Hermann Paul - Deutsches Wörterbuch
stören
neuhochdeutsch Zusammenfall der ursprünglich getrennten Verben ahd. storen, mhd. stœren ›zerstören‹ und ahd. stur(i)en, mhd. stürn (nhd. stüren) ›vernichten, stochern‹; anfangs1 ›herumstochern‹, bis ins 19. Jahrhundert; mittelhochdeutsch weiterentwickelt zu
2 ›aus der Ordnung, Ruhe bringen‹; ↑ "zerstören";
2.1 mit abstraktem bzw. sächlichem Objekt die Freude (mhd. Wolfram von Eschenbach, Parzival; vgl. L059 DWb), Ruhe, den Frieden stören, im geflügelten Wort gehoben störe meine Kreise nicht ›laß mich in Ruhe‹ (nach Archimedes; L027 Büchmann);
2.2 mit persönlichem Objekt, präpositional jemand in seinen Gedanken stören (L169 Matthias Kramer), einen in seiner Arbeit stören(J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), ihr alten! störet / kein liebend paar (J.M.R.Lenz; L059 DWb); in der Passivkonstruktion, präpositional mit von: allwo ich nicht von reden gestöret würde (Ch.Reuter; L059 DWb); ↑ "verstören"; abgeblaßt
2.3 ›aufsuchen, unterbrechen‹, ohne Objekt ich will nicht stören (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 1,4); gut, daß Sie mich störten! denn was hätte ich ihr sagen können (A222 Friedrich Schiller, Parasit 1,1), seit dem 18. Jahrhundert in der Höflichkeitsformel liebste gemahlin, darf ich sie stören? (La Roche; L059 DWb), Lassen sie sich nicht stören (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Freigeist 3,8); seit dem 18. Jahrhundert speziell
2.4 ›Anstoß erregen‹, im Anschluß daran reflexiv Hier stört mich alles (L003 Johann Christoph Adelung 1780), präpositional sich an etwas stören ›Anstoß an etwas nehmen‹; im Partizip Perfekt gestört attributiv
2.5 ›beeinträchtigt‹ gestörte eintracht (Klinger; L059 DWb), ohne Objekt verhüllend auf Menschen bezogen ›verrückt‹: verrückt, wofür das wort gestört nur ein mildernder ausdruck ist(I.Kant; L059 DWb).
Störenfried ⇓ "S188" (1562), ↑ "Frieden"; ›Unruhestifter‹, auch abgeblaßt zu stören(2.3): dasz… der doctor als störenfried eintrat (Freytag; L059 DWb);
Störfall ⇓ "S149" ursprünglich ⇓ "S220" technisch wohl Ende der 1960er Jahre ›technischer Defekt in einem Atomkraftwerk‹ (L030 Brisante Wörter), ⇓ "S064" euphemistisch auch ›Zwischenfall‹; über juristischen und politischen Gebrauch (dazu Störfall-Verordnung 1980) seit etwa 1980 allgemeinsprachlich, besonders seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl im Mai 1986 und dessen literarischer Verarbeitung durch Ch.A286 Christa Wolf, Störfall (1987); dann auch auf andere Industrieanlagen, besonders Chemiewerke, bezogen (L030 Brisante Wörter); übertragen intellektueller Störfall (1986; L315 Georg Stötzel/ L315 Martin Wengeler 655);
Störer mhd. storer, störer des weltfriedens, eroberer, tyrannen (Grabbe; L059 DWb); Friedensstörer, Ruhestörer;
Störung mhd. stœrunge; Störung des Gleichgewichts; zu stören(2.3): verzeihen sie die störung (Nestroy; L059 DWb); fachsprachlich speziell häufig im Plural, in der Medizin auf Krankheiten bezogen (1420; L040 Lorenz Diefenbach), ⇓ "S220" technisch ›Defekt‹ störungen in einer elektrischen leitung(1902–05; L059 DWb).
2 ›aus der Ordnung, Ruhe bringen‹; ↑ "zerstören";
2.1 mit abstraktem bzw. sächlichem Objekt die Freude (mhd. Wolfram von Eschenbach, Parzival; vgl. L059 DWb), Ruhe, den Frieden stören, im geflügelten Wort gehoben störe meine Kreise nicht ›laß mich in Ruhe‹ (nach Archimedes; L027 Büchmann);
2.2 mit persönlichem Objekt, präpositional jemand in seinen Gedanken stören (L169 Matthias Kramer), einen in seiner Arbeit stören(J. L.L078 Johann Leonhard Frisch), ihr alten! störet / kein liebend paar (J.M.R.Lenz; L059 DWb); in der Passivkonstruktion, präpositional mit von: allwo ich nicht von reden gestöret würde (Ch.Reuter; L059 DWb); ↑ "verstören"; abgeblaßt
2.3 ›aufsuchen, unterbrechen‹, ohne Objekt ich will nicht stören (A222 Friedrich Schiller, Piccolomini 1,4); gut, daß Sie mich störten! denn was hätte ich ihr sagen können (A222 Friedrich Schiller, Parasit 1,1), seit dem 18. Jahrhundert in der Höflichkeitsformel liebste gemahlin, darf ich sie stören? (La Roche; L059 DWb), Lassen sie sich nicht stören (A177 Gotthold Ephraim Lessing, Freigeist 3,8); seit dem 18. Jahrhundert speziell
2.4 ›Anstoß erregen‹, im Anschluß daran reflexiv Hier stört mich alles (L003 Johann Christoph Adelung 1780), präpositional sich an etwas stören ›Anstoß an etwas nehmen‹; im Partizip Perfekt gestört attributiv
2.5 ›beeinträchtigt‹ gestörte eintracht (Klinger; L059 DWb), ohne Objekt verhüllend auf Menschen bezogen ›verrückt‹: verrückt, wofür das wort gestört nur ein mildernder ausdruck ist(I.Kant; L059 DWb).
Störenfried ⇓ "S188" (1562), ↑ "Frieden"; ›Unruhestifter‹, auch abgeblaßt zu stören(2.3): dasz… der doctor als störenfried eintrat (Freytag; L059 DWb);
Störfall ⇓ "S149" ursprünglich ⇓ "S220" technisch wohl Ende der 1960er Jahre ›technischer Defekt in einem Atomkraftwerk‹ (L030 Brisante Wörter), ⇓ "S064" euphemistisch auch ›Zwischenfall‹; über juristischen und politischen Gebrauch (dazu Störfall-Verordnung 1980) seit etwa 1980 allgemeinsprachlich, besonders seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl im Mai 1986 und dessen literarischer Verarbeitung durch Ch.A286 Christa Wolf, Störfall (1987); dann auch auf andere Industrieanlagen, besonders Chemiewerke, bezogen (L030 Brisante Wörter); übertragen intellektueller Störfall (1986; L315 Georg Stötzel/ L315 Martin Wengeler 655);
Störer mhd. storer, störer des weltfriedens, eroberer, tyrannen (Grabbe; L059 DWb); Friedensstörer, Ruhestörer;
Störung mhd. stœrunge; Störung des Gleichgewichts; zu stören(2.3): verzeihen sie die störung (Nestroy; L059 DWb); fachsprachlich speziell häufig im Plural, in der Medizin auf Krankheiten bezogen (1420; L040 Lorenz Diefenbach), ⇓ "S220" technisch ›Defekt‹ störungen in einer elektrischen leitung(1902–05; L059 DWb).