethe); übertragen ›Anstoß nehmen‹, sich an etwas stoßen ›sich an etwas stören‹; auf etwas Unabsichtliches bezieht sich auch das biblische auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest;
4 wie (2) auch ohne Objekt: der Ochse stößt; mit Angabe der Richtung: nach jmdm. stoßen, ins ↑ "Horn", in die Trompete stoßen; dazu auch die Verbindung mit einem Akkusativ des Resultats: ein Loch in die Leinwand stoßen; verschieden davon eigentlich intransitiv ›in plötzliche heftige Berührung mit etwas kommen‹, Perfekt mit sein(↑ "treffen" [7]): mit dem Fuß an einen Stein stoßen, die Züge sind zusammengestoßen, übertragen hart stößt die Herrschsucht mit der Freiheit zusammen (Schiller), das Schiff ist auf Grund gestoßen (L003 Johann Christoph Adelung 1780); ursprünglich gehört nicht hierher ans Land, vom Land stoßen, da hier eigentlich das Schiff als Objekt hinzuzudenken ist, doch wird auch gesagt das Schiff stößt vom Landund dann im Perfekt ist gestoßen; ohne die Vorstellung des Plötzlichen und Gewaltsamen (s. [1]): auf jmdn. / etwas stoßen ›zufällig treffen‹, auch auf Schwierigkeiten stoßen; zu jmdm. stoßen ›sich mit jmdm. vereinigen‹, besonders von Truppen; ⇓ "S227" am meisten verblaßt an etwas stoßen ›grenzen an‹. ⇑ "stutzen", "stottern", "Steiß";
Stößer nicht allgemein
1 ›Mensch, der etwas im Mörser zerstößt‹, daher ›Apothekergehilfe‹ (Jean Paul);
2 ›Stößel‹;
3 ›Stoßvogel, Raubvogel‹, insbesondere ›Sperber‹: wie die Taube vor dem Stößer fliehn (A222 Friedrich Schiller, Der Venuswagen, 164).
1.1 ›Stich‹ einem einen Stoß ins Hertze geben(L305 Christoph Ernst Steinbach), einem den letzten Stoß geben (L169 Matthias Kramer); daneben als Vorstellung einer plötzlichen Erschütterung
1.2 ›Anprall, Aufprall‹ bei den heftigen stöszen des wagens (Lessing; L059 DWb), einen Stoß in die Rippen (L169 Matthias Kramer), übertragen wie "Schlag" auf die Gemütslage bezogen der Tod seiner Frauen hat ihm einen harten Stoß geben (L169 Matthias Kramer), meiner liebe hat er schon einen stosz gegeben (Weiße; L059 DWb),
⊚⊚ das gab ihm den letzten Stoß »das brachte ihn ganz herunter« (L033 Joachim Heinrich Campe), seinem Herzen einen Stoß geben (L003 Johann Christoph Adelung 1780) ›sich zu etwas durchringen‹; auf die Fortbewegung bezogen wohl erst neuer
1.3 ›kurze, heftige Bewegung‹: in langen stöszen schwamm sie auf das kind zu (Freytag; L059 DWb); mit Betonung der Heftigkeit
1.4 von der Luftbewegung Stoß in die Trompete (L169 Matthias Kramer), Stoß vom Winde (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), mhd. Windstoß; speziell militärisch
1.5 ›Angriff‹, übertragen in der moralischen welt, wie in der physischen, sind stosz und gegenstosz gleich (1790; L059 DWb); seit dem Mittelhochdeutschen gegenständlich
2 ›aufgeschichteter Haufen‹ (1475; L320 Trübner), einen Stoß Bücher (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch);
3 fachsprachlich, bergmannssprachlich ›das Ende eines Stollens‹, auch ›Seitenwände‹ (J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), ⇓ "S100" jägersprachlich (16. Jahrhundert; L059 DWb) ›Schwanzfedern‹, bei den Schneidern ›Verstärkung am Saum von Kleidungsstücken‹ (ebenda), bei der Eisenbahn ›Berührungspunkt zweier Schienenstücke‹ (L269 Daniel Sanders/ L269 J. Ernst Wülfing), heute auch medizinisch von der wiederholten Verabreichung eines Medikaments in hoher Dosis (L337 WdG).
Stoßgebet (Luther) zu Stoß(1) ›kurzes Gebet‹, häufig als Ausdruck von Angst;
Stoßseufzer (1668; L059 DWb); ursprünglich religiös im Sinne von Stoßgebet, dann allgemeiner Stimmungsausdruck;
Stoßtrupp ⇓ "S136" (1.Weltkrieg) zu Stoß(1.5);
Stoßverkehr ⇓ "S149" (um 1955) ⇓ "S123" Lehnschöpfung für engl. rush-hour; ⇓ "S138" ›starker Berufsverkehr bei Arbeitsbeginn und -ende‹;
Stößel Mask. , spätahd. stozil, ›Werkzeug zum Stoßen‹, z. B. in einem Mörser; heute auch Teil von Verbrennungsmotoren;
stoßen ahd. stozan, mhd. stozen, gemeingermanisches starkes Verb (got. stautan), urverwandt lat. tundere ›stoßen‹;
1 als Objekt steht ein in Bewegung gesetzter Gegenstand und daneben eine Richtungsbezeichnung;
1.1 dieser Gegenstand kann, während er bewegt wird, festgehalten werden: jmdm. das Messer in die Brust stoßen; mittelhochdeutsch auch im Sinne von ›stecken‹ (noch im 18. Jahrhundert) bzw. ›rücken‹, ›schieben‹: einen Tisch an den anderen stoßen(Jean Paul); oder
1.2 die Bewegung wird durch den einmaligen Anprall eines vorher in Bewegung gesetzten anderen Gegenstandes hervorgerufen: jmdn. zu Boden, zur Tür hinausstoßen, fortstoßen, zurückstoßen; übertragen jmdn. vom Thron stoßen, aus einer Gesellschaft stoßen, etwas von sich stoßen ("ausstoßen", "verstoßen");
⊚ jmdn. (mit der Nase) auf etwas stoßen ›jmdn. nachdrücklich auf etwas hinweisen‹ (E.M.Arndt; L059 DWb); daran anschließend:
2 als Objekt steht ein Gegenstand, dem durch einen anderen eine Erschütterung beigebracht wird, die keine Ortsveränderung zur Folge zu haben braucht: der Ochse hat ihn gestoßen, jmdn. mit dem Ellenbogen stoßen,
⊚ jmdn. vor den Kopf stoßen ›beleidigen‹, auch ›unangenehm überraschen‹ (frühnhd.; L059 DWb), auch mit dem Begriff des Verkleinerns wie zerstoßen: Zimt, Pfeffer stoßen;
3 reflexiv für etwas ohne Absicht des Subjekts Eintretendes: sich an einen/ einem Stein stoßen; die Wolken, die sich hier in diesem Sacke stoßen (Goethe); übertragen ›Anstoß nehmen‹, sich an etwas stoßen ›sich an etwas stören‹; auf etwas Unabsichtliches bezieht sich auch das biblische auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest;
4 wie (2) auch ohne Objekt: der Ochse stößt; mit Angabe der Richtung: nach jmdm. stoßen, ins ↑ "Horn", in die Trompete stoßen; dazu auch die Verbindung mit einem Akkusativ des Resultats: ein Loch in die Leinwand stoßen; verschieden davon eigentlich intransitiv ›in plötzliche heftige Berührung mit etwas kommen‹, Perfekt mit sein(↑ "treffen" [7]): mit dem Fuß an einen Stein stoßen, die Züge sind zusammengestoßen, übertragen hart stößt die Herrschsucht mit der Freiheit zusammen (Schiller), das Schiff ist auf Grund gestoßen (L003 Johann Christoph Adelung 1780); ursprünglich gehört nicht hierher ans Land, vom Land stoßen, da hier eigentlich das Schiff als Objekt hinzuzudenken ist, doch wird auch gesagt das Schiff stößt vom Landund dann im Perfekt ist gestoßen; ohne die Vorstellung des Plötzlichen und Gewaltsamen (s. [1]): auf jmdn. / etwas stoßen ›zufällig treffen‹, auch auf Schwierigkeiten stoßen; zu jmdm. stoßen ›sich mit jmdm. vereinigen‹, besonders von Truppen; ⇓ "S227" am meisten verblaßt an etwas stoßen ›grenzen an‹. ⇑ "stutzen", "stottern", "Steiß";
Stößer nicht allgemein
1 ›Mensch, der etwas im Mörser zerstößt‹, daher ›Apothekergehilfe‹ (Jean Paul);
2 ›Stößel‹;
3 ›Stoßvogel, Raubvogel‹, insbesondere ›Sperber‹: wie die Taube vor dem Stößer fliehn (A222 Friedrich Schiller, Der Venuswagen, 164).